Musberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1229

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das Dorf Musberg liegt über dem Reichenbachtal in Hanglage, es handelt sich um einen hochmittelalterlichen Ausbauort – wohl von den Fildern her. Der Ortsname mit der Bedeutung »Siedlung auf dem moosbewachsenen sumpfigen Berg« besteht aus dem Grundwort -berg und einem mittelhochdeutschen Bestimmungswort »mos« mit der Bedeutung »Moos«, »Sumpf«, »Moor«. Die frühneuhochdeutsche Form entstand möglicherweise durch eine Vermischung von mittelhochdeutsch »mos« mit mittelhochdeutsch »muor« (Sumpf, Morast, Moor). Auf Musberger Gemarkung liegen auch drei der Mühlen im Reichenbachtal, 1383 erstmals genannt als Fuchs-, Mohren- und Rüdigersmühle. Die jetzige Obere Mühle geht auf die Mohrenmühle zurück, später unter anderem auch Laxemühle genannt. Die jetzige Eselsmühle wurde schon 1451 als Mühle am Eichberg bezeichnet und wechselte, genauso wie die spätere Mäulesmühle, häufig Besitzer und Namen. Mit seinen Wohnvierteln dehnt sich der heutige Ort weit auf die anschließende Filderhochfläche aus. In den neuen Wohnsiedlungen im Süden (Haidenbrunnenweg 1966, Mühlweg 1974), Südwesten (»Ziegeläcker« 1967, »Örle« 1969, Schönaicher Sträßle 1971), Westen (Klingenstraße 1965, »Lauch« 1971, Fuchsweg 1974), Nordwesten (»Eulenberg« 1972), Osten (»Westl. Kapf«, »Schönberg« 1973/74), Südosten (Achalmweg 1970) überwiegen Ein- und Zweifamilienhäuser. Industrie ließ sich im Norden (1969 bzw. 1974) und Nordosten (1973) nieder.
Historische Namensformen:
  • Mosberg 1229
  • Moseberg 1292
Geschichte: Erstmals erwähnt wurde Musberg (»Mosberg«) in einer Urkunde Papst Gregors IX. 1229, in der dieser das Kloster Bebenhausen und dessen Besitzungen unter seinen Schutz nahm. Der Ort war als pfalzgräflich tübingisches Lehen im Besitz der Herren von Rohr. Im Jahr 1292 erwarb das Kloster Bebenhausen von Wernher von Neuhausen, genannt Tuzzer, ein Gut in Musberg (»Moseberg«). Der große und kleine Zehnt gehörte seit 1292 ebenfalls Kloster Bebenhausen. Mitte des 14. Jahrhunderts weist das Bebenhäuser Urbar drei Bauernhöfe und eine größere Zahl Äcker, Wiesen und Wald aus. 1570 wird ein Bebenhäuser Hof genannt, der an zwölf Träger ausgegeben war. Ab 1350 sind württembergische Rechte und Güter in Musberg und im Reichenbachtal nachweisbar. Wolf von Rohr soll zu Beginn des 15. Jahrhunderts all seine Güter und Rechte in Rohr und Musberg an Graf Eberhard von Württemberg verkauft haben. Sein Bruder Diez verkaufte seinen Musberger Besitz an Ital Degen aus Echterdingen. Auch diese Güter gelangten nach und nach in württembergische Hand. Im 15. Jahrhundert hatte neben Bebenhausen auch das Kloster Denkendorf Besitz in Musberg (1426, 1428). Das Spital in Esslingen hatte einen Anteil am Musberger Zehnten. Ab der Reformation standen die Klostergüter unter württembergischer Herrschaft. Mit dem Vertrag von 1557 zwischen Württemberg und Esslingen übernahm Württemberg schließlich die alleinige Ortsherrschaft. Diese Vereinbarung umfasste unter anderem einen Austausch der Leibeigenen. Auf der Westseite des Eichbergs wird auf halber Höhe ein auffälliger Geländebefund als Überrest einer kleinen Burganlage gedeutet; 1572 erscheint ein Burgstall als Anstößerbezeichnung in einem württembergischen Lagerbuch. 1417 wird erstmals die Zugehörigkeit Musbergs zum Schönbuchunteramt erwähnt. Vom Beginn des 16. Jahrhunderts bis 1819 gehörte der Ort zum Leinfelder Ämtlein des Amtes Stuttgart. Erst im 16. Jahrhundert ist für Musberg ein Schultheiß erwähnt (1510). Das Gericht war in Leinfelden angesiedelt und wurde 1530 erstmals genannt. Bis 1819 gehörte Musberg zum Leinfelder Ämtchen des Amts Stuttgart, bis 1938 zum Amts-Oberamt Stuttgart, dann Landkreis Böblingen. Musberg zählte bereits 1417 ins Untere Amt des Schönbuchs. Die Schönbuchgerechtigkeit der Gemeinde wurde 1820 vom Staat mit 76 Morgen Wald abgegolten.
Wirtschaft und Bevölkerung: Im württembergischen Urbar des Amtes Stuttgart von 1350 werden unter Musberg 19 Namen genannt; sechs Fasnachtshühner weisen auf leibeigenschaftliche Bindungen hin. Auf die Einwohnerzahl lässt sich auf der Basis dieser Daten nicht schließen. 1544 war Musberg im Amt Stuttgart der Ort mit den wenigsten Steuerpflichtigen (elf) und der mit Abstand niedrigsten Steuersumme. 1661 gibt es erstmals genaue Zahlen für Musberg; es werden sieben Kinder, 27 Schulkinder und 54 Erwachsene gezählt. Dann steigen die Zahlen rasch – auch durch Zuwanderung, unter anderem aus der Schweiz – und erreichen bis 1800 knapp 400 Personen. Der Haupterwerb stammt aus der Landwirtschaft mit Äckern, Wiesen und (Baum-)gärten. Die Gemeinde verfügte auch über etwas Wald. Die Einwohner Musbergs gehörten zu den Schönbuchgenossen und trieben ihr Vieh zur Weide und die Schweine zur Mast in den Schönbuch. Der Inhaber des Schafhofs (1442 erstmals genannt) verfügte dabei über Sonderrechte. Der Schafhof wurde von den Grafen von Württemberg eingerichtet und basierte vermutlich auf dem 1412 zur Schafhaltung berechtigten Hessenhof (seit 1507 Erblehen). Bis Ende des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl seiner Inhaber auf 16 Personen. Scherbenfunde aus dem Gebiet unterhalb des Eichbergs weisen auf eine mittelalterliche Töpferei, Lehmgruben auf Ziegelherstellung hin. Nach 1500 erscheinen in den Quellen auch Weber, Bäcker, Schmiede und Schreiner. 1524 wird eine Ziegelhütte genannt. Im 18. Jahrhundert lassen sich folgende Berufe nachweisen: Bäcker, Ölmüller, Schmied, Wagner, Schneider, Schuhmacher, Weber, Vogelfänger und eine Krämerin. Daneben gab es die drei Mühlen im Reichenbachtal und eine Ziegelhütte, deren Inhaber auch eine Gastwirtschaft führte und mit Vieh handelte. Zu den Mühlen gehörte auch jeweils ein Mühlgut mit Wiesen und Holz- und Weiderechten im Schönbuch. Mühlen, Schafhof und Ziegelei waren die wirtschaftlich ertragreichsten Betriebe am Ort.

Ersterwähnung: 1563
Kirche und Schule: Der Ort war ursprünglich Filiale der Martinskirche von Möhringen und wurde von der Kapelle in Rohr aus durch einen vom Spital in Esslingen (Patronatsherr) eingesetzten Kaplan versorgt. In Musberg gab es eine dem Heiligen Wendel geweihte Kapelle, die aber nur der Privatandacht diente. Mit der Einführung der Reformation in Esslingen begann eine Phase wechselnder kirchlicher Zugehörigkeiten der beiden Filialen (1531 zu Böblingen, 1534 wieder an Esslingen, 1544 zu Vaihingen). Der weitreichende Tauschvertrag von 1557 zwischen Herzog Christoph und der Stadt Esslingen führte auch zur Lösung von der Rohrer Kapelle. 1562 begann der Ausbau der Kapelle zur Kirche, 1563 erfolgte die Erhebung Musbergs zum Pfarrsitz mit den Filialen Rohr, Leinfelden, Ober- und Unteraichen und den Mühlen im Reichenbachtal. Im gleichen Jahr wurde die evangelische Pfarrkirche mit kreuzrippengewölbtem Rechteckchor errichtet, die in den folgenden Jahrhunderten häufig umgebaut und erweitert wurde. 1589 wird berichtet, dass der Pfarrer die Knaben unterrichtet. Ein eigener Schulmeister wird 1601 genannt. Um circa 1700 wurde mit der sogenannten Winternachtschule eine Abendschule für junge Männer eingeführt. Die Kinder wurden auch im Sommer unterrichtet. 1758 wurde ein neues Schulhaus erbaut. Zum Pfarrsitz Musberg gehörten bis 1848 auch Rohr, bis 1957 Leinfelden mit Ober- und Unteraichen. Als Filial verblieb bis 1964 nur Oberaichen bei Musberg. Evangelische Pfarrkirche von 1563 mit kreuzrippengewölbtem Rechteckchor und mittelalterlichem Ostturm, 1682 ff. verändert. Katholische Kirche zum Hl. Kreuz (1976), zur Pfarrei Leinfelden gehörig.
Patrozinium: Hl. Dreifaltigkeit

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