Eschenau - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1237

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ortsname »Eschenaw« ist erstmals 1237 zweifelsfrei belegt; er bezeichnet eine von Eschen bestandene Aue und lässt vermuten, dass die Siedlung in der älteren Ausbauzeit entstanden ist. 1300 wird der Ort als Weiler bezeichnet, 1436 als Dorf. Der Flurname Treutlinger im südöstlichen Teil der Gemarkung deutet auf eine abgegangene Siedlung Treutlingen hin. Das nordöstlich von Eschenau gelegene Wieslensdorf wird 1387 erstmals erwähnt. 1649 bestand dort eine Ziegelei. Nach 1785 sind in Eschenau und Wieslensdorf insgesamt 97 Feuerstätten belegt. 1809 hatte Wieslensdorf allein 59 Einwohner. In der Mulde eines Seitenbachs der Sulm mit neueren Ortserweiterungen im Norden, Оsten (Industrie an Wieslensdorfer Straße) und Westen.
Historische Namensformen:
  • Eschenaw
Geschichte: 1257 ist mit Ulrich von Eschenau erstmals ein Angehöriger einer ortsansässigen Ritteradelsfamilie bezeugt; er stand in Diensten der Grafen von Löwenstein. Allerdings bleibt unklar, ob der Ort jemals ganz im Besitz der Ritteradligen von Eschenau war, die im Wappen einen Rüdenrumpf mit herausgestreckter Zunge führten und bis 1565 Erwähnung finden. Die Herren von Weinsberg gaben 1413 ein Achtel und 1439 ein Viertel des Gerichts denen von Weiler zu Lehen. 1436 verkaufte Swicker von Helmstatt Burg und Dorf Eschenau samt Zugehörungen an die Grafen von Löwenstein. Vor 1465 erwarb Kraft von Eschenau ein Viertel an Gericht und Vogtei von denen von Weiler. Derselbe Kraft verkaufte 1473 all seine Rechte an dem Dorf – ein Viertel rührte von Kurpfalz zu Lehen – an Hans von Gemmingen zu Guttenberg. In der Folgezeit erwarben die Gemmingen das ganze Dorf. 1650 gelangte der beim Ritterkanton Kraichgau immatrikulierte Ort käuflich an die Moser von Filseck, die seit 1664 auch den reichslehnbaren Blutbann innehatten. 1702 folgten via Heirat die Freiherren von Ziegesar. 1731 von Graf Franz Albrecht zu Oettingen-Spielberg erworben, kam das Rittergut 1736 an Christian Ernst von Berlichingen zu Illesheim und schließlich an Johann Melchior von Killinger. Danach vererbte es sich in der Familie von Killinger, bis Carl Friedrich Johann von Killinger es 1806 an die von Uexküll-Gyllenband verkaufte. Bereits 1805 wurde Eschenau von Württemberg mediatisiert und dem Oberamt Weinsberg eingegliedert. Die 1436 genannte Burg wurde im Landshuter Krieg 1504 zerstört. An ihrer Stelle erbauten die Gemmingen vor 1573 ein Schloss, das seit 1745 durch Leopold Retti für die von Killinger umgebaut wurde. 1831 gelangte es über die von Uexküll-Gyllenband an den Freiherrn Albert von Hügel. Grundbesitz des Klosters Lichtenstern ist in Eschenau seit 1271 nachweisbar. Das Kloster erwarb 1303 von Gernot von Stetten, 1315 von Kraft von Morstein, 1354 von Adelheid von Ilsfeld und 1387 als Leibgeding zweier Nonnen von Dürrmenz weitere Güter daselbst. 1611/12 verfügte es über 1,5 Morgen eigene Wiesen und zwei erbliche Hoflehen. 1300 trug Rüdiger von Eschenau eine Mühle, eine Wiese und 12 Morgen Äcker den Weinsberg zu Lehen auf. Rüdiger von Ohrn und seine Söhne verkauften 1364 Zinse von Äckern an Graf Albrecht von Löwenstein. Andreas Rohikem von Öhringen schenkte 1455 der Kirche zu Löwenstein zwei Wiesen, die er 1453 von Fritz von Sindringen gekauft hatte. Wald und Wiesen (2,5 Morgen) besaß 1520 auch das Stift Möckmühl. Über Zehntanteile verfügten die Herren von Dürn (1293), die von Weiler (1335/37), die Grafen von Löwenstein (1439) und die von Böckingen (1450). Die Zehntrechte der von Eschenau erwarben 1473 die von Gemmingen. Anlässlich eines Gemarkungsstreits zwischen den Gemeinden Affaltrach und Eschenau werden 1490 Schultheiß, Gericht und Gemeinde urkundlich genannt. Ein 1616 zwischen Herrschaft und Gemeinde geschlossener Vertrag regelte die Fronpflichten der Untertanten. Um die Beilegung von Streit zwischen den Bauern und den Moser von Filseck bemühte sich 1680 eine Kommission des Ritterkantons Kraichgau. 1704 findet ein Rat Erwähnung. Anstelle der 1504 zerstörten Burg der von Eschenau erbaute vor 1573 Pleikard von Gemmingen ein Schloß, das 1745 fortfolgend Leopold Retti für den Freiherrn J. M. von Killinger umbaute. Ansehnliches Gebäude mit schmalen Eckrisaliten, einem Mittelrisalit mit Kolossalpilastern und Giebeldreieck; bei der Restaurierung von 1956 wurde die ursprüngliche Farbtönung wiederhergestellt. Gartenhaus und Orangerie sind Spätrokoko Mitte 18. Jahrhundert. Die Rokokoausstattung des Schlosses wurde jüngst entfernt. Gegenüber das Amtshaus. Das 1969 umgebaute Rathaus und zwei Keltern stammen aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg. Eschenau gehörte vom 18.3.1806 bis 1.4.1926 zum Oberamt Weinsberg, dann Oberamt, seit 1.10.1938 Landkreis Heilbronn.
Wirtschaft und Bevölkerung: Nach der Katastrophe des Dreißigjährigen Kriegs wurden in Eschenau 34 alte und vier neue Untertanen sowie zwei Witwen gezählt (circa 180 Einwohner), 1657 51 Männer, zwei Witwen und ein Jude (circa 230 Einwohner). 1785 gab es in Eschenau und Wieslensdorf 149 Familien (knapp 700 Seelen). 1809 belief sich die Einwohnerzahl auf 772. Ihren Broterwerb fand die Bevölkerung in der Landwirtschaft und im Weinbau. Die drei Zelgen lagen 1611/12 gegen Weiler, in den »Plumenäckhern« und im »Affalterfeld«. 1272 wird eine Mühle genannt, 1302 eine Kelter. Die Herrschaft baute 1579 die obere Kelter und 1604 die untere. Seit 1702 gab es eine zweite Mühle. Zum Jahr 1616 sind ein Gastwirt sowie weitere Gassen- und Fleckenwirte bezeugt. 1704 überließ die Gemeinde dem Freiherrn von Ziegesar die Schäferei samt ihrem Zubehör zu freiem Eigentum.

Name: Burg - Schloss Eschenau (vor 1573)
Datum der Ersterwähnung: 1436

Ersterwähnung: 1573
Kirche und Schule: Vor der Reformation bestand eine St. Wendelins-Kapelle, an deren Stelle 1755/56 die heutige Kirche gebaut wurde. Das Patrozinium ist seit 1463 bezeugt. Bis zur Gründung einer eigenen Pfarrei durch Pleickard von Gemmingen 1573 war Eschenau Filial von Affaltrach. Ein Schulhaus wurde in Eschenau 1654/55 gebaut und 1784 erneuert. 1809 besuchten 67 Knaben und 63 Mädchen die Winterschule, sechzig Knaben und 55 Mädchen die Sommerschule. Seit 1765 lebte in Eschenau die unglückliche Sängerin Marianne Pyrker, um die sich Otto Mylius’ Roman ›Die Irre von Eschenau‹ dreht. Evangelische Pfarrkirche, 1755 spätbarock anstelle einer älteren von 1570/90 erbaut. An der Orgel ein Holzbild Davids mit der Harfe. Katholiken zu Affaltrach.
Patrozinium: St. Wendel
Ersterwähnung: 1463
Jüdische Gemeinde: 1807 gab es in Eschenau 55 Juden. Die Herren von Killinger erlaubten im 18. Jahrhundert Juden den Zuzug, die sich 1797 eine kleine, heute profanierte Synagoge bauten. Seit 1843 (112 Personen) nahm die Zahl der Juden durch Abwanderung bis 1933 auf sieben ab.

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