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Das Heilbronner Liederfest zu Pfingsten 1840

 

Johannes Braungart: Anfahrt der Esslinger Sänger zum Heilbronner Liederfest 1840, Quelle Stadtmuseum Esslingen auf museum-digital:baden-württemberg (CC BY-NC-SA)
Johannes Braungart: Anfahrt der Esslinger Sänger zum Heilbronner Liederfest 1840, Quelle Stadtmuseum Esslingen auf museum-digital:baden-württemberg (CC BY-NC-SA)

Die Jahre und Jahrzehnte vor den revolutionären Ereignissen 1848/49 waren von einer konservativen Politik geprägt, gekennzeichnet durch strikte Zensur und dem Verbot politischer Organisationen unter Einbeziehung der Burschenschaften. Beseitigen ließen sich die nationalen, liberalen und demokratischen Tendenzen damit nicht. Wirtschaftliche und soziale Gegensätze sorgten zusätzlich für Spannungen. Ausdruck des politischen Aufbruchs war das Hambacher Fest 1832, wo neben akademischen Teilnehmern erstmals auch Vertreter breiter Kreise des Bürgertums und Handwerker zusammenkamen, darunter viele Frauen und Gäste aus dem Ausland. Angesichts der im Anschluss nochmals verschärften Unterdrückungsmaßnahmen kam den Vereinen der Sänger oder der Turnbewegung verstärkte Bedeutung als Orte der Zusammenkunft und des Austausch zu, über die große überregionale Treffen stattfanden. Schon vor dem Allgemeinen Deutschen Sängerfest 1947 in Lübeck wurde 1843 in Tübingen das Schwäbische Sängerfest abgehalten.

Eine Momentaufnahme vom Heilbronner Liederfest, das an Pfingsten 1840 stattfand, zeigt der Kupferstich von Johannes Braungart. Die Teilnahme des Esslinger Liederkranzes, dessen Anreise per Schiff hier festgehalten ist, verdeutlich auch hier die überregionale Ausrichtung, unterstrichen durch zahlreiche Menschen, die an beiden Ufern zur Begrüßung bereitstehen. Braungart war ein Freund von Karl Pfaff (1795-1866), Lehrer am Esslinger Pädagogium, der 1827 den Esslinger Liederkranz gegründet hatte. Ab demselben Jahr fanden die Schwäbischen Liederfeste statt, auf denen Pfaff für Einheit, Recht und Freiheit in Deutschland eintrat. Er war 1831 Mitbegründer der Esslinger Bürgergesellschaft und federführend bei der Entstehung des Schwäbischen Sängerbunds, zu dem sich die südwestdeutschen Gesangsvereine 1849 zusammenschlossen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Pfaff und Braungart 1840 beim Heilbronner Liederfest anwesend waren. Der Stich zeigt das festlich geschmückte Schiff im Begriff, im flachen Wasser vor der hölzernen Neckarbrücke den Anker zu werfen. Neben Kränzen und Wimpeln ist am Heck die Fahne des Königreichs Württemberg zu sehen. Ob der Name des Schiffs tatsächlich Veränderung lautete oder ob es sich um eine künstlerische Eingebung Braungarts handelte, lässt sich nicht mehr feststellen, doch steht er für Modernisierung und Fortschritt in mehrfacher Hinsicht. Die Aake, ein flacher Lastkahn niederrheinischer Bauart der sowohl segeln als auch geschleppt werden konnte, stellte eine Neuerung auf dem Neckar dar und war nach dem Niedergang der Schifffahrt in den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. aufgekommen.

Von den Heilbronner Vereinen gingen in der Mitte des 19. Jh. weitere überregional bedeutsame Turner- und Sängerfeste aus. 1848 wurde Heilbronn zu einem Zentrum der Märzrevolution in Württemberg. Einer der Protagonisten war der Heilbronner Verleger August Ruoff, der demokratische Ideen und Neuigkeiten über seine Zeitung Neckar-Dampfschiff publizierte.

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