Oedheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1235 [1235/36]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Gemarkung war schon früh von Menschen besiedelt. Jungsteinzeitliche Relikte kamen im Gewann Käppelesacker zutage, darunter Zeugnisse der Spiralbandkeramiker, der Rössener Kultur und der Hinkelsteingruppe. Eine Siedlung der ältesten Bandkeramik im Gewann Quittenbusch wurde 2006 näher untersucht. Im Ortsbereich wurden noch acht weitere, wohl zumeist der Rössener Kultur zugehörige Siedlungsplätze nachgewiesen. Scherben im Ripplesgrund, auf dem Hasenbuckel und dem Reichertsberg lassen auf spätbronzezeitliche Besiedlung schließen. Aus der Hallstattzeit datieren drei bis vier Grabhügel im Gebiet des ehemaligen Walds Breitenloch rechts des Kochers, von denen Mitte des 20. Jahrhunderts aber nur noch einer schwach sichtbar war. Beim Hasenbuckel und beim Ammerbacher Feld wurden Objekte der Latènekultur gefunden. Im Gewann Mäurich gab es eine römische Villa, südlich davon, in den Lachen, wurde ein spätantiker Bestattungsplatz entdeckt. Eine weitere römische Villa kam im Gewann Diener über dem linken Kocherufer zutage; an ihr vorbei soll eine von Wimpfen kommende Römerstraße verlaufen sein. Und knapp 2 Kilometer nördlich von Oedheim, 0,5 Kilometer südwestlich des Falkensteiner Hofs, im heutigen Gewann Gaisbusch, gab es einen römischen Gutshof. Ein merowingerzeitliches Gräberfeld des späten 6. und des 7. Jahrhunderts im Gewann Weiher kann sowohl Bezug auf Oedheim als auch auf Degmarn haben. Zumindest korrespondiert es mit dem Grundwort des Ortsnamens (-heim), der an eine merowingerzeitliche Gründung denken lässt. Die ersten urkundlichen Nachweise datieren von 1235/36 (»Hoedehein«) und 1237 (»Odehem«). 1554 umfasste das Dorf 104 Häuser; noch 1605 wurde nur eine Hofstatt mehr gezählt. Bis 1802 stieg die Zahl auf 146. Architektonisch bemerkenswert ist das bis 1516 erbaute sogenannte Witwenhaus. Die Kelter wurde um 1500 von Lautenbach in den Ort verlegt, eine Brücke über den Kocher 1765 gebaut. Der Hof Falkenstein hieß vor 1847 zuerst Ritterhof, dann Neuhof. Bis ins 16. Jahrhundert gehörte er dem Deutschen Orden, der ihn dann an die kurmainzische Hofmeisterei Billigheim verkaufte, 1705 aber wieder zurückerwarb. Vor 1730 gelangte er in den Besitz der von Gemmingen. Beim Grollenhof handelt es sich möglicherweise um das 1398 erwähnte Kleinbuchen. 1554 gehörte »Großenbuch oder Klainbuch« dem Deutschen Orden. Im Lauf des 18. Jahrhunderts wurde der Grollenhof der Gemarkung Falkenstein zugeschlagen. Lautenbach wird vermutlich schon um 1254/61 genannt (»Lutembach«), sicher 1335. Der Weiler bestand ursprünglich aus zwei Teilen, einem oberen und einem unteren; seit der Wende zum 16. Jahrhundert ist nur noch vom Lautenbacher und vom Mönchshof die Rede. Der Lautenbacher Hof teilt die Herrschaftsgeschichte von Oedheim. Der Mönchshof war im Besitz der von Wittstadt, die ihn 1490 an das Karmeliter-Kloster in Heilbronn verkauften; später gelangte er über die von Gemmingen (1537) an den Deutschen Orden (1624). Letzterer veräußerte ihn 1687 im Verbund mit Lautenbach in private Hand. 1772 kam der Hof schließlich in den Besitz der Reichsstadt Heilbronn. Willenbach wird wohl schon 803 anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch erwähnt (»Willenheimer marca«). Die hohe Obrigkeit lag beim Deutschen Orden, die niedere und vogteiliche Obrigkeit hingegen beim jeweiligen Allodialherrn beziehungsweise Lehnsträger des Hofs. 1271 wurde das Kloster Lichtenstern hier mit einer Schenkung bedacht. Im Übrigen war der Hof Zubehör des Oedheimer Schlosses; 1603 bauten die Capler hier einen Herrensitz. Der Zehnt gehörte dem Kloster Schöntal (1489). Links über dem Kocher ist das alte Dorf den Talhang hinaufgewachsen mit Neubaugebieten im Süden und Osten. Auf der gegenüberliegenden nördlichen Kocherseite entstand am Hang der Ortsteil Neudorf. Er vergrößerte sich ebenfalls nach dem zweiten Weltkrieg besonders nach Norden und Osten.
Historische Namensformen:
  • Odehem 1237
  • Hoedehein
Geschichte: Oedheim war altes Reichsgut und kam im 13. Jahrhundert an die Herren von Weinsberg. Deren vogteiliche Rechte rührten zu Beginn des 14. Jahrhunderts vom Hochstift Würzburg zu Lehen. 1335 mit der Herrschaft Scheuerberg an das Erzstift Mainz verkauft, gelangte der Ort 1484 wiederum im Verbund mit Scheuerberg an den Deutschen Orden (Kommende Horneck), dem fortan alle hohe und niedere Obrigkeit im Dorf zustand. Am Ende des Alten Reiches gehörte Oedheim mit dem Amt Heuchlingen zum Neckaroberamt Horneck und wurde 1805/06 im Zuge der Säkularisation dem württembergischen Oberamt Neckarsulm eingegliedert. Die Lehnshoheit über das Schloss, eine einstige Wasserburg, freilich blieb zunächst noch bei den Herren von Weinsberg und gelangte später über Kurpfalz (1450) an Württemberg (1504); die niedere Jurisdiktion darin wurde von den Schlossherren, den Capler von Oedheim exerziert. Die 1235 erstmals genannten Capler (»Capplanus«) waren weinsbergische Ministerialen; ihr Wappen zeigte im roten Schild einen silbernen Querbalken, den Zunamen von Oedheim führten sie seit um 1300, den Beinamen Bautz seit der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. In der frühen Neuzeit war die Familie beim Kanton Odenwald der fränkischen Reichsritterschaft immatrikuliert. Der letzte Agnat starb 1967. Als Grundbesitzer in Dorf und Gemarkung begegnen das Kloster Schöntal (1237), die Capler (seit 1447), die Berlichingen (1489), das Heilbronner St. Klara-Kloster und sonstige Adelsfamilien. Der Deutsche Orden war unter anderem Herr des sogenannten Hundslehens mit 30 Morgen Land; neben den Capler entwickelte er sich im Lauf der Zeit zur bedeutendsten Grundherrschaft am Ort (1554). Der Frucht- und Weinzehnt war 1554 im Besitz des Klosters Schöntal; den Kleinzehnt hatte zu einem Drittel der Deutsche Orden. Einem Lagerbuch von 1686 zufolge war der Großzehnt zwischen Schöntal und dem Orden aufgeteilt. Schöffen und Gericht zu Oedheim treten erstmals 1432 in Erscheinung; Rat, Bürgermeister und Heimbürgen werden 1584 beziehungsweise 1598 genannt. Um 1500 existierte bereits ein Rathaus; ein Neubau wurde 1579 als Amtshaus des Deutschen Ordens errichtet.
Wirtschaft und Bevölkerung: Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte Oedheim etwa 420 Einwohner. Infolge des Dreißigjährigen Kriegs ging die Seelenzahl auf 320 zurück (1650). Aber schon ein Menschenalter später (1686) war der alte Stand nicht nur wieder erreicht, sondern mit 104 Bürgern (circa 450–470 Einwohner) sogar übertroffen. Bis 1720 stieg die Einwohnerzahl auf 780, bis 1802 auf 1195. Die Zahl der Hausarmen belief sich 1732 auf 39. Seit 1697 nahm der Deutsche Orden Schutzjuden auf, desgleichen seit 1698 die Capler. Schließlich lebten hier 1807 43 ritterschaftliche und 41 unmittelbar württembergische (vormals deutschordische) Juden. Die drei Zelgen lagen gegen den Lerchenberg, über dem Kocher und gegen Degmarn. Eine Mühle findet 1376 Erwähnung, eine Badstube 1554 und eine Ziegelhütte 1781 (in Willenbach). Im Schlossbezirk gab es 1706 einen Weinausschank. Weil auch die einzelnen Haushalte im Dorf Wein ausschenken durften, wurde eine Wirthauskonzession erst 1716 erteilt. 1780 bestanden die Wirtshäuser zur Krone, zum Schwanen, zum Rössle und zum Kreuz. Dem Handel dienten zwei 1662 vom Deutschen Orden der Gemeinde verliehene Jahrmärkte

Name: Schloss (ehemals Wasserburg)

Ersterwähnung: 1328
Kirche und Schule: Das von Würzburg lehnbare Patronatsrecht über die Oedheimer Kirche St. Mauritius und St. Nikolaus gelangte 1328 als Schenkung der Herren von Weinsberg an das Kloster Schöntal; 1345 erfolgte nach längeren Auseinandersetzungen die Inkorporation nach Schöntal. Seit 1383 bestand eine Kaplanei beziehungsweise Frühmesse. Eine Bruderschaft zu Ehren der Muttergottes erhielt 1596 ihr Statut. In den barocken Neubau (1725) wurde nur der untere Teil des alten Kirchturms übernommen; in ihm sind Fresken aus dem Übergang von der Romanik zur Gotik bewahrt (Ende 13. Jahrhundert beziehungsweise Anfang 14. Jahrhundert). Ein Schulmeister ist erstmals 1554 nachweisbar, ein Hilfslehrer seit 1730. Die Juden hatten 1807 eine eigene Schule, aber keinen besonderen Vorsteher. Das erste bekannte Schulhaus stand in der Fahrgasse und wurde 1785 eigens möbliert. Hochbarocke katholische Pfarrkirche von 1725, erweitert 1874. Im abgeteilten ehemaligen Turmchor noch hochgotische Ausmalung (um 1350). Evangelische zu Bad Friedrichshall-Kochendorf.
Patrozinium: St. Mauritius und St. Nikolaus
Ersterwähnung: 1328

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