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Zollern, Preußen und ein Wilder Markgraf

 

Vollmacht König Sigmunds für Burggraf Friedrich VI., der ihn als Markgraf von Brandenburg bei der Königswahl in Frankfurt vertreten soll, 5. August 1410, Quelle Landesarchiv BW, HStAS
König Sigmund gibt Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg die Vollmacht, dass derselbe ihn als Markgraf von Brandenburg auf dem Tage zu Frankfurt bei den Verhandlungen über Königswahl und anderes vertrete, 5. August 1410. Quelle Landesarchiv BW, HStAS H 51 U 1163

Die Ländereien der ehemaligen Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach erstreckten sich ehemals über ein unzusammenhängendes Gebiet westlich und südwestlich von Nürnberg. Heute gehört dies mehrheitlich zu Bayern, nur wenige Orte wie Crailsheim, Creglingen oder Gerabronn befinden sich in Baden-Württemberg. Die Anfänge gehen auf einen Zweig der Zollern zurück, der neben den schwäbischen Hohenzollern im mittelfränkischen Raum Bedeutung erlangte. Ab dem ausgehenden 12. Jh. stellten die fränkischen Zollern für rund 200 Jahre die Burggrafen von Nürnberg. Innerhalb der Burggrafschaft entstanden die beiden Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth. Zu Ansbach gehörten ab dem 15. Jh. auch Crailsheim und Creglingen. Mit dem Erwerb der Kurfürstenwürde gelang Burggraf Friedrich VI. der Aufstieg in eine reichspolitisch bedeutende Position. Unterstützt durch die brandenburgischen Städte, die sich in Auseinandersetzungen mit dem Landadel befanden, erhielt er 1415, nun als Friedrich I., offiziell die Mark Brandenburg und das Stimmrecht für die Königswahl im Heiligen Römischen Reich. 1427 endete mit dem Verkauf der Burg an die Reichsstadt Nürnberg die Ära der Burggrafen. Friedrichs Sohn Albrecht Achilles legte bei der Erbregelung für seine Söhne die Trennung der brandenburgischen und fränkischen Fürstentümer fest, doch blieben die Beziehungen weiterhin eng.

Die Markgrafschaften gehörten zu den frühesten evangelischen Territorien im Reich. Der ab 1528 regierende Markgraf Georg der Fromme war einer der wichtigsten evangelischen Reichsfürsten seiner Zeit. In Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Ratsschreiber Lazarus Spengler entstand die 1533 eingeführte brandenburgisch-nürnbergische Kirchenordnung, die als eine der bedeutendsten des 16. Jh. gilt. In die Regierungszeit Georgs fiel auch der Rückkauf des ursprünglich burggräflich-nürnbergischen Gerabronn, das zwischenzeitlich in die Hand der Herren von Vellberg und der Reichsstadt Rothenburg gelangt war. Der von 1556 bis1603 regierende Markgraf Georg Friedrich der Ältere verfolgte eine Politik der Konsolidierung und Modernisierung unter Vermeidung kriegerischer Auseinandersetzungen, die die Kirchenorganisation, Verwaltung, Schaffung von Bildungseinrichtungen und Sanierung der Staatskasse einbezog. Als Georg Friedrich 1578 die Regierungsgeschäfte im Herzogtum Preußen übernahm, führte dies zu einer Wiederannäherung an die kurbrandenburgische Linie. Bei seinem Tod gingen Ansbach und Kulmbach-Bayreuth an die beiden Brüder des brandenburgischen Kurfürsten über, der Beginn der jüngeren Linie der fränkischen Zollern.

Im 18. Jh. stand auch Ansbach im Zeichen des absolutistischen Regierungs- und Lebensstils nach französischen Vorbild. Christiane Charlotte (1694-1729), eine geborenen Prinzessin von Württemberg und Ehefrau des Markgrafen Wilhelm Friedrich, förderte Kunst, Kultur und Bauvorhaben. Ansbachs Blüte gedieh auf einem Schuldenberg, den der legendäre Wilde Markgraf Karl Wilhelm Friedrich (1712- 1757) weiter vermehrte. Verheiratet mit einer Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., verfolgte er einerseits die weitere Modernisierung von Wirtschaft und Verwaltung, andererseits führten sein immenses Bauprogramm, die Leidenschaft für Falknerei und außereheliche Affären das Fürstentum an den Rand des Bankrotts. Schlösser sowie zahlreiche Kirchen und Pfarrhäuser entstanden. Er soll eine der größten Falknereien Europas besessen haben, die beträchtliche Summen des Staatsbudgets verschlang. Zu der Falknerstochter Elisabeth Wünsch bestand eine langjährige Beziehung. Die beiden Söhne aus der Verbindung erhielten jeweils zwei Schlösser und wurden zu Freiherren von Falkenhausen ernannt.

Der dem aufgeklärten Absolutismus verpflichtete letzte Markgraf Karl Alexander (1736–1806) dankte, wohl auch aus Furcht vor der Französischen Revolution, 1791 zugunsten Preußens ab und zog sich nach England zurück. Unter Minister Karl August von Hardenberg wurden aus den fleckenhaften Fürstentümern abgeschlossene Territorien und mit der Einführung des preußische Landrechts sowie den für Preußen charakteristischen wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Reformen die fortschrittlichsten Gebiete in Süddeutschland.

Zum Weiterlesen: Das Markgraftum Ansbach im Historischen Lexikon Bayerns

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