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Globalisierung des Glaubens - Rosa von Lima und das Kloster Habsthal

 

Geometrischer Grundriss der Markung Habsthal bzw. der Besitzungen des Klosters Habsthal, verm. 17. Jh. (Quelle Landesarchiv BW, StAS FAS K Nr. 26)
Geometrischer Grundriss der Markung Habsthal bzw. der Besitzungen des Klosters Habsthal, verm. 17. Jh. (Quelle Landesarchiv BW, StAS FAS K Nr. 26)

Das ehemalige Dominikanerinnenkloster Habsthal, zwischen Krauchenwies, Mengen und Ostrach gelegen, ist eine der weniger bekannten Stationen der Oberschwäbischen Barockstraße. Nicht nur wegen der Kunstschätze verdient das Kloster, das heute eine benediktinische Gemeinschaft beherbergt, Beachtung.

Die Anfänge des Konvents liegen, wie bei vielen Frauenklöstern des Hochmittelalters, in einer Beginensammlung. 1259 übergab Pfalzgraf Hugo von Tübingen seinen Besitz in Habstahl der im vorderösterreichischen Mengen entstandenen Frauengemeinschaft, die fortan für das Seelenheil der Familie Sorge tragen sollte. Noch im selben Jahr wurde mit der Errichtung der Gebäude begonnen. Kurze Zeit später erteilte König Rudolf von Habsburg das Recht, die Grundherrschaft auszubauen. Bis 1728 konnten die Klosterfrauen ihren Besitz kontinuierlich erweitern. Das Kloster und die Orte Habsthal, Rosna und Bernweiler bildeten eine kleine Grund- und Niedergerichtsherrschaft, in der die Priorin auch Ortsherrin war. Im Lauf des 18. Jh. verstärkten sich die Beziehungen zu Österreich. In diese Zeit fiel auch die wirtschaftliche und religiöse Konsolidierung der Gemeinschaft. Die Verhältnisse erlaubten eine Modernisierung der nach dem Dreißigjährigen Krieg zunächst durch Jodocus Beer wiedererrichteten Anlage unter Einbeziehung von Refektorium, Kapitelsaal und Klosterkirche. Diese klassisch-spätbarocke Gestaltung, bei der Joseph Anton Feuchtmayer als Stuckateur und Gottfried Bernhard Göz als Freskomaler wirkten, prägt bis heute das Erscheinungsbild.

In der Klosterkirche verdienen zwei Gemälde Aufmerksamkeit, die um die Zeit des Wiederaufbaus, gegen Ende des 17. Jh., von Matthäus Zehender (1641-1697) geschaffen wurden. Das Bild des Hauptaltars zeigt die bei den Dominikanerinnen hochverehrte Maria. Ihr zugewandt sind der Stifter, Pfalzgraf Hugo von Tübingen, Graf Bodmann als damaliger Inhaber der Lehen, König Rudolf von Habsburg und der hl. Dominikus mit der Weltkugel, auf der Habsthal abgebildet ist.

Der rechte Seitenaltar ist den Dominikanerinnen gewidmet, wobei nochmals Maria erscheint. Sie bekrönt eine der Ordensfrauen mit einem Rosenkranz. Das Attribut verweist auf Rosa von Lima, die unter diesem Namen auch in den Orden eingetreten war. Rosa wurde 1586 unter dem Namen Isabella Flores de Oliva als Tochter einer kinderreichen, adeligen aber verarmten Familie spanischer Herkunft in Lima geboren. Sie verehrte die hl. Katharina von Siena, die ihr Leben der Armen- und Krankenfürsorge im Dominikanerinnenorden gewidmet hatte. 1606 schloss sich Isabella, nun Rosa a Santa Maria, den Dominikanerinnen an, lebte aber nicht in Klausur sondern zunächst in einer ärmlichen Hütte des elterlichen Gartens. Sie führte ein asketisches Leben, predigte und kümmerte sich um Notleidende. Auch das schwere, durch die spanischen Eroberer verschuldete Schicksal der peruanischen Ureinwohner rührte sie. Schon kurz nach ihrem Tod 1617 wurde Rosa zur Volksheiligen, nach der Heiligsprechung 1671 zur ersten offiziell anerkannten Heiligen der Neuen Welt. Die Cappella Colonna in Santa Maria sopra Minerva, Hauptkirche der Dominikaner in Rom und Grablege der Katharina von Siena, wurde ihr geweiht. Angesichts der auch in Europa präsenten Popularität von Rosa verwundert es nicht, dass sie den Weg in den neuerbauten Frauenkonvent von Habsthal fand. Vielleicht brachte der Maler Matthäus Zehender, der einige Jahre in Oberitalien gearbeitet hatte, das Motiv von dort mit. Das Altargemälde nimmt Bezug auf drei starke, von den Dominikanerinnen verehrte Frauengestalten: Maria, Rosa und Katharina von Siena. Möglicherweise ist die Darstellung auch eine Mahnung an die Disziplinlosigkeit früherer Zeiten, die immer wieder zu Krisen in dem Kloster führte.

Weiterführende Informationen:
Geschichte und weitere Abbildungen von Habsthal im Portal Klöster in Baden-Württemberg
Besitzungen des Klosters Habsthal mit den angrenzenden Gemarkungen im 18. Jh.,
Karte und Verzeichnis der Lehengüter mit Trägern im Landesarchiv BW, Staatsarchiv Sigmaringen
Abbildungen der Gemälde und weiterer Kunstschätze sowie Informationen zum heutigen Konvent auf der Homepage des Klosters

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