Untergriesheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0771

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
In einer Schenkung »in pago Jagesgouve in villa Creitzheim« an das Kloster Lorsch wird Untergriesheim 771 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname bezieht sich entweder auf das althochdeutsche »griez« (Sand), womit der Untergrund des Dorfs gemeint wäre, oder – wahrscheinlicher – auf den Namen des mutmaßlichen Ortsgründers (Grezzo). 1308 begegnet das Dorf erstmals explizit mit dem Namen Untergriesheim; bis dahin lässt es sich bisweilen nur schwer von dem ebenfalls als Griesheim bezeichneten Obergriesheim unterscheiden. Zwei Grabfunde im Mitteldorf und nordöstlich davon, an der Bahnlinie, bestätigen die Siedlungsgenese in der Merowingerzeit. Ein südlich, an der alten Gemarkungsgrenze gegen Heuchlingen gelegener römischer Gutshof ist mit dem frühmittelalterlichen Dorf ebenso wenig in Verbindung zu bringen wie zwei keltische Grabhügel an der Hohen Straße, die die Gemarkung im Westen tangiert. 1605 umfasste der Ort 35 bewohnte Hofstellen. Unter den 1789 erwähnten 48 Anwesen befanden sich das Rathaus, das Schulhaus, die Kelter, die Kirche, das Pfarrhaus, zwei Gasthäuser sowie eine Ölmühle und eine Schmiede. Das Neubaugebiet »östlich der Bahnlinie« geht auf die Jahre nach 1957 zurück.
Historische Namensformen:
  • villa Creitzheim
Geschichte: Untergriesheim zählte im hohen Mittelalter zum Reichsgut und war der Reichsvogtei Wimpfen (1360/63) zugeordnet. Vom Kaiser schon davor mehrfach verpfändet, trat 1362 der Erzbischof von Mainz in die Pfandschaft ein. 1484 gelangte das Dorf durch Tausch an den Deutschen Orden, der es im 16. Jahrhundert seinem Unteramt Heuchlingen zuschlug. Mit der Säkularisation fiel der Ort 1805 an Württemberg. Bereits vor 1250 hatte das Stift Wimpfen durch diverse Schenkungen Güter in Untergriesheim erhalten, welche zum größten Teil in dem 1283 beschriebenen stattlichen Wisselinshof zusammengefasst waren. Umfangreichen Grundbesitz, der auf eine Schenkung der von Nussbaum (1136) zurückzuführen sein dürfte, hatte auch das Kloster Komburg bei Schwäbisch Hall; zwischen 1418 und 1460 erwarb das Kloster weitere Rechte, Gülten und Güter am Ort, woraus der 102 Morgen große Lehenhof gebildet wurde. Dieser Komburger Hof, der zunächst an einen, 1579 an zwei Bauern zu Erblehen vergeben war, befand sich 1779 in nicht weniger als sechzehn Händen. Der gesamte Untergriesheimer Besitz des Klosters Komburg gelangte 1523 an die Gemmingen. Weitere Grundbesitzer waren im 13. Jahrhundert das Frauenkloster Billigheim und im 14. Jahrhundert die Greck von Kochendorf. Ein Drittel des großen und kleinen Zehnten diente der Besoldung des Untergriesheimer Pfarrers, während zwei Drittel als Würzburger Lehen zunächst denen von Nagelsberg, seit 1347 den Capler von Oedheim gehörten. Als Vorsteher der Gemeinde wird 1460 ein Heimbürge genannt. In deutschordischer Zeit gab es zwei Bürgermeister und – so 1539 belegt – vier Gerichtsverwandte. Das seit 1762 bezeugte Dorfsiegel zeigt in einem Ährenkranz ein nach unten in einen Stab ausgezogenes Tatzen- oder Deutsch-Ordens-Kreuz, wobei der Stab beiderseits von je einer Majuskel, vorn einem V (mit Lautwert U) und hinten einem G, flankiert wird. Ein Rathaus findet 1557 Erwähnung. Die Gemeinde hatte Anteil an der Gundelsheimer Hospitalpflege. Untergriesheim fiel 1805 an Württemberg und zählte bis 1938 zum Oberamt Neckarsulm, seit 1.10.1938 zum Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1539 hatte Untergriesheim etwa 170 Einwohner (38 Bürger). Nach einem Rückgang der Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg war bis 1729 eine Zunahme auf 275 Seelen zu verzeichnen, und bis zum Ende des Alten Reiches blieb diese Zahl im wesentlichen konstant (1805 273). Durch die Jahrhunderte ernährte sich die Bevölkerung hauptsächlich vom Ackerbau, zu dem ein wenig Weinbau am unteren Ilgenberg hinzukam; das Kelterrecht hatte zunächst das Kloster Komburg, seit 1523 die Herrschaft Gemmingen; die Kelter selbst war seit 1480 im Besitz des Ortsheiligen. 1780 standen bei einer Gesamtgemarkungsfläche von rund 323 Hektar nur 2,2 Prozent dem Weinbau zur Verfügung, hingegen wurden 61,2 Prozent als Ackerland und 11,8 Prozent für Weidezwecke genutzt; der Wald beanspruchte 17,2 Prozent. Das 1295 angelegte Urbar des Stifts Wimpfen verzeichnet für Griesheim eine Mühle, die später allerdings nicht mehr genannt wird. 1785 bestanden die Wirtshäuser zur Sonne und zum Karpfen.

Ersterwähnung: 1302
Kirche und Schule: Der Sprengel der Pfarrkirche St. Cäcilia (1682) umfasste Heuchlingen und Hagenbach sowie Höchstberg und Tiefenbach, letztere jedoch nur bis 1713. Den Kirchensatz hatten bereits 1302 die Herren von Weinsberg als bischöflich würzburgisches Lehen, das zeitweise an die von Wittstatt weiterverlehnt war. In den 1440er Jahren gelangte das Patronatsrecht von den Weinsbergern an die Pfalzgrafen, die es 1581 dem Deutschen Orden verkauften. 1369 begegnet erstmals ein Pfarrer; von 1463 bis 1476 hatte der kurpfälzische Sekretär und Geschichtsschreiber Matthias von Kemnat die Pfarrpfründe inne. Die alte, am nördlichen Ortsrand gelegene Kirche wurde, nachdem in der Ortsmitte die Johannes-Kirche entstanden war, 1845 abgebrochen. Ein Schulmeister, der zugleich das Mesneramt versah, wird 1620 genannt. Das Schulhaus ist mit einer Bauinschrift ins Jahr 1752 datiert. Katholische Pfarrkirche, erbaut 1840. Evangelische zu Bad Friedrichshall-Jagstfeld.
Patrozinium: St. Cäcilia (heute: Johannes der Täufer)
Ersterwähnung: 1682

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