Grafschaft Hanau-Lichtenberg

Wappen der Herren von Lichtenberg, 15. Jahrhundert (GLAK 67/1057 S. 68)
Wappen der Herren von Lichtenberg, 15. Jahrhundert (Landesarchiv GLAK 67/1057 S. 68)

Das rechtsrheinische Vorland von Straßburg stand früh in engster Verbindung mit der Bischofsmetropole. Die Herren von Lichtenberg sind seit 1249 als Straßburger Stadt-und Hochstiftsvögte belegt. 1273 wurde Konrad von Lichtenberg Straßburger Bischof, 1275 begegnet erstmals ein Lichtenberger bei der Ausübung von Herrschaftsfunktionen rechts des Rheins. Man wird trotzdem annehmen müssen, dass eine Belehnung durch den Bischof aus der eigenen Familie nur der Abschluss einer von der Vogtei her bedingten Entwicklung war. Die alten Zentren des Gebietes Willstädt und Rheinbischofsheim wurden nach 1292 durch den Bau von Burg und Stadt (1300) Lichtenau ergänzt. Landesteilungen, 1335 in drei und 1440 in zwei Teile, blieben ohne anhaltende Folgen. 1486 fiel das Land über zwei Erbtöchter an die Grafen von Hanau und die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, die es bis 1517/22 vollständig als Kondominat verwalteten, dann einzelne Stücke teilten. Die Reformation kam 1544 im hanauischen Amt Willstädt zum Durchbruch, in den Kondominatsämtern Lichtenau und Rheinbischofsheim erst 1560. Durch die Heirat des Jakob von Hanau-Lichtenberg mit der Erbtochter Ludowika von Zweibrücken-Bitsch-Lichtenberg wurde 1560 das Territorium wieder zusammengefasst, die Reformation durch die Kirchenordnung von 1572 nach im Grunde württembergischem Vorbild zum Abschluss gebracht. In den Kriegen der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erlitt das Land im Vorfeld des 1678 ff. von den Franzosen geschaffenen Rheinbrückenkopfes Kehl eine völlige Verwüstung. Nach dem Aussterben der Hanauer 1736 fiel ihr oberrheinisches Territorium an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt und wurde von der neuen Nebenresidenz Pirmasens aus regiert.

(Quelle: Bearbeitete Fassung aus dem Abschnitt Landesgeschichte, in: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Band I, Stuttgart, 2. Aufl. 1977)

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