Obersöllbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1037

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Als »Selebach« wird der Ort in dem auf 1037 datierten, aber erst später abgefassten Öhringer Stiftungsbrief erstmals erwähnt; unklar bleibt, ob damit Ober- oder Untersöllbach gemeint war. Die erste eindeutige Nennung geschieht 1314 als »Superiori Selebach«. Der Ortsname ist dem durch den Ort fließenden Bach entlehnt, dessen Name »Sele« allerdings nicht eindeutig zu erklären ist. Die am Fuß der Keuperstufe gelegene Siedlung erstreckt sich zu beiden Seiten des Söllbachs; oberhalb führte 1681 der sogenannte Eselspfad entlang. Entstanden ist die Weilersiedlung in der hochmittelalterlichen Ausbauzeit; im späten Mittelalter erfolgte der Ausbau, und 1607 konnte Obersöllbach als »großer Flecken« eingestuft werden.
Historische Namensformen:
  • Selebach 1037
  • in superiori Selbach 1314
  • Superiori Selebach
  • Selibach
Geschichte: Zum Jahr 1279 erscheint mit der Zubenennung »de Selibach« in den Quellen einmalig ein Ministeriale, woraus auf eine zumindest vorübergehend hier ansässige Adelsfamilie geschlossen werden könnte. Hohenlohe hatte seit der Mitte des 13. Jahrhunderts alle wesentlichen Herrschaftsrechte inne, vor allem die Vogtei über den umfangreichen Besitz des Stifts Öhringen. Die von Neudeck verkauften ihren Anteil am Gericht 1472 an das Stift Öhringen. Bei der hohenlohischen Hauptlandesteilung 1553/55 fiel der Ort an die Waldenburger Linie und war fortan Teil des Amts beziehungsweise der Vogtei Waldenburg. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam es infolge der Grenzlage zwischen Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg zu einem Streit um Zehnt- und sonstige Hoheitsrechte, der schließlich vor dem Reichskammergericht ausgetragen wurde. Durch den Bau von Stegen über den Söllbach von seiten Neuensteins und Neurodungen auf der Gemarkung von seiten Waldenburgs sahen die Kontrahenten Bestimmungen der Hauptlandesteilung verletzt. 1681 konnte Hohenlohe-Waldenburg unangefochten alle hohe, mittlere und niedere Obrigkeit mit Gebot und Verbot, Geleit, Schatzung, Steuern, Strafen, Frevel und Bußen sowie die Gerichtsbarkeit am Ort beanspruchen. Nach dem Aussterben der Linie Waldenburg-Waldenburg 1679 gelangte Obersöllbach als Teil des Amts Waldenburg zunächst in den gemeinschaftlichen Besitz der Linien Schillingsfürst und Pfedelbach; bei der Teilung von 1684 fiel es an Hohenlohe-Pfedelbach. Als auch diese Linie 1728 ausstarb, kam Obersöllbach an die Herrschaft Hohenlohe-Schillingsfürst, bei der es bis zum Ende des Alten Reiches verblieb. Besitz in Obersöllbach gehörte zur Gründungsausstattung des Öhringer Stifts. Daneben waren im 14. Jahrhundert die Herren von Hohenlohe, die von Neuenstein (unter anderem Schrotshof) und von Neudeck sowie in geringerem Umfang die von Heinriet und das Kloster Goldbach im Ort begütert. Diese anderen Rechte erwarb das Stift weitgehend, so dass es gegen Ende des Mittelalters die bedeutendste Grundherrschaft am Ort war. Anfang des 17. Jahrhunderts gehörten zum stiftischen Besitz 37 Häuser, 36 Scheunen, 360 Morgen Äcker und 64 ¾ Tagwerk Wiesen, 4 Morgen Weinberge und 5 Morgen Weiden. Dieser Grundbesitz verteilte sich auf zwölf Lehen. Als Nachfolger des Stifts waren, nachdem sie Mitte des 15. Jahrhunderts die Güter der von Neudeck erworben hatten, die Grafen von Hohenlohe größte Grundbesitzer. Nach der Säkularisation des bisherigen Kirchenguts konnten sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auch über den davor stiftischen Grundbesitz verfügen. Den Zehnt trugen 1382 die von Rappach vom Hochstift Würzburg zu Lehen; später gelangte auch er an das Öhringer Stift, das 1607 sämtliche Zehntrechte unangefochten innehatte. Die älteste bekannte Dorfordnung datiert von 1650. Die Gemeinde verfügte über eigenen Wald, Weide und Einkünfte aus Äckern, Weinbergen und Gärten. Obersöllbach fiel 1806 an Württemberg und gehörte zum Oberamt, 1938 Landkreis Öhringen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte Obersöllbach etwa 270 Einwohner (sechzig Mannschaften). Der Dreißigjährige Krieg führte zu starken Bevölkerungsverlusten; 1681 lebten hier nur noch rund 180 Menschen (vierzig Mannschaften). Ein Jahrhundert später (1795) war die Einwohnerzahl wieder auf 305 gestiegen. Das Verhältnis von Bauern zu Söldnern lag Ende des 17. Jahrhunderts bei eins zu drei. Acker- und Weinbau waren in älterer Zeit die Haupterwerbsquellen. Der Weinbau ist urkundlich seit 1453 bezeugt. 1513 hatte der Pfarrer von Jagsthausen ein Kelterrecht am Ort und verkaufte dieses an den Frühmesser zu Neuenstein. Anfang des 17. Jahrhunderts gab es zwei Keltern, der Umfang der Weinberge auf der Gemarkung belief sich auf 48 Morgen.

Kirche und Schule: Anfangs gehörte Obersöllbach zur Stiftspfarrei Öhringen; 1499 wurde es Filial der neu gegründeten Pfarrei in Neuenstein. Die geistliche Obrigkeit mit allen kirchlichen Befugnissen kam nach der hohenlohischen Hauptlandesteilung von 1553/55 dem Waldenburger Konsistorium zu. Ende des 17. Jahrhunderts wurde in Obersöllbach eine eigene Schule eingerichtet, deren ständigen Schulmeister die Herrschaft bezahlte. Evangelisch und Katholiken zu Neuenstein.

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