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Freundliche Geister - die Pfullinger Sagengestalten

 

Pfullingen mit dem „Urschlenberg“, Ansicht aus der ersten Hälfte des 18. Jh., Quelle Württembergische Landesbibliothek 402388534
Pfullingen mit dem „Urschlenberg“, Ansicht aus der ersten Hälfte des 18. Jh., Quelle Württembergische Landesbibliothek 402388534

Nicht nur der Schwarzwald mit seinem Baumbestand und den tiefen Schluchten ist von Sagengestalten bevölkert, auch die Schwäbische Alb mit ihren Höhlen und Felsabbrüchen wirkte sich auf die Phantasie der Bewohner aus. Gleich eine ganze Schar von Fabelwesen tummelt sich im Umfeld von Pfullingen und trotz ihres teils bedrohlichen Erscheinungsbilds sind die meisten den Normalsterblichen gegenüber wohlgesonnen, sogar freundlich eingestellt. Da wäre zunächst die Urschel, die am gleichnamigen Berg heimisch ist. Sie trägt ein langes weißes Kleid, rote Strümpfe und eine schöne Haube auf dem Kopf, ist von hilfsbereitem und gütigem Wesen und begleitet Wanderer sowie Reisende durch die Pfullinger Wälder und Fluren, beschützt die Holzmacher und hilft in Not geratenen Familien. Bauern und Fuhrleute erbitten ihren Beistand, indem sie am Remmselesstein - das Remmsele ist ein runder Hosenknopf mit fünf Löchern - ein Opfer bringen. Am Gürtel der Urschel hängen vier Schlüssel, passend zu den vier versunkenen Schlössern der Urschel, die auf den Höhen bei Pfullingen gestanden haben sollen, sich nun aber in ihrem unterirdischen Reich befinden. Der Urschel zur Seite stehen die Nachtfräulein, die gerne am Urselberg mit Handarbeiten in der Sonne sitzen oder in den Ort kommen, um beim Spinnen und Weben zu helfen. Außerdem wohnen im Berg noch die Waldmännle, kleine Gestalten, die Zylinder auf den Köpfen tragen und den Wald bewachen.

Die Urschel wurde vor langer Zeit verwunschen und wartet auf ihre Erlösung. Dazu sind drei Aufgaben zu erfüllen, was aber bisher noch niemand geschafft hat. Dazu muss ein auserwählter Mann den Eingang zum Urschelberg finden, unter einem schweren, mit Bindfaden befestigten Mühlstein durchkommen, er darf den feuerspeienden Wachhund auf der eisernen Schatztruhe der Urschel nicht scheuen und muss schließlich die Konfrontation mit der würgenden Riesenschlange suchen. Wer das hinbekommt, soll reich belohnt werden. Gelingt es jedoch nicht, wird die sonst freundliche Urschel zornig, wie beim bislang einzigen Versuch, als der Kandidat aufgab und unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen sein soll.

Auch ein Gespenst spukt in Pfullingens Wäldern. Der Haule reitet mit dem Kopf unter dem Arm auf seinem Schimmel durch die Gegend, vorwiegend um das Selchental herum. Er sei einst Pächter des Kappelhofes beim Tannenwald gewesen. Aus Gier habe er Reisende und sogar seinen Vater umgebracht. Mittlerweile ist der Haule zwar unheimlich aber bis auf einige Streiche harmlos. So lässt er Kerzenwachs auf ahnungslose Spaziergänger tropfen, hilft aber auch den Bauern bei der Arbeit und erfreut als idealtypischer Geist selbst die Kinder. Für sie ist außerdem der Pelzmichel da, die örtliche Variante des Knecht Ruprecht, der in der Schetterhöhle haust. Er trägt ein weißes Hemd, einen Fellmantel und Ketten um den Bauch, die immerfort klirren. Der Pelzmichel soll helfen unartigen Kindern Respekt beizubringen, andernfalls landen sie in seinem Sack. Und um den Nikolaustag kommt er mit Rute, Äpfeln und Nüssen in den Ort, um die bekannten Rituale vorzunehmen.

Diese und weitere Geschichten um die Pfullinger Sagenwelt präsentiert ein mit Holzskulpturen ausgestatteter Themenweg, der auch in Etappen begangen werden kann. Weitere Informationen mit Flyer gibt es hier.

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