Baltmannsweiler - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1299

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Immer wieder brachte die Forschung den Siedlungsbeginn von Baltmannsweiler in Zusammenhang mit den bedeutenden fränkischen Königsgütern des Remstals. Die Endung »-weiler« wurde dabei als Ableitung der fränkisch-lateinischen Siedlungsbezeichnung »Villare« gesehen. Fraglos wurde der Schurwald in dieser Zeit für Jagd und Holzbeschaffung genutzt. Doch muss eine Besiedlung für das 9. und 10. Jahrhundert in Frage gestellt werden. Als Siedlungsfläche kommen nur jene Rodungsinseln im Lias in Frage, in denen bis heute die Dörfer liegen. Bei der intensiven Nutzung dieser Bereiche wären aber etwaige Funde von der Merowingerzeit bis in die Salierzeit unbedingt entdeckt worden. Doch diese fehlen – so wie auch für alle anderen -weiler-Orte auf dem Schurwald keine Besiedlung vor dem hohen Mittelalter urkundlich oder archäologisch belegt ist. Die Anfänge des Ortes dürften daher kaum vor das späte 11. Jahrhundert zu datieren sein. Der Ortsname leitet sich von dem Eigennamen »Baldram« ab. Das Dorf entwickelte sich vom Siedlungskern bei der Kirche entlang den zwei Achsen See- und Kirchstraße, und dann weiter an der Esslinger und Reichenbacher Straße zum Straßendorf. Bei der Kirche dürfte bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts als Verwaltungssitz des Kloster Denkendorf auch jener Propsthof gelegen haben, der nach dem Verkauf an Württemberg an Bedeutung verlor und spätestens im 30-jährigen Krieg zur Ruine wurde. Die Gemarkung von 867 Hektar, wovon rund zwei Drittel Wald waren, erwies sich für die Versorgung einer im 18. Jahrhundert stark wachsenden Bevölkerung zunehmend als nicht mehr ausreichend. Auf der Gemarkung wurden verschiedene Wohnplätze vermutet, die vor Beginn der Neuzeit wüst gefallen wären, die sich aber bislang weder archäologisch noch urkundlich belegen lassen: Bei »Oberweiler« handelt es sich wohl um eine reine Lagebezeichnung (oberhalb des Weilers, gemeint war Baltmannsweiler), ohne dass hier eine Siedlung bestand. Auf einem Liashochflächenrücken im Schurwald mit großer Siedlung (Schurwaldsiedlung 1967/69) am südöstlichen Ortsrand aus überwiegend Ein- bis Zweifamilienhäusern.
Historische Namensformen:
  • Balteramswiler 1299
  • Baltmarzwiler 1322
  • Baltramswile
Geschichte: Mit Beginn des 16. Jahrhunderts hatte sich der Herzog von Württemberg als Ortsherr in Baltmannsweiler durchgesetzt. Aussagen über frühere Herrschaftsträger sind schwieriger: Bei der Ersterwähnung 1299 verkaufte die Familie der »Phawen«, ein Niederadelsgeschlecht aus Pfauhausen (heute Wernau), Waldbesitz in »Baltramswile« an das Esslinger Spital. 1332 veräußerte Hedwig, geborene von Wildenau, den Zehnt in Baltmannsweiler, der ihre Mitgift gewesen war, an den Esslinger Bürger Eberhard von Hochdorf. Beide genannten Familien gehörten räumlich und sozial in den Umkreis der Herzöge von Teck. Vier Jahre später, als Herzog Ludwig von Teck den Esslinger Bürger Konrad Holderlin mit dem großen und kleinen Laienzehnten belehnte, traten sie auch unmittelbar mit Baltmannsweiler in Verbindung. Dass die Herzöge von Teck diesem Besitz einige Bedeutung zumaßen, zeigte sich 1303, als die Familie ihn explizit vom umfangreichen Güterverkauf an Habsburg ausnahm. So darf also mit einiger Gewissheit Baltmannsweiler im 14. Jahrhundert als Teil der teckischen Herrschaft gesehen werden. Mit dem raschen Zerfall des teckischen Herzogtums im 14. Jahrhundert setzte sich Württemberg als Ortsherr durch, wie sich bei der Einrichtung einer eigenen Pfarrei 1440 zeigte. Im 14. und 15. Jahrhundert war der Zehnt auf verschiedene Träger aufgesplittert. Neben der bereits erwähnten Hedwig von Wildenau zählten hierzu die Schweler von Wielandstein, auch sie aus dem Umfeld der Herzöge von Teck. In komplizierten Rechtsgeschäften gaben sie Anteile an das Kloster Adelberg und vor allem an Esslinger Bürger ab. Bis ins 16. Jahrhundert bereinigte sich diese Zersplitterung, 1573 gehörten alle Erträge aus großen und kleinen Zehnten der Pfarrei im Ort, bis auf kleinere Anteile, die dem Stift Göppingen zustanden. Württemberg hatte um 1400 im Ort nur wenige Grundrechte, darunter Waldbesitz, der zwischen Baltmannsweiler und Hohengehren lag. Um Besitz- und Steuerfragen gab es Streit mit Esslinger Bürgern und dem Esslinger Spital, den größeren Grundeigentümern im Ort. 1399 bedurfte es zwischen Württemberg und dem Esslinger Spital einer Schlichtung. Doch übernahm das expansive Württemberg in der Folgezeit den Grundbesitz von Spital und Bürgern der Reichsstadt. Einen bedeutsamen Schritt bei der weiteren Arrondierung der Grundherrschaft leistete 1436 Graf Ludwig von Württemberg mit dem Kauf von 450 Morgen Land vom Kloster Denkendorf. Mit Jörg Merchlin wird 1573 erstmals ein Schultheiß namentlich genannt, die Gemeinde tritt schon 1442 in Erscheinung. Das überlieferte Ortsrecht aus dem 15./16. Jahrhundert teilte Baltmannsweiler mit Thomashardt. Baltmannsweiler gehörte bis 1938 zum Oberamt Schorndorf, seither zum Landkreis Esslingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Schon früh hatte Baltmannsweiler eine vergleichsweise große Einwohnerzahl, die 1605 über 300 Menschen betrug. Zwar brachten die Notzeiten des 30-jährigen Krieges einen Rückgang auf 111 Einwohner (1654), doch schon 1730 lebten wieder knapp über 300 Seelen im Dorf. Bis 1806 verdoppelte sich dann die Einwohnerzahl auf 617, die damit weit vor allen andern Orten des mittleren Schurwalds lag. Diese relativ hohe Bevölkerungszahl brachte erhebliche ökonomische Schwierigkeiten mit sich. Denn außer in der durch die Erbteilung in Klein- und Kleinstgüter zersplitterten Landwirtschaft und den üblichen, diversen dörflichen Handwerksberufen bestanden keine Erwerbsmöglichkeiten. Der Abbau von Gagat, den 1447 Graf Ulrich an drei Bergknechte verliehen hatte, blieb Episode. Zu gering waren die Erträge bei diesem Schmuckstein und anderen Erdschätzen. Regelmäßig suchten daher Einwohner der Gemeinde bei der Getreideernte und bei der Weinlese in Esslingen im Taglohn einen Zuverdienst. Im Winter stellten Holzeinschlag und -aufarbeitung eine wichtige, aber nicht ungefährliche Einnahme dar.

Ersterwähnung: 1436
Kirche und Schule: Bis 1440 bestand in Baltmannsweiler keine eigene Pfarrei, der Ort wird 1360 als Filiale des in teckischem Einflussbereich gelegenen Hochdorf (bei Kirchheim/Teck) genannt. Die genauen Hintergründe dieser kirchenrechtlichen Verbindung mit der nicht direkt benachbarten Mutterpfarrei sind ungeklärt. Sicher ist, dass mit Zustimmung des Bischofs von Konstanz der Ort auf Drängen der Einwohner 1440 zur eigenständigen Pfarrei erhoben wurde, zumal ein Sakralbau, dessen Patrozinium Sankt Ägidius schon 1436 genannt wird, und ein Begräbnisplatz bereits vorhanden waren. Dieser Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse stimmten die Grafen von Württemberg zu, die zudem das Patronat übernahmen. 1534 wurde im Ort konsequent die Reformation eingeführt. Die Kirche wurde 1648 von Turenne’schen Reitern niedergebrannt, die Pfarrei blieb bis 1680 unbesetzt. Schulunterricht wurde nachweislich schon seit 1605 erteilt, in den ersten Jahren besuchten ihn auch Schüler der Nachbarorte. Für einen Schulhausbau fehlten lange Zeit die Mittel; der Lehrbetrieb fand stattdessen im Rathaus statt, von dem es aber 1763 hieß, es sei ganz baufällig. Dennoch bekamen die Schüler erst am Ende des Jahrhunderts in Nachbarschaft zum Rathaus ein eigenständiges Schulgebäude. Die evangelische Pfarrkirche, 1486 erbaut, angeblich als Stiftung eines Junkers Schwelher, mit Vieleckchor und Seitenturm, nach Zerstörung (1648) durch die Franzosen 1681 wieder aufgebaut. Katholische Pfarrei Mariä Himmelfahrt und Kirche seit 1965.
Patrozinium: Hl. Ägidius
Ersterwähnung: 1436

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