Hölzern - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1247

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Zusammen mit Eberstadt wird Hölzern zum Jahr 1247 erstmals zuverlässig genannt (»Holzern«). Umstritten ist eine Nennung um die Mitte des 12. Jahrhunderts, die im Hirsauer Codex überliefert ist; dabei bleibt jedoch unsicher, ob das dort vorkommende Dorf »Holsshofen«, das bei Weinsberg lag und zu dem eine Mühle gehörte, mit Hölzern oder mit der abgegangenen Weinsberger Benzenmühle zu identifizieren ist. Die Namensform auf -hofen kommt jedenfalls mit Bezug auf Hölzern später nicht mehr vor. Der Name Hölzern leitet sich vom nahegelegenen Wald ab und könnte auf eine Siedlungsgenese in der frühmittelalterlichen Ausbauzeit hindeuten. Zahlreiche Funde belegen, dass die römische Straße, die die Kastelle Böckingen und Öhringen miteinander verband, Hölzern passierte. An der Kirche wurden Reste eines Sandsteinreliefs mit Szenen aus dem römischen Mithraskult entdeckt. Ein Herdstättenverzeichnis von 1525 registriert 25 Häuser, die um die Obere Gasse (heute Hauptstraße), die Wettgasse (Untere Straße) und die alte Gasse (Tierweg) lagen. Allerdings war das Dorfareal damals noch locker bebaut, denn zwischen den Hofstätten werden in den Lagerbüchern häufig größere Wiesen genannt. Am linken Talhang des Eberbachs mit Neubaugebiet im Gewann »Hofäcker« (1968).
Historische Namensformen:
  • Hoisshofen
  • Holzern 1247
Geschichte: Erste herrschaftliche Strukturen werden in Hölzern erst 1323 fassbar, als Konrad von Weinsberg durch den Würzburger Bischof mit dem Dorf belehnt wurde. Hölzern gehörte demnach zu dem Güterkomplex, den die Weinsberger seit staufischer Zeit aufgebaut hatten. Ab 1400 wurde es an verschiedene Gläubiger verpfändet, darunter an den Erzbischof von Mainz (1402) und an die Pfalzgrafen bei Rhein (1412, 1423). Nach dem Tod des Reichserbkämmerers Konrad von Weinsberg gelangte der Ort 1450 endgültig an die Pfalzgrafen, die ihn 1504 an Württemberg abtreten mussten (Amt Weinsberg). Größter Grundbesitzer in Hölzern war das Stift Oberstenfeld, dem beinahe alle Acker- und Wiesenflächen gehörten. Hiesiger Besitz erscheint bereits in den ältesten Oberstenfelder Überlieferungen (1247); er stammte vermutlich aus der Grundausstattung des Stifts. Andere Grundherren sind kaum zu fassen. 1375 verkaufte der Heilbronner Bürger Hans Hulwer einen Weingarten. Die Weinsberg hatten 1355 in Hölzern Gülteinnahmen. Über eine Eheverbindung mit denen von Tierbach kamen auch die von Berlichingen an hiesige Gülten, die 1455 an die Echter von Mespelbrunn verkauft wurden, bald darauf aber wieder an die Berlichingen zurückfielen. Der Bestätigung des Oberstenfelder Stiftsbesitzes von 1247 ist zu entnehmen, dass die Kanonissen über zwei Drittel des Hölzerner Zehnten verfügten. Mitte des 16. Jahrhunderts gehörten dem Stift drei Viertel des Groß- und Weinzehnten, ein Viertel bezog das Kloster Lichtenstern. In den Kleinzehnt teilten sich Kloster Lichtenstern (1/4) und der Pfarrer von Eberstadt (3/4). 1583 waren Georg von Berlichingen und die Kaplanei Weinsberg im Besitz von Teilen des Lichtensterner Viertels. Diese Aufteilung hatte noch 1730 Bestand und galt auch für den Kleinzehnt. Bereits 1303 wird in Hölzern ein Schultheiß genannt. 1465 führte die Gemeinde Verhandlungen mit dem Stift Oberstenfeld über die Höhe ihrer Weinabgaben. Schultheiß und Gericht begegnen 1528 in einer Renovation als Zeugen. Die älteste bekannte Dorfordnung für Hölzern stammt aus dem Jahr 1561. Bis 1.4.1926 Amt beziehungsweise Oberamt Weinsberg, danach Oberamt, seit 1.10.1938 Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: Vom Ende des 15. bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts ist für Hölzern ein deutlicher Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen; die Zahl der Einwohner stieg damals von rund hundert Seelen auf etwa das Doppelte an. 1798 lebten hier mehr als 320 Menschen. Hinsichtlich der Verteilung der Vermögen war Hölzern im 16. Jahrhundert im Amt Weinsberg ein durchschnittlicher Ort. Die bäuerlichen Lehen waren sehr klein und reichten für den Lebensunterhalt kaum aus. Herrschaftlicherseits bemühte man sich, die aufgeteilten Güter wieder zusammenzufassen. 1490 waren 29 Lehen und ein Hof an nur noch zehn Beständer ausgegeben, aber schon 1548 waren alle Lehen wieder vielfach aufgeteilt. Neben dem Ackerbau spielte der Weinbau eine größere Rolle. Außer der Oberstenfelder Herrschaftskelter (1475), die von zwei Kelterknechten bewirtschaftet wurde, gab es in Hölzern trotz des bestehenden Kelterbanns noch eine weitere Kelter in der Flur Keltern. Herausragendes wirtschaftliches Merkmal von Hölzern waren die örtlichen Herbergen. Während des 15. Jahrhunderts werden im Amt Weinsberg insgesamt nicht so viele Herbergen genannt wie in Hölzern allein; 1490 waren es sechs, 1548 noch immer vier, die alle außerhalb des Dorfs an der alten Gasse (heute Tierweg) oder noch weiter draußen lagen. Die ungewöhnlich große Zahl an Herbergen lässt sich mit dem internationalen Ochsenhandel in Verbindung bringen, an dem im früheren 15. Jahrhundert auch der Ortsherr, der Reichserbkämmerer Konrad von Weinsberg, und im 16. Jahrhundert Händler aus Wimpfen beteiligt waren. Die lange Steigung zwischen dem Eberbach- und dem Brettachtal erforderte eine Rast für das Vieh und bei sonstigen Transporten zusätzliche Zugpferde.

Ersterwähnung: 1208 [Zahl auf Grundstein]
Kirche und Schule: Kirchlich gehörte Hölzern von alters her zu Eberstadt. Die Kapelle St. Johannes wurde 1842 für ein neu zu erbauendes Schulhaus teilweise abgebrochen. Dabei entdeckte man unter dem Altar Reliquien der Heiligen Johannes, Blasius, Stephanus und der Elftausend Jungfrauen. In einem Glasgefäß lag ein Pergamentsstreifen mit einem Text, der darauf hindeutet, dass diese Reliquien im Jahr 1208 hier deponiert wurden. Heute steht nur noch der kreuzrippengewölbte Chorturm mit fünf fratzenhaften Skulpturen, die dem 13. Jahrhundert entstammen könnten. Die Kinder von Hölzern gingen bis in Mitte des 19. Jahrhunderts nach Eberstadt zur Schule. Von dem romanischen Kirchlein ist nur der ehemalige Chorturm erhalten, dessen kreuzgewölbtes Untergeschoß als Chor gedient hatte. Das an der Kapellenaußenseite eingemauerte Relief von einem Mithrasdenkmal befindet sich im Stuttgarter Lapidarium. Katholiken zu Weinsberg.

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