Unterrot - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1338

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Nach der frühesten gesicherten Nennung 1338 wurde der Ort erstmals 1465 als Unterrot (»Undern Rode«) erwähnt. Er entstand vermutlich gleichzeitig mit Oberrot im Rahmen des merowingischen Landesausbaus. Die Erwähnung 1473 als »weylerstat« deutet auf eine temporäre Wüstung hin. Die unmittelbar nördlich vom Ort gelegene Flur Brühl verweist auf möglichen herrschaftlichen Eigenbau. Die ebenfalls nördlich gelegenen Fluren »Auf der Burg« (Gemarkung Gaildorf) und »Burgäcker«, in der Nähe der Kreuzung der von Gschwend und Fichtenberg her kommenden Verkehrswege, deuten auf eine abgegangene Niederungsburg hin. Auch der Flurname »Burgstal« (1582) an der Gemarkungsgrenze zu Sulzbach lässt auf eine abgegangene Burg schließen. Der ehemalige Pfarrsitz verweist auf die frühere Bedeutung des 1262 ersterwähnten Schönberg (»Sconenberg«). Vom Namen her gehört Bröckingen vermutlich zu den älteren Wohnplätzen des Orts, wobei jedoch die Erstnennung (»Breckingen« beziehungsweise »Preckingen«) erst auf das Jahr 1374 fällt. Im gleichen Jahr wurde auch Reippersberg (»Ryppersberg« beziehungsweise »Reyppersberg«) und 1527 Kieselberg (»Kiselberg«) genannt. Zu den abgegangenen Siedlungen gehört das 1091 erwähnte und bis zum 15. Jahrhundert abgegangene Dretenweiler (»Dretenuuilare«), das vermutlich zwischen Münster und Winzenweiler lag. Auch der 1374 erwähnte Wohnplatz »Mettelberg« ging nach seiner Ersterwähnung ab. Der 1407 genannte Wohnplatz Braunsbach (»Prunspach«) wurde nach einer letztmaligen Erwähnung 1557 im Jahr 1712 als öd erwähnt. Der 1340 ersterwähnte Wohnplatz Steigersbach (»Steigerspach« beziehungsweise »Steygerspach«) verödete nach 1578. Schließlich gab es möglicherweise nordöstlich Bröckingens im Bereich der Fluren Beckenreute, Kieselebene, Kieselwiesle, Schillingsgehren eine abgegangene Siedlung. Nach dem zweiten Weltkrieg haben die Wohnsiedlungen und Fabrikanlagen, hauptsächlich nördlich des alten Kerns links der Rot, den Ort Unterrot stark vergrößert.
Historische Namensformen:
  • Rode 1140 [um 1140]
  • Nidernrot 1399
  • Undern Rode 1465
  • Nyder Rote
Geschichte: Mit der frühesten sicheren Nennung (»Nyder Rote«) 1338 wurden auch die Hack von Wöllstein als erste nachweisbare Grundherren erwähnt. Die Limpurger besaßen 1374 zwei Drittel des Groß- und Kleinzehnten und 1557 vier Höfe, sieben Güter, ein Lehen und ein Haus. Die 1462 erwähnte comburgische Grundherrschaft umfasste 1657 sechs Güter. Der Heilige Unserer Lieben Frau von Münster besaß zwei Häuser (1587). Die Schenken waren auch in Bröckingen, in Reippersberg, in Steigersbach (1374), in Schönberg (1380), in Braunsbach (1488) sowie auf dem Kieselberg (1527) begütert. Zudem gehörten ihnen 1374 zwei Drittel des Groß- und Kleinzehnten in Mettelberg, Reippersberg und Steigersbach. Württemberg war damals in Mettelberg und Steigersbach begütert. Comburg hatte in Reippersberg (1462) und das Kloster Ellwangen nachweislich bis 1380 in Schönberg Besitz. Die Pfarrei und der Heilige von Gaildorf waren in Bröckingen begütert (1587). Nach dem Erwerb Unterrots als Eigen von den Herren von Schöckingen verwendeten die Schenken unter anderem diesen Ort als Stiftungsgut für eine Messpfründe (Sankt Lienhard) an einer Kapelle nahe Adelmannsfelden (1473). Trotz des Verkaufs von Adelmannsfelden an die Herren von Vohenstein (1493) blieben die Patronatsrechte über die Lienhardspfründe und somit die herrschaftlichen Rechte in Unterrot limpurgisch. 1610 war die hohe und niedere Gerichtsherrschaft in Unterrot vollständig in der Hand der Schenken. In Schönberg hatte Limpurg schon 1556 die vollständige Herrschaft. Reippersberg hingegen war 1657 ein Kondominium mit sechs limpurgischen und vier comburgischen Gemeinderechten. Unterrot gehörte zunächst zum limpurgischen Amt Gaildorf und nach dem Aussterben der Limpurger zum Landamt Gaildorf, bis es nach dem Übergang an Württemberg 1806 dem Oberamt Gaildorf zugewiesen wurde. Strukturen kommunaler Selbstverwaltung werden in Unterrot 1625 mit der Erwähnung einer »gmeind« erkennbar (Bröckingen, Schönberg: 1556). 1669 sollte Bröckingen eine neue Dorfordnung bekommen. 1938 kam Unterrot zum Landkreis Backnang.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die limpurgischen Untertanen in Unterrot zählten 1640 zwölf erwachsene Männer. In Bröckingen sank trotz Kriegseinwirkungen die Zahl der erwachsenen Personen lediglich von 23 (1634) auf 21 (1637). 1653 gab es dort 63 Kommunikanten und 57 Kinder. 1789 zählte Unterrot 202, Bröckingen 182, Schönberg 68, Reippersberg 56 und Kieselberg 15 Einwohner. Die Ackerfluren in Unterrot wurden im Rahmen der Zelgenwirtschaft bebaut (1657). In Reippersberg (»in der Schweingrube«, »im Rodt«, »auf dem Wolffsweg«) ist diese Wirtschaftsweise schon früher erkennbar (1520). 1634 betrug der Viehbestand in Bröckingen 170 Rinder sowie 150 Stück Schmalvieh (Schweine, Schafe und Geißen). An Gewerbe gab es in Unterrot eine Mühle (1399) und eine Sägemühle (1557). 1784 wurden eine Mahl- und eine Ölmühle an der Rot erwähnt. Schönberg verfügte 1557 über eine Mühle sowie eine Lohmühle. Schließlich ist in Unterrot ein Rußofen nachweisbar (1731).

Name: abgegangene Burg

Ersterwähnung: 1357
Kirche und Schule: Unterrot, dessen Kapelle 1357 (»bey der capell«) erstmals nachweisbar ist, gehörte zur Pfarrei Münster. Der Wohnplatz Schönberg wurde 1453 und 1508 als selbstständige Pfarrei erwähnt. Allerdings ist schon für 1262 ein »decanus de Sconenberg« nachweisbar. Das Patronatsrecht hatten nachweislich 1497 die Herren von Hürnheim zu Wöllstein inne. Sie traten es 1547 an die Limpurger ab. Die Schönberger Kirche lag vermutlich beim 1357 erwähnten Kirchrain und ist wahrscheinlich Ende des 16. Jahrhunderts abgegangen. Ihr 1521 erwähntes Patrozinium hieß Sankt Peter. Ursprünglich gingen die Schüler aus Münster, Bröckingen, Unterrot, Schönberg und Reippersberg nach Gaildorf und seit 1652/66 nach Münster zur Schule. Erst 1809 schlug der Pfarrer von Münster die Errichtung von Schulen in Unterrot und Bröckingen vor. Katholiken zu Gaildorf.

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