Kirchensall - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1239

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
1239 taucht Kirchensall als »Salle« in den Quellen auf. Es dürfte im 11. oder frühen 12. Jahrhundert entstanden sein und war zweifellos der erste Ort »in der Sall«. Als hier weitere Siedlungen entstanden, wurde eine differenzierte Namengebung erforderlich. So ist 1266 »Chirchensalle« erstmals bezeugt, 1285 erscheint daneben »Langensall« und um 1290 »Meinhartes Salle«. Das Grundwort der Ortsnamen nimmt Bezug auf den Bach, an dessen Ufern die Siedlungen liegen; die Bestimmungsworte rekurrieren auf die Kirchsiedlung (Kirchensall), den jeweiligen Ortsgründer beziehungsweise einen frühen Inhaber (Mainhardtsall) oder die topographischen Gegebenheiten. Göltenhof wurde im späten Mittelalter als Einzelhof angelegt und gehörte zu Kirchensall. Tiergarten ist eine Gründung des Grafen Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein-Neuenstein (1685). Um 1790 umfasste Kirchensall 41 Häuser, Göltenhof sechs, Langensall 28 und Mainhardtsall fünfzehn. Der links der Sall gelegene Weiler Gießhübel (1415 »Gysubel«) ist im 16. Jahrhundert in Kirchensall aufgegangen. Eine herrschaftliche Gründung des Spätmittelalters war der im Nordosten von Kirchensall gelegene Eilhof, der 1632 von zwei Bauern bewirtschaftet wurde, als Wohnplatz damals aber schon verödet war. Die Güter wurden zum Herrschaftshof gezogen und 1727 an zwanzig Bauern verkauft. An Eilhof erinnert noch ein Flurname. Das längst wüstgefallene Lutzmannsdorf ist 1430 als Zehntdistrikt des Stifts Öhringen bezeugt; es lag wahrscheinlich in der Flur Lützle bei Mainhardtsall.
Historische Namensformen:
  • Salle 1239
  • Chirchensalle 1266
Geschichte: In Kirchensall hatten im frühen 13. Jahrhundert die Herren von Krautheim Güter und Rechte, die teilweise vom Hochstift Würzburg zu Lehen rührten. Dieser Besitz kam 1239 an die Herren von Hohenlohe beziehungsweise 1243/66 als Dotationsgut an das Kloster Gnadental. Über die Güter des Klosters stand den Hohenlohe die Vogtei zu. Nachdem infolge der Reformation der Gnadentaler Besitz in hohenlohische Verwaltung übergegangen waren, verfügten die Grafen am Ort über alle niedere und hohe Obrigkeit. Bei der Hauptlandesteilung 1553/55 gelangte Kirchensall an die Neuensteiner Linie. Das Dorf wurde Amtssitz und hatte spätestens 1665 ein herrschaftliches Amtshaus; zum Amtsbezirk gehörten 1671 neben Kirchensall Langensall, Mangoldsall, Füßbach, Mainhardtsall, Göltenhof, Metzdorf, Hohensall und Orbachshof. 1608 war Kirchensall für kurze Zeit an den Deutschen Orden verpfändet. Durch seine Gründungsausstattung und weitere Schenkungen entwickelte sich das Kloster Gnadental seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zum bedeutendsten Grundbesitzer im Ort. Durch die Reformation kamen alle seine Güter an die Grafen von Hohenlohe, die seither alleinige Grundherren waren. Neben der Linie zu Neuenstein, die hernach den größten Anteil hatte, war auch jene zu Waldenburg mit einigen Gütern beteiligt. Der bisherige Wittumhof wurde in einen herrschaftlichen Hof umgewandelt, der 1632 auch die Bewirtschaftung der Güter des abgegangenen Eilhofs übernahm und nach 1648 mit zahlreichen weiteren verödeten bäuerlichen Gütern sowie angekauftem bäuerlichem Eigenbesitz arrondiert wurde. 1777 wurde der Hof wieder in drei Güter aufgeteilt und zu Lehen an Bauern verkauft. In Göltenhof, das seine Entstehung vermutlich den Hohenlohe verdankt, verfügte die Neuensteiner Linie 1665 über sechs von sieben bewirtschafteten Höfen. In Mainhardtsall waren im hohen Mittelalter die Herren von Krautheim bedeutendste Grundbesitzer. Wie in Kirchensall gelangten diese Güter Mitte des 13. Jahrhunderts an Hohenlohe und das Kloster Gnadental. Außerdem waren hier in größerem Umfang die Ritteradligen von Neuenstein begütert, in geringerem Maß auch die von Neideck, die Johanniterkommende in Schwäbisch Hall, das Spital in Öhringen und die Frühmesse in Neuenstein. Infolge der Säkularisation des geistlichen Besitzes im Zuge der Reformation war Hohenlohe auch hier größter Grundbesitzer. Tiergarten wurde Ende des 17. Jahrhunderts von den Hohenlohe angelegt, die Gebäude und Güter aber bereits 1731 wieder verkauft. Die Zehntrechte »per totam parrochiam Salle« waren ursprünglich Lehen des Hochstifts Würzburg und im frühen 13. Jahrhundert im Besitz der Herren von Krautheim; durch Schenkung gelangten sie 1257 an das Kloster Gnadental. Aufgrund seines Stiftungsbriefs von 1037 erhob auch das Stift Öhringen Anspruch auf den hiesigen Zehnt; der darüber geführte Rechtsstreit wurde erst 1520 beigelegt. Mit der Reformation fielen die Gnadentaler Zehntrechte an Hohenlohe. In Mainhardtsall und Gießhübel verfügten die von Neuenstein und Bürger aus Öhringen über Zehntrechte; sie gelangten 1314 beziehungsweise 1415 an das Stift Öhringen. 1671 gehörte der Alt- und Kleinzehnt in Kirchensall ganz Hohenlohe-Neuenstein, in den Sonderzehntdistrikten (unter anderem Höfleinszehnt) beanspruchten Hohenlohe-Neuenstein und das Stift Öhringen je die Hälfte. In Langensall bezog den Altzehnt zu zwei Dritteln Hohenlohe-Neuenstein und zu einem Drittel Hohenlohe-Waldenburg; der Kleinzehnt gehörte ganz Hohenlohe-Neuenstein. Der Altzehnt in Mangoldsall stand zu einem Drittel, der Kleinzehnt ganz Hohenlohe-Neuenstein zu. In Eulhof, Göltenhof und Orbachshof gehörten alle Zehnten Hohenlohe-Neuenstein, in Hohensall, Metzdorf und Mainhardtsall desgleichen der Kleinzehnt. Den Großzehnt in Mainhardtsall erhielt das Stift Öhringen. 1457 finden der Schultheiß und das Gericht zu Kirchensall Erwähnung. Die Kirchensaller und Mainhardtsaller hatten 1701 je ein Hirtenhaus. Eine Dorfordnung stammt aus der Zeit vor 1671. Im April 1525 erhoben sich die Bauern von Kirchensall gegen ihre Herrschaft und plünderten in Öhringen. 1806 fiel Kirchensall an Württemberg, und gehörte 1809 zum Oberamt, 1938 Landkreis Öhringen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Um 1790 hatte Kirchensall etwa 190 Einwohner, darunter 39 aktive Untertanen und drei Schutzverwandte. In Göltenhof lebten zur gleichen Zeit knapp dreißig Personen (sechs Untertanen), in Langensall rund 135 (27 Untertanen und drei Schutzverwandte) und in Mainhardtsall etwa siebzig (sechzehn Untertanen). Die Bevölkerung nahm um die Wende zum 19. Jahrhundert in allen Ortsteilen zu, besonders stark in Kirchensall. Der Nahrungserwerb war ganz von der Landwirtschaft bestimmt. Bereits 1671 werden der recht gute Nahrungsstand und das stetige und eifrige Bemühen der Einwohner aller Kirchspielorte hervorgehoben. Der Herrenhof hatte ein eigenes Schafrecht. 1806 gab es in Kirchensall an Zugvieh sieben Pferde und sechs Ochsen, in Mainhardtsall zwei Pferde und vierzehn Ochsen, in Göltenhof fünf Pferde und sechs Ochsen, in Langensall fünfzehn Pferde und 29 Ochsen und in Mangoldsall neunzehn Pferde und sechs Ochsen. Zum Jahr 1430 wird in Kirchensall ein Schmied erwähnt. Eine seit 1427 bezeugte Mühle lag in Gießhübel. Um 1700 gab es am Ort mehr Handwerker als anderwärts üblich; dazu gehörten zwei Wirte, zwei Schuhmacher, zwei Zimmerleute sowie je ein Bäcker, Schneider, Weber und Schmied.

Ersterwähnung: 1246
Kirche und Schule: Mit der ersten Erwähnung des Ortsnamens »Kirchensall« im Jahr 1246 ist auch die Existenz einer Kirche belegt. Deren Patronatsrecht übertrugen die Herren von Krautheim schon bei der Gründung dem Kloster Gnadental. 1337 wurde für einen Neubau der der Muttergottes geweihten Kirche ein Ablass gewährt. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verfügte das Gotteshaus über ein beträchtliches Vermögen, das mit der Reformation den Grafen von Hohenlohe zufiel. Infolge der Reformation wurde die Pfarrei der hohenlohischen Landeskirche eingegliedert; ihr Patronatsrecht gelangte an die Neuensteiner Linie. 1671 gehörten zur Pfarrei Kirchensall, Langensall, Mangoldsall, Füßbach, Mainhardtsall, Göltenhof, Neureut, Neufels und Waldsall sowie vier Haushaltungen in Tannen. Tiergarten war Teil des Kirchspiels von Orendelsall. Die Kirche liegt im nordwestlichsten Ortsteil. Ursprünglich war sie von einem Kirchhof umgeben, auf dem eine 1450 zu Ehren der Heiligen Veit und Gefährten, Sebastian, Heilig Kreuz, Martin und Allerseelen geweihte, bald aber abgegangene Kapelle stand. Im Turmuntergeschoss der Pfarrkirche sind Reste der mittelalterlichen Anlage erhalten. 1611 plante der Baumeister Georg Kern aus Forchtenberg eine Erweiterung, die allerdings mit dem Bau eines geräumigeren Mittelschiffs erst 1769/72 durch Johann Georg Keller zur Ausführung kam. Den Südeingang ziert das Allianzwappen der Auftraggeber (Hohenlohe und Sachsen-Hildburghausen). Die Altarwand und Teile des Orgelprospekts stammen von Johann Andreas Sommer aus Künzelsau. Das neben der Kirche gelegene Pfarrhaus datiert von 1763. Der Friedhof im Osten des Dorfs wurde 1594 angelegt und 1787 ummauert. Ein Schulmeister wird in Kirchensall erstmals 1671 erwähnt. An seiner Besoldung beteiligte sich das gesamte Kirchspiel; er war zugleich Gegenschreiber in der herrschaftlichen Amtsverwaltung. Das Schiff der Kirche wurde 1769/72 erbaut, 1900 und 1958 renoviert, der mittelalterliche Turm aufgestockt, 1883 renoviert. Katholiken zu Neuenstein.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1337

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