Obersteinach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1285

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ort, bis ins 18. Jahrhundert nur Steinach genannt, liegt 6 Kilometer nordwestlich von Ilshofen auf der Ebene. Der Ortsname stammt von der in der Nähe fließenden Steinach. Die Endung auf -ach deutet auf eine frühe Gründung während der fränkischen Ausbauphase des 8./9. Jahrhunderts hin. Die Erwähnungen von »villa steinaha« in einem Güterverzeichnis des Fuldaer Klosters aus dem 9. Jahrhundert und dem Comburger Schenkungsbuch aus dem 12. Jahrhundert können nicht mit Sicherheit auf Obersteinach bezogen werden, da noch andere gleichnamige Orte existieren, sodass von der ersten gesicherten Erwähnung im Würzburger Pfarrerbuch 1285 auszugehen ist. 1506 existierten 25, 1650 39 und 1717 33 Haushaltungen. 1634 brannten etliche Hofstellen und die Kirche ab. Auf dem Gemeindegebiet befinden sich fünf weitere Wohnplätze. Altenberg liegt circa 3 Kilometer südwestlich von Obersteinach über dem Grimmbachtal. Der Name dürfte auf eine einstige Burg hindeuten. 1402 wird Altenberg erstmals urkundlich erwähnt. Altenberg hatte einen Ortsadel, die Alt von Altenberg, deren Burg vermutlich im Ort oder in nächster Nähe lag. Sie waren in Hall verbürgert und starben 1480 aus. Die Stadt Hall muss schon damals im Besitz der hohen Obrigkeit und der Vogtei in Altenberg gewesen sein. Sie vertauschte die Vogteirechte 1564 an Eberhard von Stetten zusammen mit anderen Gütern in Altenberg; über die Herren von Crailsheim, die 1567 von Hall die hohe Gerichtsbarkeit erhielten, kamen Ortsherrschaft und hohe Obrigkeit durch Erbgang und Heirat 1622 an die Herren von Gemmingen, die bis 1806 diese Rechte behielten. 1694 erhielt Altenberg eine Dorfordnung. Bereits 1446 wurde eine Marienkapelle geweiht, die Filiale der Pfarrei Orlach war. Im Rahmen des bereits genannten Tausches hatte Hall auch das Patronat über diese Kirche abgegeben, das somit ebenfalls in die Hände der Herren von Gemmingen gelangte. 1708 stiftete die Freifrau Helene von Gemmingen eine eigene Pfarrei mit einem 1709 erbauten Pfarrhaus. 1773 wurde die Kirche erneuert und erweitert. Zur Pfarrei Altenberg gehörte Niedersteinach, beide Orte bildeten eine eigene Schulgemeinde. Der kleine Weiler Niedersteinach liegt circa 2,5 Kilometer westlich von Obersteinach. Die erste urkundliche Erwähnung, datiert zwischen 1303 und 1313, nennt Niedersteinach im Besitz des Konrad von Flügelau. Nach Aussterben der Flügelauer gelangte es an Kraft von Hohenlohe und von diesem wahrscheinlich im 14. Jahrhundert an die Reichsstadt Hall. Sie verkaufte das vermutlich im Bauernkrieg verwaiste Feldlehen zusammen mit Altenberg 1564 an Eberhard von Stetten. Über Regine von Stetten gelangte es an die Herren von Gemmingen, die die Herrschaft über diesen Ort bis 1806 behielten. Sie begründeten das Rittergut Niedersteinach, zu dem auch Altenberg, Anteile von Groß- und Kleinforst und Gefälle gehörten. Dieses Rittergut war Bestandteil des Kantons Odenwald der Reichsritterschaft Franken. Zum Rittergut gehörten 280 Morgen Land in Niedersteinach. Zur Bewirtschaftung des Guts waren fünf Taglöhnerfamilien angesiedelt worden. 1806 kam der Ort nach Württemberg. Sandelsbronn liegt circa 1,5 Kilometer südlich von Obersteinach. Die Namensendung -bronn lässt auf eine etwas spätere Siedlungsgründung, etwa im 9. oder 10. Jahrhundert schließen. Ein Sandolf gründete die Siedlung an einem Quellbrunnen. Die erste urkundliche Nennung findet sich zwischen 1303 und 1313. Der nur aus wenigen Gehöften bestehende Ort war als Kondominat immer unter unterschiedlichen Herren aufgeteilt. Ansbach besaß im 16. Jahrhundert Güter, über die es die niedere und hohe Gerichtsbarkeit ausübte. Dieser Anteil kam 1794 an Hohenlohe-Kirchberg. Ein weiterer Anteil kam von der würzburgischen Herrschaft Braunsbach 1802 an Hohenlohe-Jagstberg. Ein dritter gehörte bis 1806 dem Deutschen Orden. Sandelsbronn war nach Obersteinach eingepfarrt. Söllbot liegt circa 1,5 Kilometer nördlich von Obersteinach. Der Name des früher »Selbunt« geschriebenen Orts, der 1462 erstmals urkundlich genannt wurde, setzt sich aus »sel« und »biunt« zusammen und bezeichnet ein eingezäuntes Seldnergut. 1577 gehörte Söllbot zu Hohenlohe-Neuenstein (Amt Kirchberg). Auf Grund der Erbteilung der Neuensteiner Linie kam es 1610 an Hohenlohe-Langenburg. 1634 wurde Söllbot wie viele Orte in der Nachbarschaft nach der Schlacht von Nördlingen niedergebrannt. Der Weiler bestand stets aus vier Gehöften und war nach Obersteinach eingepfarrt. Ungefähr 1 Kilometer westlich von Obersteinach liegt der Wohnplatz Windisch-Brachbach, dessen Name auf die Ansiedlung von slawischen (entspricht wendischen) Bewohnern hindeutet. Im 16. Jahrhundert sind als Grundherren vornehmlich die Freiherren von Crailsheim-Morstein genannt. 1567 kauften die Freiherren weitere Rechte von Hall. Die Hohenloher konnten 1564 Güter von Hall und 1610 aus vellbergischem Erbbesitz der Herren von Absberg erwerben. Seit 1566 hatten die Freiherren von Crailsheim-Morstein den Blutbann als Reichslehen inne. Der Scharfrichter wohnte außerhalb des Orts in Kleinbrachbach, einem heute nicht mehr existierenden Anwesen. Windisch-Brachbach gehörte zur Pfarrei Obersteinach. Obersteinach zeigt kleinere Wachstumsspitzen im Süden, dazu gehören die neuen Wohngebiete »Buhweg« (1961) und »Hagenbach« (1970).
Historische Namensformen:
  • Steinaha 0800 [im 9. Jahrhundert]
  • Steinach und Steinach 1285 [1285/86]
Geschichte: Obersteinach dürfte als fränkischer Ausbauort in der Karolingerzeit zum Maulachgau gehört haben. 1290 bewilligte Kraft von Hohenlohe Zürich von Stetten die Übergabe der von Hohenlohe an ihn zu Lehen überlassenen Pfarrei von Obersteinach an den Deutschen Orden, der in der Folge dort mehrere Güter erwerben konnte. 1344 überließ Walter von Bielriet dem Grafen von Württemberg einen Anteil von Steinach, den dieser seiner Herrschaft Leofels einverleibte. Leofels wurde 1409 an die Herren von Vellberg verpfändet und 1468 an sie veräußert, die Lehenshoheit verblieb jedoch bei Württemberg. 1396 verkaufte Ulrich von Heimberg aus Hall drei Güter an Friedrich von Crailsheim zu Morstein. Obersteinach wurde zum Ganerbenort, den sich drei Herrschaften teilten: Im Jahre 1506 gehörten neun Häuser dem Deutschen Orden, zwölf den Herren von Vellberg als Zubehör von Leofels und vier den Herren von Crailsheim zu Morstein. Die Vogtei und die Gerichtsbarkeit wurden von jedem Grundherrn über seine Güter und Untertanen ausgeübt. Die Gerichtsbarkeit außerhalb der Güter übten die Ortsherren gemeinsam aus. 1510 wurde von den drei Herrschaften eine gemeinsame Dorfordnung für Obersteinach erlassen, die 1679 durch eine erweiterte Ordnung ersetzt wurde. Nach dem Tode von Bartholomaeus von Vellberg 1561 erbten die Söhne seiner Schwester, die Herren von Absberg, und sein Vetter Konrad von Vellberg den Anteil von Obersteinach zu gleichen Teilen. Beide Anteile kamen nach dem Tode Konrads 1592 wieder zusammen und verblieben bei den Herren von Absberg, bis diese den Besitz 1616 an den Grafen Philipp Ernst zu Hohenlohe verkauften, der ihn dem neugeschaffenen hohenlohischen Amt Leofels einverleibte. 1636 kam der Steinacher Anteil nach Auflösung des Amts Leofels an das Amt Langenburg. Infolge der hohenlohischen Teilung von 1699 gelangte er zur Grafschaft Hohenlohe-Kirchberg, bei der er bis 1806 verblieb. Der Crailsheimer Anteil von Obersteinach blieb bis zum Tode von Wolf von Crailsheim 1637 im Besitz der Herren von Crailsheim. Er gelangte dann 1641 zum Zubehör des Ritterguts Braunsbach. Dieses kam nach mehreren Eigentümerwechseln 1737 in den Besitz des Würzburger Domkapitels und 1802 infolge der Säkularisierung an den Fürsten von Hohenlohe-Jagstberg als Ersatz für verloren gegangene linksrheinische Besitzungen. 1802 gehörten damit zwei Fünftel des Orts dem Deutschen Orden, zwei Fünftel Hohenlohe-Kirchberg und ein Fünftel Hohenlohe-Jagstberg. 1806 kam Obersteinach an Bayern, 1810 an Württemberg. Zuerst zugehörig zum Oberamt Gerabronn, seit 1938 Landkreis Schwäbisch Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1506 betrug die Bevölkerung circa 120, 1717 circa 150 und beim Übergang an Württemberg über 200 Einwohner. Im 30-jährigen Krieg starben rund 40 Prozent der Einwohner an Seuchen. 1634 plünderten nach der Schlacht bei Nördlingen kaiserliche Soldaten Obersteinach, wobei mehrere Höfe und die Kirche abgebrannt wurden. 1637 kam es erneut zu Plünderungen. 1676 existierten noch sechs öde Höfe ohne Besitzer. Obersteinach war rein landwirtschaftlich geprägt. Viehhaltung war der Haupterwerbszweig der Einwohner. Es bestanden drei Wirtschaften für die jeweiligen Untertanen der drei Ortsherren. Um 1600 werden ein Bäcker, ein Schmied und ein Bader im Ort erwähnt. Im 18. Jahrhundert betätigten sich viele Kleinbauern im Winter als Weber, um ihr Einkommen aufzubessern.

Ersterwähnung: 1285
Kirche und Schule: Die Kirche Sankt Peter wird erstmals 1285 urkundlich aufgeführt. 1290 bewilligte Kraft von Hohenlohe Ritter Zürich von Stetten, das ihm von Kraft lehensweise eingeräumte Patronat über die Kirche, die jetzt Sankt Peter und Paul heißt, an den Deutschen Orden zu übergeben. Dieses Patronat behielt der Deutsche Orden bis zum Übergang an Bayern 1806. Die Heiligenpflege übten die drei Ganerben gemeinschaftlich aus, für sie waren 1717 drei Hofstellen gültpflichtig. 1553 wurde die Reformation in Obersteinach eingeführt. 1596 befand sich die Pfarrei bei der Superintendentur Langenburg. Im Zuge der Gegenreformation im 30-jährigen Krieg setzte der Deutsche Orden von 1628–32 einen katholischen Priester in der Pfarrei ein. 1634 ging die Kirche bei einer Dorfplünderung nach der Nördlinger Schlacht in Flammen auf, auch die Kirchenbücher verbrannten. Seit 1638 wurden neue Kirchenbücher geführt. Die Kirche konnte erst 1650 wieder aufgebaut werden. 1653 gehörte die Pfarrei zur Superintendentur Kirchberg. Über die Besetzung der Pfarrstelle gab es zwischen den Ganerben öfters Streit. 1670 einigten sie sich darauf, dass dem Deutschen Orden die Nomination, den beiden anderen Herrschaften aber die Konfirmation des Pfarrers zustand. 1752/53 wurde die Kirche infolge von Baufälligkeit und Raumnot neu errichtet. Unter Verwendung des alten Turmchors erbaute man 1757 auch den Kirchturm neu. Die evangelische Pfarrkirche im ummauerten Kirchhof wurde 1964 renoviert. Katholiken zu Braunsbach.
Patrozinium: St. Peter
Ersterwähnung: 1285

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