Gundelsheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0767

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das ursprüngliche Dorf Gundelsheim lag am unteren Lohgraben beim Friedhof und gehörte der ältesten Siedlungsschicht der alemannisch-fränkischen Landnahmezeit an. Auf der Gemarkung finden sich auch römische Siedlungsspuren und ein Reihengräberfeld (beim Sandbuckel) aus frühalemannischer Zeit, was auf eine weitgehend kontinuierliche Besiedlung des Areals hindeutet. »Gundolfesheim« – mit Bezug auf den Personennamen Gundolf – wird erstmals 767 genannt. Flurnamen, wie das Alte, Untere und Obere Neugereut (1553), lassen auf jüngere Rodungen schließen. Das Dorf existierte, nachdem unmittelbar unterhalb der Burg Horneck die Stadt angelegt worden war, nicht lang über das 14. Jahrhundert hinaus. Die Gründung der Stadt Gundelsheim ging auf eine zwischen 1347 und 1378 vom Deutschmeister beim Kaiser erbetene Privilegierung zurück. Sie war die einzige planmäßige Siedlungsneugründung des Deutschen Ordens im ganzen Reichsgebiet. Die neue Stadt erlangte zwar zentralörtliche Funktionen, entwickelte sich aber bis zum Ende des 18. Jahrhunderts kaum über die Grenzen ihres ursprünglichen, nur etwa 5 Hektar großen Areals hinaus. Zu ihrer Befestigung inklusive der Ummauerung des Ordensschlosses gehörten einst zwei Tore (Neckartor, Heilbronner- beziehungsweise Kapellentor), ein Tor zwischen der Stadt und dem Schloss, ein weiteres im Vorwerk des Schlosses, zwei Stadttürme und ein Eckturm sowie eine Grabenanlage im südlichen und östlichen Bereich. Zu den ältesten erhaltenen weltlichen Gebäuden zählen das Rathaus, die heutige Elisabeth-Apotheke (16. Jahrhundert) und die Keltergebäude beim Schloss (16./17. Jahrhundert); darüber hinaus existiert noch eine größere Zahl von Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert. 1604 wurden in Gundelsheim 130 Häuser gezählt; nach den Kriegsverwüstungen des 17. Jahrhunderts standen 1691 nur noch 113 Anwesen, dazu neun öde Höfe. Danach wuchs die Zahl der Hofgüter bis 1789 auf 140, 1805 zählte man 139 Häuser. Das in einer Neckarschleife gelegene Böttingen gehört ebenfalls der ältesten frühmittelalterlichen Siedlungsperiode an (771 »Bettinger marca«). Ein römischer Gutshof sowie ein merowingerzeitliches Reihengräberfeld auf der Gemarkung deuten auf eine mehr oder weniger kontinuierliche Besiedlung hin. Kloster Lorsch erhielt dort Ende des 8. Jahrhunderts drei Schenkungen, darunter die Kirche auf dem Michaelsberg. Grundherrliche Rechte hatten im Hochmittelalter wohl vor allem die Herren von Horneck, von denen das Dorf als Pertinenz ihrer Burg an den Deutschen Orden kam. Dieser verfügte am Ort über die meisten obrigkeitlichen Rechte, abgesehen von den Zentsachen. Als weitere Grundbesitzer erscheinen die Berlichingen (1580) und das Bruderhaus auf dem Michaelsberg (1554). Die Zehnten standen der Kommende Horneck zu (1575). Zwischen 1282 und 1335 taucht vorübergehend eine Niederadelsfamilie von Böttingen auf. Schultheiß, Bürgermeister und Gemeinde zu Böttingen werden erstmals 1525 erwähnt. In minder schweren Sachen wandten sich die Böttinger an das Stadtgericht in Gundelsheim (1553) beziehungsweise an die »Audienz« zu Horneck (1664/65), wohingegen Schwerverbrechen bis 1688 vor das Zentgericht Mosbach gezogen wurden, zu dem die Gemeinde zwei Richter abstellte (1553). Als Zwischeninstanz fungierte das Rüggericht in Höchstberg, dem ebenfalls ein Richter aus Böttingen angehörte (1664/65). Böttingen bestand 1553 aus 32 bewohnten Häusern (circa 145 Einwohner). Bis 1604 waren ein paar Hofgüter hinzugekommen, doch infolge des Dreißigjährigen Kriegs ging der Häuserbestand bis 1664/65 wieder auf 32 zurück. Bis 1805 stieg die Zahl der Haushalte auf vierzig (241 Einwohner, darunter 47 Bürger). Der Weinbau spielte in Böttingen neben der üblichen Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Im Ort stand eine Kelter, weiterhin lassen sich eine Walkmühle, ein Steinbruch und eine Ziegelhütte nachweisen (1553). Das Dorf war in die Neckarmühle bei Gundelsheim gebannt (1553). Eine Fähre gewährleistete die Verbindung zum anderen Flussufer, außerdem war ein »Hümpler« (Leichtschiffer) ortsansässig (1678). 1804 wurde eine Branntweinbrennerei eingerichtet. Böttingen war ursprünglich nach St. Michael auf dem unmittelbar benachbarten Berg gepfarrt. 1709 wurde erstmals ein Schulmeister angestellt, der im alten Rathaus seine Wohnung bezog und dort auch unterrichtete. 1792 erbat die Gemeinde von der Herrschaft einen Zuschuss zur Errichtung eines neuen Schulgebäudes. Nordöstlich von Böttingen liegt die Wüstung Eschelbach, die 1553 als Gemarkungsname auftaucht. Auf der Höhe nordöstlich von Gundelsheim liegt inmitten einer ausgedehnten Rodungsinsel der Dornbacher Hof. Erstmals erwähnt wird er um 1295 als »Dorrenbach«. Das Hofgut samt Nutzfläche wurde 1553 von der Kommende Horneck in Teilbau verliehen; dazu gehörte auch eine Schäferei (1523). 1691 lebten auf dem Hof zwei Bauern. Kirchlich gehörte Dornbach zur Pfarrei Gundelsheim. Östlich des Dornbacher Hofs lag der Weiler »Selbach«, der 1334 aus dem Besitz der Capler von Oedheim an den Deutschen Orden gelangte. Die Kommende Horneck gab hier noch 1553 ein dreiteiliges Lehen aus, doch war die Siedlung zu diesem Zeitpunkt bereits wüstgefallen. Noch heute trägt das dortige große Waldstück den Namen Seelbach. Nahe dabei verlief einst der Limes, außerdem finden sich östlich und südlich davon Spuren eines Gutshofs und weitere römische Siedlungsreste. Den ovalen Stadtkern umgeben neue Wohngebiete im Оsten und Nordosten (»Pfaffenweinberg«, »Rußäcker«, »Burghalde«, »Sandbuckel« 1950) sowie im Südosten (»See - Hoher Kirschbaum«, »Duttenberger Weg«, hier auch Reihen- und Mehrfamilienhäuser, 1960). — Die mittelalterlichen Stadttürme und die Stadtmauer sind zum Teil noch erhalten, 1956 teils instandgesetzt. Altes Rathaus von 1541, im Fachwerkstil 1957 erneuert. Ehemaliges Spital, 1442 vom Deutschorden gestiftet, nach der Zerstörung im Bauernkrieg (1525) neu erbaut 1595, jetzt St. Elisabeth-Apotheke.
Historische Namensformen:
  • Gundolfesheim 0767 [767 und 1282]
Geschichte: Gundelsheim gehörte um 1200 zur Ausstattung der nördlich des Dorfs errichteten Burg Horneck und wurde zusammen mit dieser Mitte des 13. Jahrhunderts von den Herren von Horneck an den Deutschen Orden gestiftet. Dieser richtete auf der Burg eine Kommende ein. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erlangte der Orden von König Karl IV. die Verleihung von Stadtrechten für Gundelsheim. Die Kommende verfügte am Ort über alle obrigkeitlichen Rechte (1553). Die Zenthoheit wurde lange Zeit durch Kurpfalz bestritten, weil Gundelsheim möglicherweise ehedem zur Zent Mosbach gehört hatte. Gleichwohl konnte der Orden durch die Schaffung eines städtischen Rechtsbezirks im 14. Jahrhundert und mit einer 1500 vom König bestätigten Halsgerichtsordnung die volle Hochgerichtsbarkeit an sich ziehen. Der Streit mit Kurpfalz wurde schließlich beigelegt, indem der Orden die Zentrechte im ganzen Amt Horneck 1688 als Pfand erwarb. Burg Horneck taucht erstmals 1238 im Zunamen eines »Ludewicus de Horneke« auf. Die Familiengeschichte der vielleicht aus der Unfreiheit aufgestiegenen Herren von Horneck bietet viel Raum für Spekulationen. Ihre ältesten Spuren weisen in das Domstift zu Speyer und in das Stift zu Wimpfen. Vor allem das Stift Wimpfen zählte die Herren von Horneck zu seinen besonderen Wohltätern. Weiterhin bestanden enge Beziehungen zum Kloster Billigheim. Die letzten Agnaten des Geschlechts scheinen allesamt dem Deutschen Orden beigetreten zu sein. Der Mannesstamm der Familie ist nach 1327 erloschen. Eine Nebenlinie der von Horneck waren vermutlich die Herren von Gundelsheim, als deren erster Vertreter »Ludewicus de Gundolfesheim miles« bekannt ist (1255). Weitere Vertreter dieser niederadligen Familie sind bis 1398 nachzuweisen, aber offensichtlich waren sie frühzeitig aus der Teilhabe an dem namengebenden Ort verdrängt worden. Burg Horneck wurde im 14. Jahrhundert in die Befestigung der Stadt miteinbezogen. Ihr Ausbau zum Residenzschloss erfolgte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammen der Bergfried und einige Befestigungsabschnitte. Die Zerstörung großer Teile der Burg durch die aufrührerischen Bauern 1525 bewirkte zwar die Verlegung der deutschmeisterlichen Residenz nach Mergentheim, aber dennoch wurde das Schloss bis 1533 wiederaufgebaut und diente weiterhin als Zentrum der Ordensherrschaft in der Region. Die Umgestaltung der Anlage in barockem Stil geschah zwischen 1724 und 1728. Kloster Lorsch erhielt zwischen 767 und 800 von verschiedenen Seiten zahlreiche Güter und Rechte in Gundelsheim. Im 13. Jahrhundert hatten die Herren von Horneck den größten Teil des örtlichen Grundbesitzes inne und schenkten ihn dem Deutschen Orden. Neben vielerlei sonstigen Gerechtsamen verfügte die Kommende Horneck hier 1553 über einen Baumgarten, den Schloss- und Stadtgraben, fünf Häuser, die Bannwirtschaft, das Badhaus, die Schlosskelter, die Bannmühle am Neckar, die Schäferei, das Viehhaus und zwei Waldstücke. Später lassen sich noch die Fischereigerechtigkeit (1691) und das Überfahrtrecht über den Neckar samt Fähre und Fährhaus (1787) als Pachtgut in herrschaftlichem Eigentum nachweisen. 1796 verkaufte der Orden sämtliche Lehngüter in Gundelsheim an die Bürger der Stadt. Weitere Grundeigentümer waren das Stift Wimpfen sowie die Herren von Leinburg und von Weiler, später auch verschiedene Gundelsheimer Bürger. Sämtliche Zehnten auf der Gemarkung standen allein dem Orden zu (1553). Schultheiß, Bürgermeister und Richter zu Gundelsheim werden 1394 erstmals genannt. 1450 kaufte die Gemeinde sich gegen einen jährlichen Zins von den meisten herrschaftlichen Fronden frei. Insgesamt verfügte sie aber nur über einen geringen Handlungsspielraum. Beim Bauernaufruhr 1525 verhielten sich die Gundelsheimer wie die meisten Untertanen der Kommende gegenüber ihrer Herrschaft wenig loyal, und am Ende musste die Stadtgemeinde zum Wiederaufbau der Burg beitragen. Ungeachtet dessen wurde der Stadt 1538 vom Hochmeister ein eigenes Siegel und Wappen verliehen. 1541 folgte die Errichtung des Rathauses. Eine Bürgerrechtsordnung datiert von 1580. Neben den beiden vom Gericht im Beisein des Komturs gewählten Bürgermeistern sind an kommunalen Ämtern unter anderem belegt: ein Stadtschreiber, mehrere Torwächter, zwei Wächter beim Schloss, ein Büttel beziehungsweise Stadtknecht, ein Schütz, vier Viertelmeister, vier Untergänger und ein Scharfrichter. Die zwölf Schöffen des Gerichts wurden mit Beteiligung des Komturs bestellt. Das Stadtgericht war auf geringfügige Rechtsfälle beschränkt, allerdings mit Zuständigkeit für den ganzen Amtsbezirk (außer Höchstberg). Viermal im Jahr wurden Rüggerichte abgehalten, dazwischen nach Bedarf Kaufgerichte. Einnahmen aus Bußen und Freveln waren, abgesehen von bestimmten Sonderfällen (1553), zwischen Herrschaft und Gemeinde geteilt. An regelmäßigen Einkünften erhielt die Gemeinde das Pflaster- oder Weggeld, die Hälfte des Umgelds sowie den Bäckerzoll. Die Stadt mit Amtssitz fiel 1805 mit der Säkularisierung des Ordens an Württemberg; seit 18.3.1806 Oberamt Neckarsulm, seit 1.10.1938 Landkreis Heilbronn.
Ersterwähnung als Stadt: 1347 [1347-1378]
Wirtschaft und Bevölkerung: 1604 hatte Gundelsheim knapp siebenhundert Einwohner. Die folgenden Kriege mit ihren Verwüstungen, Pestwellen und anderen Begleiterscheinungen dezimierten die Bevölkerung, so dass noch 1691 nur etwa 435 Menschen in der Stadt wohnten. Zwar stieg danach die Zahl wieder stetig an, aber noch um 1789 war der frühere Stand nicht ganz erreicht. Bis 1805, wohl im Zuge der Bebauung des Bereichs vor der Mauer, stieg die Zahl der Einwohner auf 855 (davon 162 mit Bürgerrecht). Hinweise auf die soziale Schichtung der Stadtbevölkerung gibt eine Statistik von 1762, von der 28 Steuerzahler als gut, 42 als mittelmäßig und 53 als gering vermögend eingestuft werden. Trotz des 1398 erlangten Rechts, zwei Jahrmärkte und einen Wochenmarkt abzuhalten, gewann Gundelsheim nie größere Bedeutung als Handelsort und bewahrte stets seinen Charakter als Ackerbürger- und Handwerkerstädtchen. Daran änderte auch die Bewilligung zweier zusätzlicher Jahrmärkte durch den Hochmeister nichts (1680). Die Bevölkerung bestand überwiegend aus Bauern, die ihre Felder, Wiesen und Weinberge in der Umgebung bearbeiteten. Der Weinbau stellte einen wichtigen Wirtschaftszweig dar, wie nicht zuletzt ausführliche Weinbauverordnungen (1553) erkennen lassen. Daneben sind zahlreiche Handwerker nachzuweisen, darunter Kürschner, Schlosser, Schuhmacher, Bäcker, Küfer, Metzger und Sackschneider (16./17. Jahrhundert). Zunftordnungen sind überliefert für die Woll- und Leinenweber, die Sattler sowie die Zimmerleute, Maurer, Tüncher und Ziegler (17. Jahrhundert). Die medizinische Versorgung gewährleisteten – neben dem Bader – Ärzte (1677), Chirurgen und Hebammen (18. Jahrhundert). Weiterhin gab es eine 1438 erstmals erwähnte, später zum Goldenen Löwen (1759) benannte Schildwirtschaft, die Schlosskelter, ein Badhaus (1553), eine Brauerei (1793) und eine Poststation (18. Jahrhundert) sowie außerhalb der Mauern eine Schäferei, eine Ziegelhütte, einen Steinbruch, eine Walkmühle und die Neckarmühle (1553). An diese mit vier Gängen ausgestattete Getreidemühle, deren Bann sich auf Gundelsheim und Böttingen erstreckte, war auch eine Sägemühle angeschlossen (1604).

Name: Schloss Horneck
Datum der Ersterwähnung: 1238

Ersterwähnung: 0771
Kirche und Schule: Älteste Pfarrkirche von Gundelsheim und Böttingen war die Kapelle auf dem Berg »sancti Michaelis« (1295), der möglicherweise schon in römischer und alemannischer Zeit besiedelt war. Die dortige »basilica« wurde 771 an das Kloster Lorsch geschenkt. Der vorhandene Kirchenbau stammt in weiten Teilen aus dem 11./12. Jahrhundert, der Turm sogar aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Wann die Michaels-Kirche tatsächlich Pfarrkirche war, ist unbekannt; vermutlich sind die entsprechenden Rechte bereits um 1300 an die mutmaßliche Tochterkirche St. Georg in Gundelsheim übergegangen. Auf dem Berg befand sich danach noch ein »Bruderheußle«, das für den Unterhalt der Kapelle sorgte und Wallfahrer betreute. 1553 wurde die Einsiedelei auf dem Michaelsberg von der Kommende Horneck kontrolliert; die Kapellenpflege war einem Mesner übertragen (1575), später einem herrschaftlichen Weinbergsmann (1760) und schließlich dem Böttinger Schullehrer (1798). Die heutige Friedhofskapelle St. Georg im Süden der Stadt liegt im Areal des alten Dorfs Gundelsheim. Erstmals wird sie 1295 als Kapelle erwähnt; im selben Jahr ist ein Vizepleban belegt. Bald darauf dürfte St. Georg zur neuen Pfarrkirche erhoben worden sein, denn 1357 wird ein »sacerdos« (Priester) zu Gundelsheim erwähnt. Die ältesten Bauteile der Kapelle stammen aus dem 13. Jahrhundert; 1472 wurde die Kirche erweitert. Bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts dürfte sie Pfarrkirche geblieben sein. An ihre Stelle trat dann die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus am südlichen Ende der Stadt. Diese Kirche begegnet zuerst als St. Anna-Kapelle, die im frühen 15. Jahrhundert durch den Anbau einer Frühmesskapelle und eines Turms zur Spitalkirche ausgebaut wurde. Ihre Erhebung zur Pfarrkirche erfolgte um 1515; entsprechende Umbauten und Erweiterungen waren bis 1550 abgeschlossen. Das sicher schon für die Spitalkirche gültige Nikolaus-Patrozinium wird erstmals 1575 genannt. 1700/01 wurde der vom Deutschen Orden gepflegte Kirchenbau barockisiert; 1770 folgte eine Renovierung. Der Pfarrer, gewöhnlich ein Deutsch-Ordens-Priester, wurde vom Komtur eingesetzt (1575), desgleichen der Frühmesser. Im 17. Jahrhundert übernahm Letzterer die Aufgaben des Schlosskaplans und bezog das Kaplaneihaus bei der Burg. 1442 oder kurz davor gründete Deutschmeister Eberhard von Seinsheim das Spital, das Einkünfte aus Gundelsheim, Offenau, Obergriesheim und Duttenberg bezog. Aus der Spitalkirche entwickelte sich später die Pfarrkirche St. Nikolaus. Das neben der Kirche stehende Spitalgebäude erlitt im Bauernkrieg erhebliche Schäden und wurde erst 1595 wieder instandgesetzt. 1730 erwarb das Spital ein benachbartes Eckhaus, die heutige Elisabeth-Apotheke, und gestaltete es zum neuen Spitalgebäude um; das alte Spital wurde 1747 an die Kommende verkauft. Bereits 1428 gründete Eberhard von Seinsheim in der Schlosskapelle eine Gebetsbruderschaft, die 1429 vom Würzburger Bischof approbiert wurde; 1501 erhielt die inzwischen in die Pfarrkirche transferierte Laienbruderschaft einen päpstlichen Ablassbrief. Im Schlossbezirk und seiner Kapelle beanspruchte der Orden später selbst die bischöfliche Jurisdiktionsgewalt. Außerhalb der Stadt, beim Neckartor, ließ der Komtur Augustin Oswald von Lichtenstein 1627 die Kreuzkapelle errichten und dotierte sie 1636. Auf der Gemarkung wurden darüber hinaus zahlreiche weitere religiöse Kleindenkmale errichtet, so beispielsweise eine Kapelle mit Ölberg an der alten Straße nach Offenau (1638) und ein »Latzarusheußle« (1553). Ein Schulmeister ist für Gundelsheim 1553 belegt. Er wurde von der Kommende Horneck bestellt, die auch für den Erhalt des Schulhauses sorgte (1575). Das Alte Schulhaus datiert von 1784. Katholische Pfarrkirche mit südlichem Kapellenbau und Westbau von 1410, die ganze Kirche 1700 barockisiert, 1923 wesentlich erweitert. Ein spätgotischer Schnitzaltar im südlichen Seitenschiff aus der fränkischen Schule (um 1490). Gottesackerkapelle von 1472, nach Beschädigung 1945 vollständig renoviert. Ein Farbfenster entstammt der Hochgotik um 1320. Kreuzkapelle auf dem Calvarienberg, 1617 außerhalb beim Neckartor, 1858 auf den Calvarienberg verlegt. Evangelische Pfarrkiche von 1896.
Patrozinium: St. Michael
Ersterwähnung: 1295
Jüdische Gemeinde: 1805 lebte nur noch eine jüdische Familie in der Stadt. Entgegen dem allgemeinen Trend hatte hier die Zahl der Juden seit der Mitte des 18. Jahrhunderts stark abgenommen. Die ersten Israeliten sind in Gundelsheim 1562 nachzuweisen; es waren Schutzjuden des Deutschen Ordens, die hier Handel trieben. 1604 lebten vor Ort vier jüdische Familien. Zwischen 1691 und 1742 wurde mit acht Familien der auf längere Sicht höchste Stand erreicht.

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