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Von bunten Vögeln - Papageien in Stuttgart

 Papagei
Porträt eines Papageis im Album der Mitglieder des Hauses Baden. Zwischen ca. 1850 und 1890 [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 69 Baden, Sammlung 1995 F I Nr. 1, 40]
Seit dem frühen 16. Jahrhundert gelangten die ersten südamerikanischen Papageien von Spanien aus als Geschenke an die europäischen Fürstenhöfe. Auch im Zuge der ausbeuterischen Kolonialpolitik wurden zahlreiche Vögel aus ihrem natürlichen Lebensräumen vertrieben oder nach Europa gebracht. Aufgrund ihres prächtigen Gefieders und der Fähigkeit, die menschliche Sprache zu imitieren, wurden Papageien gerne als dem Menschen ähnliche Mitglieder des Hofes betrachtet, sie galten als Symbole der Macht und des Reichtums. Diese kritische Entwicklung setzte sich fort, zu Beginn des 19. Jahrhunderts war im Großbürgertum die Haltung von Papageien und sogar von Affen weit verbreitet, um die Jahrhundertmitte entwickelte sich schließlich der breite Tierhandel für Privathaushalte und der Papagei war als beliebtes Haustier etabliert. Dabei wurden die Käfige fast nie nach Standards der artgerechten Haltung errichtet, vielmehr richteten sich Form, Größe und Gestaltung der Käfige durch die Jahrhunderte hinweg nach den Stilrichtungen der jeweiligen Epoche und den ästhetischen Ansprüchen der Halterinnen und Halter.

Die Papageienhaltung hat jedoch auch dazu geführt, dass heute einige Papageienarten in Europa in der Vogelfachwelt als „eingebürgert bzw. heimisch“ beurteilt werden. Ein Beispiel dafür ist die freilebende Neozoen-Population (so werden Arten bezeichnet, die sich mit menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet etabliert haben, in dem sie zuvor nicht heimisch waren) von Gelbkopfamazonen in Stuttgart. Normalerweise lebt diese vom Aussterben bedrohte Papageienart in Zentral- und Südamerika. Doch seitdem eine im Jahr 1984 entflogenen und eine im Jahr 1985 ausgewilderte Gelbkoppfamazone die erste Brut mit drei Jungvögeln in Stuttgart großzog, konnte sich dauerhaft eine Population von Gelbkopfamazonen ansiedeln. Heute umfasst diese einzigartige Population bereits 50 bis 60 Tiere. Dass sich die Amazonen dabei ausgerechnet den Stadtbezirk Bad Cannstatt als ihren Lebensmittelpunkt gewählt haben, liegt vor allem am milden Klima, Cannstatt gilt als einer der wärmsten Orte in ganz Deutschland, was auch andere seltene Vogelarten schätzen.

Nahrung finden die Papageien im ganzen Stuttgarter Stadtgebiet, sie fressen vor allem Früchte, Samen, aber auch Teile giftiger Arten wie Efeu oder Eibe. Insgesamt wurden in Stuttgart 63 Pflanzenarten ausgemacht, die den Amazonen als Nahrung dienen. Zahlreiche Ornithologinnen und Ornithologen kommen extra nach Stuttgart, um die exotischen Vögel zu beobachten, insbesondere im Winterhalbjahr, wenn die standorttreuen Vögel auf ihre Schlafbäume rund um den Cannstatter Wilhelmsplatz einfliegen. Mehr zu den berühmten Stuttgarter Papageien finden Sie auf der Seite des BUND. (JH)

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