Plochingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1146

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Neben steinzeitlichen Funden auf der Gemarkung geben zahlreiche, 1904 am Neckarufer entdeckte und als Weihegaben geltende Waffen Hinweise auf eine bronzezeitliche Siedlung der Urnenfelderkultur. Hallstattzeitliche Grabhügel zwischen Stumpenhof und Weißem Stein könnten eine Siedlungskontinuität bis in die Römerzeit andeuten. Die Lage an der Filsmündung und einem Neckarübergang ist von jeher verkehrsgünstig. Römische Straßen führten von Cannstatt durch das Filstal Richtung Heidenheim sowie von Köngen über den Schurwald; in Flur Steinhardtstor fand man Überreste aus der Römerzeit. Ein merowingerzeitlicher Friedhof in der Schulstraße ist seit 1904 bekannt. Die alemannische Siedlung dürfte sich in mehreren Gehöftgruppen bei den Brunnen und am Neckar gebildet haben. Der Ortsname geht auf einen Personennamen oder auf das Wort »bloch« für Block zurück und könnte auf eine besondere Bauweise hindeuten. Die mittelalterliche Siedlung entwickelte sich ausgehend vom Fronhof auf dem Kirchberg, bevor wohl um 1100 im Nordwesten die neue Burg entstand. Entlang der vom Neckar heraufführenden Straßen entwickelte sich das Dorf der Neuzeit. Um 1500 entstanden zahlreiche repräsentative Häuser, so das 1488 gebaute Köblinshaus. 1733 bestand der Ort aus 195 Gebäuden. Der Stumpenhof, namengebend für einen Teil der Stadt, entstand 1722. Auf der Markung sind vor 1300 mehrere Siedlungen verschwunden. Neben dem genannten Burgweiler waren dies Ödenhausen links des Neckars sowie Bornhausen zwischen Stumpenhof und Siegenberg (wo 1716 der Siegenhof gebaut wurde). Bornhausen hatte eine eigene Markung, deren Aufteilung noch 1553 mit Reichenbach strittig war, und einen eigenen Zehntbezirk. Mit seinen Fachwerkhäusern des 17. Jahrhunderts umfasst das alte Dorf nur einen kleinen Teil des heutigen Stadtgebiets westlich des Kirchbergs. Starke Bevölkerungszunahme im Gefolge der Industrialisierung machte vielerlei bauliche Veränderungen notwendig. Die Marktstraße mit Umgebung wurde zum Stadtzentrum ausgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden neue Wohnsiedlungen, darunter »Im Burries« 1950/52, im nördlichen und nordöstlichen Hanggebiet »Hagenäcker« 1952, jenseits von Hindenburg- und Panoramastraße 1953, »Stückelberg« 1957, »Lebtenäcker« 1971. Industriegelände und große Eisenbahnanlagen vor allem auf der Talsohle neckarabwärts (Industriegebiet »Fröschweide« 1950), seit 1964 auch entlang der Fils nach Beseitigung der Hochwassergefahr durch den Neckardurchstich. Vor dem Industriegelände der 1968 fertiggestellte Neckarhafen.
Historische Namensformen:
  • Blochingen 1146
Geschichte: Im Hochmittelalter war der Ort Teil des Neckargaus. Bis ins 14. Jahrhundert lassen sich die Herrschaftsverhältnisse nur unzureichend klären. 1146 ist mit »Bertholdus de Blochingen« ein Ortsadliger genannt. Die edelfreie Familie verfügte als Eigengut über die Herrschaft samt Burg. Einen rechtsgeschichtlich bemerkenswerten Verkauf tätigte 1331 Johann von Plochingen. Als offenbar letzter männlicher Spross seiner Familie überließ er der Stadt Esslingen die Burg mit Zubehör als Eigengut, behielt sich jedoch Helm, Schild und Panier sowie die Lehenschaft vor. Die Stadt gab den grundherrlichen Teil des Erkauften sofort an ihr Spital weiter, die hoheitlichen Teile Burg, Gericht und Leibeigene dagegen nicht. Johann hatte die Lehenschaft dieser Rechte offensichtlich dem Reich übertragen, denn 1338 bestätigte Kaiser Ludwig den Herren von Stöffeln, vermutlich Verwandten des von Plochingen, den Besitz als Reichslehen. Darunter waren jedoch nicht die gesamten Hoheitsrechte: Wahrscheinlich lange vor 1299 war die Hälfte des Gerichts an die Propstei Nellingen gelangt und wurde von deren Vögten ausgeübt. Bei einem Streit zwischen den Herzögen von Teck und Württemberg 1299 dürfte es um diese Vogtrechte im Ort gegangen sein. Württemberg setzte sich durch und verfügte mittels der Nellinger Vogtei über die Hälfte des Gerichts. Der reichslehenbare Teil kam 1345 als Pfandschaft des Kaisers an Ortlin von Berneck, von diesem 1365 an den Stuttgarter Propst Johannes Vach und im Jahr darauf an Marquard von Randeck, Patriarch von Aquileja. Dieser überließ den Besitz 1371 seinem Großneffen Konrad, der die Pfandschaft, zu der auch der Wildbann zählte, 1386 an das Spital Esslingen verkaufte. Württemberg und Esslingen stritten sich von nun an um den Ort. 1400 unterstellten die Grafen die zu Nellingen gehörenden Rechte ihrer Vogtei Stuttgart und beanspruchten die Gerichtsbarkeit, die bisher das Spital ausgeübt hatte. 1447 teilten die Parteien das Niedergericht hälftig auf, Württemberg allein erhielt die hohe Gerichtsbarkeit. Die Nellinger Rechte gelangten 1649 endgültig an Württemberg, das 1714 die alleinige Steuererhebung und Gerichtsbesetzung durchsetzte. Dem Spital blieben die Hälfte der Einnahmen aus niedergerichtlichen Strafen und grundherrliche Rechte. 1803 gelangten auch diese an Württemberg. Anteile an der Grundherrschaft lagen spätestens seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in vielen Händen, vor allem die Weinberge waren begehrt. Allerdings dürfte der Ortsadel bis 1331 über den Löwenanteil verfügt haben. Geringen Besitz sieht man im 13. Jahrhundert bei den Herren von Altbach, den Herzögen von Teck, Esslinger Bürgern sowie den Klöstern Blaubeuren und Salem. Bis um 1400 vermehrten das Spital Esslingen und die Propstei Nellingen ihre Güter und wurden mit Abstand zu den bedeutendsten Grundherren. Esslinger Bürger und Niederadlige, häufig teckische Dienstmannen, übergaben ihre Rechte. Das Spital bezog im Jahr 1662 Abgaben aus 69 Häusern, 109 Morgen Äckern, 91 Morgen Weingärten und 117 Morgen Wiesen. Dazu kamen Eigengüter: 435 Morgen Wald, die Hälfte des Fischwassers, die Badstube sowie verliehene Äcker und Wiesen (62 Morgen). Anstelle der vor 1445 abgegangenen Burg baute das Spital 1568 eine Kelter (1913 zerstört). Die Güter der Propstei umfassten neben Zehnten Zinse aus der Fischenz, Weingärten und anderen Flächen, außerdem die 1376 genannte Mühle an der Fils, obere und untere Kelter (beide 1802 abgebrochen) und den Fronhof, der aufgeteilt wurde; 1582 handelte es sich um 15 größere Lehen. 1649 kamen diese Rechte endgültig an Württemberg. Vor allem Weinberge, aber auch andere Zinse besaßen die Klöster Denkendorf (1560: unter anderem 6 Morgen), Ursberg (1610: 4,5 Morgen) und Roggenburg (1524 ein Haus, 1610 16 Morgen Weingärten, 1754 an Württemberg verkauft). Kleineren Besitz hatten Esslinger und Kirchheimer Klöster und Pfründen. Der Schultheiß als Vertreter der Herrschaft sowie Richter sind 1354 genannt. Die Gemeinde und die Heimbürgen als ihre Vertreter sind seit 1428 nachweisbar. Die Teilung des Gerichts führte dazu, dass jede Herrschaft einen eigenen Schultheißen einsetzte. 1530 baute die Gemeinde ein repräsentatives Rathaus an der Neckarstraße, das 1977 als Ganzes an den Marktplatz versetzt wurde. Seit dem 14. Jahrhundert war die Gemeinde von der jährlichen Steuer und dem Ungeld befreit, sie hatte offenbar das Recht freien Salzhandels und eigene Märkte, zudem verfügte sie über große Wälder und Allmenden und einen Anteil am Fischwasser. Diese ungewöhnliche Fülle an Besitz und Freiheiten führt eine örtliche Tradition, die anscheinend im 17. Jahrhundert beginnt, im 18. Jahrhundert verfälscht und seit Ende des 19. Jahrhunderts bis in die jüngste Zeit aufgegriffen wurde, auf eine testamentarische Stiftung des 1381 gestorbenen Ortsherrn Marquard von Randeck zurück. Wahrscheinlich geht die Wohltat aber nicht auf den von Randeck, sondern auf Johann von Plochingen zurück, der 1331 nicht nur Esslingen und dem Reich, sondern auch der Gemeinde Teile seines Besitzes übergab. Noch im 16. Jahrhundert war der wahre Stifter bekannt. Die Einordnung der 1146–1352 genannten Edelfreien von Plochingen ist schwierig. Es handelte sich nicht, wie oft behauptet, um Reichsministerialen, sondern um freien Adel, der Anfang des 12. Jahrhunderts im Umfeld der Zähringer zu suchen ist. Vor der Mitte des 13. Jahrhunderts sind sie staufische Gefolgsleute und mit den Herren von Rechberg verwandt. Auf diese Verbindung gehen wohl Besitzungen in Mulfingen und Ramsberg bei Donzdorf zurück. Ende des 13. Jahrhunderts sind sie im Gefolge der Grafen von Helfenstein. Familiäre Beziehungen gab es um 1300 wohl zu den Herren von Stöffeln und von Elchingen, eine Tochter Johanns könnte 1371 mit Konrad von Randeck verheiratet gewesen sein und die Randecker Ansprüche auf den Ort begründet haben. Im Wappen führten sie einen fünffach von Blau in Gold schrägrechts geteilten Schild, das heutige Stadtwappen. Daneben nannten sich unfreie Dienstleute nach dem Ort, so 1283 Albert Schütz. Sie saßen vermutlich auf der 1350 bereits abgegangenen Burg auf dem Altenberg im Nordwesten (heute Hindenburgstraße), zu der ein kleiner Weiler gehörte. Der Burgstall war um 1350 im Besitz einer niederadligen Familie »von Härtinswiler« – vielleicht der Name der Siedlung, vielleicht handelte es sich auch um die Niederadligen von Herdtlinsweiler (Weiler in den Bergen). Auf letzteres deutet hin, dass die Burgstelle 1366 Hans von Ahelfingen gehörte. Beim Weißen Stein sowie am Neckar auf dem Gleisgelände gab es Befestigungen unklarer Zeitstellung. Bis 1808 gehörte Plochingen zum Amt bzw. Oberamt Stuttgart, seitdem zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Esslingen. 1948 Erhebung zur Stadt. 1634 brannten 83 Häuser ab.
Ersterwähnung als Stadt: 1948
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Lage an einer wichtigen Straße und zwei Flüssen sowie die für den Weinbau geeigneten Hänge haben die Wirtschaft bis ins 20. Jahrhundert geprägt. 1545 wurde der mittelalterliche Steg über den Neckar durch eine Brücke ersetzt, die häufig erneuert und 1778 von einer freitragenden Holzbrücke abgelöst wurde (1905 ersetzt). Eine weitere Brücke überquerte die Fils. Wohl schon im Mittelalter wurde Brückenzoll erhoben. Der Weinhandel sorgte bis Ende des 16. Jahrhunderts für gewissen Wohlstand, daneben war die Fischerei von Bedeutung. Einschnitte brachten die Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts. Der Handel ging stark zurück, und erst 1701 trat zum hergebrachten Salzhandel ein Frühlingsmarkt, dem 1778 ein Herbstmarkt folgte. Ende des 17. Jahrhunderts entstand die florierende Eisenhandlung des Martin Witzig, eine Lohmühle 1747. Die für Ackerbau ungeeignete Markung war 1597 in die Zelgen Kirchhalde und Untere beziehungsweise Obere Dickhin aufgeteilt und bis ins 18. Jahrhundert vom Weinbau geprägt. Neben den üblichen Handwerkern gab es bereits im Mittelalter Hafner sowie eine Ziegelhütte (1402). Der Zimmermann Hans Peltin errichtete um 1600 bedeutende Fachwerkhäuser. Seit 1698 gab es eine Poststation der Thurn und Taxis. Vom Verkehr profitierten zahlreiche Gasthäuser, darunter der 1537 genannte und 1948 abgebrochene Schwarze Bär am Fischbrunnen. Zum Verhängnis wurde die Lage an der Straße, als 1634 feindliche Truppen durchzogen. 1654 lebten noch rund 500 Einwohner (1634: 330 Bürger, circa 1300 Einwohner). Erst nach 1779 stieg die Einwohnerzahl wieder nachhaltig über 1000 an. Die Industrialisierung wurde entscheidend gefördert durch den Ausbau Plochingens zum Eisenbahnknotenpunkt.

Name: Burg Plochingen.
Datum der Ersterwähnung: 1146

Ersterwähnung: 1157
Kirche und Schule: Die 1480–1488 anstelle eines romanischen Baus erstellte Pfarrkirche auf dem Kirchberg zählte zum Dekanat Kirchheim. Vor 1157 wurde das Patronat mit Widumhof und allen Zehntrechten – wohl vom Ortsadel – an Sankt Blasien geschenkt, das die Pfarrei inkorporierte und über die Propstei Nellingen verwaltete. Das Kloster verdrängte die älteren Kirchenpatrone Michael und Ulrich und weihte die Kirche Sankt Blasius. Ein weiterer Altar war Maria geweiht. Neben Sankt Blasien hatte 1597 Kloster Adelberg einen Anteil am Zehnten. Bildstöcke für Maria und Sankt Urban waren vor der 1536 von Württemberg durchgesetzten Reformation vorhanden. 1328 genannt ist die Ottilienkapelle im Ort, welche die Gemeinde 1428 mit einer Frühmesspfründe zu Ehren der Heiligen Ottilie, Gangolf und Maria ausstattete. Nach der Reformation wurde die Pfründe für die Schule verwendet. Schon zuvor hatte der Frühmesser Schule gehalten; ein Schulmeister ist seit 1548 genannt. 1599 wurde ein großes Schulhaus gebaut. Die evangelische Stadtkirche auf einer Anhöhe am Ostrand des alten Orts, Wehrkirche in befestigtem Kirchhof; ein Teil der zinnenbewehrten Mauer erhalten. In der heutigen Gestalt spätgotische Westturmanlage, netzrippengewölbter Chor, nördlich an diesem die kreuzrippengewölbte Sakristei. Am Chorgewölbe Reste spätgotische Malereien. Taufstein des 13. Jahrhunderts. 2 evangelische Pfarrämter. Katholische Stadtpfarrkirche zum Hl. Konrad (1928). Katholische Pfarrei 1929.
Patrozinium: Heilige Michael und Ulrich, ab 1428 St. Blasius
Ersterwähnung: 1157

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