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Clara Schumann in Baden-Baden

 

Clara Schumann in den 1850er Jahren, Photographie von Franz Hanfstaengl, [Quelle: Wikimedia gemeinfrei]
Clara Schumann in den 1850er Jahren, Photographie von Franz Hanfstaengl, [Quelle: Wikimedia gemeinfrei]

Baden-Baden, Kurstadt, Hot Spot der "gehobenen Gesellschaft" und mittlerweile UNESCO-Welterbe, war im 19. Jh. ein Treffpunkt vieler bekannte Persönlichkeiten. Der russische Autor Ivan Turgenew, der Bankier und Spielbankbetreibe Bénazet, der „Maler des Hochadels“ Franz Xaver Winterhalter oder die gefeierte Sängerin Pauline Viardot ließen sich an der Oos nieder. Zu ihnen zählte auch Clara Schumann. Zehn Jahre, von 1863-1873, bewohnte sie zusammen mit ihrer Familie ein Haus im Baden-Badener Stadtteil Lichtental. Dank ihrer Freundschaft mit Pauline Viardot war es gelungen, das eher schlichte aber wohnliche Anwesen an der heutigen Hauptstraße zu erwerben.

1840, einen Tag vor ihrem 21. Geburtstag, hatten Clara Wieck und Robert Schumann geheiratet. Nach der gegen den Willen des strengen Vaters geschlossenen Ehe stand Clara vor der Herausforderung, vielfältigen Verpflichtungen nachkommen zu müssen. Haushalt, Unterricht, stilles Komponieren und lautstarkes Üben waren in der Künstlerwohnung mit nicht immer in Einklang zu bringen. Rasch zeichnete sich ab, dass sie ihre berufliche Tätigkeit weder aufgeben wollte noch konnte, trug diese doch wesentlich zum Einkommen der stetig wachsenden Familie bei. Bis zu Roberts psychischem Zusammenbruch 1854 gaben die Eheleute gemeinsame Konzerte.

Roberts Einstellung zu Clara war einerseits geprägt von Unbehagen gegenüber der bekannten und gefeierten Künstlerin, andererseits bewunderte er ihr Talent und ihre Gabe seine Musik zu interpretieren. Clara unterstütze und assistierte Robert bei seinen Tätigkeiten und trug viel zum Bekanntwerden seiner Werke bei. Von einer schweren körperlichen und psychischen Krise, die Robert schon 1844 heimsuchte, konnte er sich nur schwer erholen. Sein Zustand verschlimmerte sich in den folgenden Jahren weiter. Clara musste die Familie allein versorgen. Einige der größeren Kinder brachte sie in externen Bildungseinrichtungen unter, wobei sie darauf achtete, dass die Mädchen nicht benachteiligt wurden. Die Mutterrolle musste hintenanstehen. Eine Karriere als Musikerin, meist waren es Opernsängerinnen, stellte vor dem Ersten Weltkrieg eine der wenigen Möglichkeiten für Frauen dar, um aufzusteigen und damit ein angemessenes eigenes Einkommen zu erzielen. Nach Roberts Tod 1856 zog die Familie von Düsseldorf nach Berlin, wo Claras Mutter lebte. Eigene Kompositionen entstanden in diesen Jahren kaum noch.

Ab 1863 wurde das Haus in Baden-Baden zur Stätte der Erholung zwischen Claras zahlreichen Konzertreisen. Hier trafen sich Familie und Freunde und hier lebte in den Sommermonaten Johannes Brahms, der der Familie eng verbunden war. Clara unterrichtete und bereicherte zusammen mit ihrer Freundin Pauline Viardot das kulturelle Leben der Stadt, das viele internationale Künstler anzog. 1869 heiratete Tochter Julie in der katholischen Kirche von Lichtental. Nach dem deutsch-französischen Krieg veränderte sich das gesellschaftliche Miteinander von Baden-Baden. Pauline Viardot ging zurück nach Paris, Clara 1873 nach Berlin, wo zwei ihrer Söhne lebten, sie sich aber nicht wohl fühlte. Baden-Baden blieb sie weiterhin verbunden und verbrachte auch in den Folgejahren immer wieder einige Tage dort. 1878 übernahm sie eine Stelle als Lehrerin am neu gegründeten Konservatorium von Frankfurt am Main und veröffentlichte das Gesamtwerk ihres Mannes sowie andere Schriften. Als ab 1891 körperliche Beeinträchtigungen auftraten, gab sie ihr letztes Konzert und zog sich zurück.

Clara Schumann, geboren als Clara Josephine Wieck am 13. September 1819 in Leipzig starb am 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main und wurde neben ihrem Mann in Bonn begraben.

Das Brahmshaus von Baden-Baden ist heute als Museum zugänglich. Hier haben sowohl die seit 1966 bestehende Brahmsgesellschaft wie auch die Internationale Clara-Schumann-Gesellschaft ihren Sitz. Diese wurde 2019 gegründet und widmet sich dem Andenken an die Künstlerin, ihrer Tätigkeit als Komponistin, international tätigen Pianistin, Pädagogin und Konzertunternehmerin, ihrem Umfeld sowie ihren besonderen Beziehungen zu der Kurstadt. In diesem September finden die von der Brahmsgesellschaft in zweijährigem Turnus organisierten Brahmstage statt.

Bilder, Briefe und umfangreiches weiteres Material zu Clara Schumann bei der Deutschen Digitalen Bibliothek

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