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Was ist eine Authentik?

 Authentik aus dem Pfarrarchiv St. Leon-Rot, 1957. Foto: Rennert, Alexander, St. Leon-Rot. Quelle: Pfarrarchiv St. Leon-Rot.
Authentik aus dem Pfarrarchiv St. Leon-Rot, 1957. Foto: Rennert, Alexander, St. Leon-Rot. Quelle: Pfarrarchiv St. Leon-Rot.
Formen der Reliquienverehrung gibt es in nahezu allen Weltreligionen. Vor allem im Mittelalter waren Reliquien wichtiger Bestandteil des Heiligenkults. Doch seit jeher sah man zugleich die Gefahr, dass Reliquien ohne Echtheitsgarantie verehrt werden könnten. So verlangte man im katholischen Kulturraum schon früh die Verifizierung von Reliquien durch sogenannte Authentiken, also eine Art Echtheitszertifikat. Bereits im ausgehenden Altertum einsetzende Konzils- und Synodalbeschlüsse, forderten solche aussagekräftigen „Zeugnisse für die Echtheit der Reliquien, des Martyriums und der geschehenen Wunder“. Für die Kennzeichnung und Beglaubigung von Reliquien dienten Authentiken meist in Form von schmalen und länglichen Pergamentstreifen. Auch Inschriften und feste Beschreibstoffe fanden Verwendung. Doch wie wurde die Echtheit einer Reliquie überhaupt festgestellt? Im Mittelalter griff man zu Methoden wie beispielsweise Feuer-, Kalt- und Warmwasserproben. Heute verlässt man sich auf wissenschaftliche Methoden wie Radiokarbontest und Mikrobiologie. Auch die Zuständigkeit für die Anfertigung von Authentiken wechselte im Laufe der Jahrhunderte. Das 4. Laterankonzil (1215) bestimmte, dass der Papst für neu aufgefundene Reliquien eine Authentik ausstellt, wohingegen das das Konzil von Trient (1545–1563) die Ortsordinarien verpflichtete und somit den Kreis der möglichen Aussteller erweiterte. Es wird vermutet, dass es ab diesem Zeitpunkt auch Authentiken gab, die von Bischöfen ausgestellt werden durften. Für den Aufbau und Inhalt der Authentiken gibt es seit jeher feste Elemente. Am Kopf einer Authentik ist in der Mitte meist ein Wappen zu sehen, umringt von Namen, Titeln und Ordenszugehörigkeit des Ausstellers. Danach wird das Reliquiar beschrieben, die Heiligen werden genannt, dann folgt Datum und Unterschrift. Ein Siegel, identisch mit dem am Reliquiar, vervollständigt die Authentik. In der Neuzeit kam es schließlich zu einer Entwicklung von Vordrucken. Somit konnten die Urkunden beliebig oft hergestellt werden. 

Bis heute sind Authentiken eine wichtige Quellen für die Erforschung des Aufkommens von Reliquien und ihrer Verbreitung sowie der Entwicklung der lokalen Volksfrömmigkeit. Ausführliche Informationen und weitere Beispiele finden Sie in dem Artikel von Jutta Seif in dem LEO-BW-Themenmodul „Südwestdeutsche Archivalienkunde“. (JH)

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