Das Stifterbild in der Weilheimer Peterskirche

Das Stifterbild im Chor der Weilheimer Peterskirche. Copyright: LABW
Das Stifterbild im Chor der Weilheimer Peterskirche. Copyright: LABW
Das im Anschluss an den spätgotischen Neubau der Weilheimer Peterskirche (1489–1522) entstandene Stifterbild im Chor veranschaulicht die Ursprünge von Kirche und Stadt. Rechts oben ist die Limburg über Weilheim, der Sitz Herzog Bertholds (I.) von Zähringen († 1078), zu erkennen. Auf der linken Seite ist die von der Peterskirche dominierte Stadt während des Baus der Stadtmauer als sinnfälliges Symbol der Stadtwerdung Weilheims dargestellt. Im Vordergrund knien Berthold II. von Zähringen (um 1050–1111) mit einem Kirchenmodell und Graf Ulrich von Aichelberg, beide gekennzeichnet durch ihre Wappen. Der Bezugspunkt ihrer Andacht, wohl eine Heiligen- oder Mariendarstellung, wurde nach 1556 übermalt. Eine Bildunterschrift erläutert die Darstellung, sie nennt die Jahre 1089 für die Weihe der Kirche und 1319 für die Stadtrechtsverleihung. Das Stifterbild geht auf den Weilheimer Pfarrer Johannes Sattler (ca. 1470–1523) zurück, der auch Kaplan am Freiburger Münster war und eine Cronica von den Hertzogen von Zäringen, Stüffter der Statt Freyburg im Breyßgaw verfasst hat. Wie die Bildunterschrift bezeugt auch die Chronik die Weihe der Kirche 1089. Zusammen mit der Grundsteinlegung für den Kirchenneubau 1489 – exakt 400 Jahre später – sind das Stifterbild und die Chronik Zeugnisse einer Zähringer-Renaissance in Weilheim zu Beginn des 16. Jh., mit der das herzogliche Gründergeschlecht erneut in das Zentrum der Erinnerung gerückt wurde. Sie war zunächst auf die Habsburger hin orientiert, die 1520–34 die Herrschaft in Württemberg ausübten. Da Sattler die Zähringer von den Grafen von Habsburg herleitet, ist Herzog Berthold II. auf dem Bild nicht das zähringische, sondern das habsburgische Löwenwappen beigegeben. Aber auch die Herzöge von Württemberg, die seit 1495 den Titel eines Herzogs von Teck führten, konnten sich als Erben der Zähringer verstehen. Durch die spätere Übermalung der rechten Bildhälfte mit dem württembergischen Wappen, das im zweiten Feld die Tecker Wecken zeigt, wurde das Bild in diesem Sinne aktualisiert und somit ein neuer, württembergischer Bezugsrahmen für die Stadt- und Kirchengeschichte geschaffen.

Clemens Joos

Veröffentlicht in: Der Landkreis Esslingen. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Esslingen (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2009, Bd. 2, S. 445. 
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