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Auf den Spuren Hermann Hesses in Gaienhofen

 Gaienhofen
Hermann Hesses erstes Wohnhaus, Gaienhofen [Quelle: Gaienhofen]

Gestern wäre Hermann Hesse 144 Jahre alt geworden. Hesse gehört zu den wohl bekanntesten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Vorwiegend für seinen letzten, von Idealen des Humanismus geprägten Roman "Das Glasperlenspiel", erhielt Hesse 1946 den Nobelpreis für Literatur.

Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw geboren und verbrachte dort Kindheits- und Jugendjahre. Diese waren geprägt vom Leben in dem württembergisch-pietistischen Amtsstädtchen, aber auch vom international-missionarischen Hintergrund seiner Eltern, die beide in Indien tätig gewesen waren, zudem von den estnischen Wurzeln seines Vaters. Weitere Stationen auf Hesses Weg waren die Klosterschule in Maulbronn und seine Buchhändlerlehre in Tübingen. Mit seiner ersten Frau, der Fotografin Maria Bernoulli (1868-1963) lebte Hesse zudem mehrere Jahre in Gaienhofen.

Gleich zwei Museen erinnern in Gaienhofen an Hermann Hesse und sein Werk. Bevor das junge Ehepaar in ein eigenes Haus zog, lebten sie zwischen 1904 und 1907 zur Miete in dem hier abgebildeten Bauernhaus. Heute befindet sich hier in zwei Häusern das Hesse Museum. Im Haupthaus konzentriert sich das Museum mit seiner Sammlung auf die Kunst- und Literaturlandschaft der Bodenseehalbinsel Höri. Im gegenüberliegenden Hesse-Haus wird am authentischen Ort die Ausstellung "Gaienhofener Umwege. Hermann Hesse und sein 1. Haus" gezeigt. Eine Besonderheit des Hermann-Hesse-Hauses stellt der Schreibtisch des Dichters dar, der seit 1995 wieder seinen Platz im Arbeitszimmer hat. Ursprünglich für exakt diesen Raum konzipiert, begleitete der Tisch den Schriftsteller fast sechzig Jahre lang von Gaienhofen zunächst nach Bern und dann nach Montagnola. Im ehemaligen Wohnzimmer und dem daneben liegenden Musikzimmer werden heute Sonderausstellungen gezeigt. Alle Informationen zum Hesse-Museum finden Sie hier.

Im Jahr 1907 ließ sich das junge Ehepaar schließlich ein modernes Landhaus im Reformstil erbauen. Rund um die Villa in Hanglage und mit Blick über den Bodensee legte Hermann Hesse einen großen Garten zur Selbstversorgung an.

Nicht nur das Haus, sondern auch die Gartenanlage trug typische Züge des Lebensreform-Gedankenguts: Einfriedung mittels einer streng geschnittenen Buchenhecke, Pflanzenalleen, Schlingpflanzen am Haus und Blumenrabatten, die damals en vogue waren nach einer Zeit von eher parkähnlichen Anlagen mit immergrünen Gewächsen. Zur Zeit der Lebensreform wurde auch die ökologische Landbewegung gegründet: Der Kreislauf des Lebens sollte wieder erlebbar in den Gärten werden, die Kompostierung wurde favorisiert, der aufkommende Kunstdünger und Pestizideinsatz wurde entschieden abgelehnt.

Doch die Lebensform, die sich der Dichter so sehr gewünscht hatte, füllte ihn und auch seine Frau letztlich doch nicht aus. Nach ihrer Trennung 1919 siedelte Hesse nach Montagnola im Tessin über, wo er bis zu seinem Tod 1962 wohnen blieb.
 

Nach wechselvoller Geschichte gelangte das Haus in Gaienhofen 2004 in Privatbesitz. Heute ist es der Wohnsitz der neuen Eigentümer und zugleich öffentlich zugängliches Museum. Zu besichtigen sind die Räumlichkeiten im Erdgeschoss mit Kinder- und Speisezimmer, der Küche sowie Mia Hesses Zimmer und der prächtige, nach Originalplänen angelegte Garten. Eine besonders glückliche Entdeckung machten die Eigentümer im Marbacher Literaturarchiv: eine Bleistiftzeichnung Hesses, auf der er die Gestaltung des Nordgartens genau skizzierte. Dieser wichtigste Teil konnte bereits rekultiviert werden. Dabei hat man den ehemaligen Gemüsegarten neu interpretiert: Hier gedeihen jetzt Pflanzen, die Hesse in seinen Briefen erwähnte und die an den heute halbschattigen Standort passen. Besonderer Pflege bedürfen die erhaltenen, noch von ihm gepflanzten Bäume und Sträucher. Mehr Informationen zu den Besichtigungsmöglichkeiten des Hauses sowie zu den Führungen durch den „Hesse-Garten“ finden Sie hier. (JH)

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