Neuenhaus - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1312

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Weiler ist am Rand des nördlichen Schönbuchs gelegen, nahe der Einmündung der Schaich in die Aich. Auf der Gemarkung wurden archäologische Funde aus Bronze-, Hallstatt- und Römerzeit gemacht. Die Nennung eines Burgstalls 1526 und ein Flurname Burstelberg deuten auf einen Wehrbau am Südrand des Ortes hin, von dem aber nichts erhalten ist. Das heutige »Schlössle« ist ein Fachwerkbau nördlich des Dorfes, der um 1600 auf den Fundamenten der alten Wasserburg errichtet wurde. Der Name des Ortes ist eine Zusammensetzung aus dem Adjektiv neu, mittelhochdeutsch »niuwe« und mittelhochdeutsch »hus« für Haus, Schloss und ist auf die Errichtung des Wasserschlosses durch Pfalzgraf Rudolf den Scherer zurückzuführen. Umgangssprachlich wurde der Ort auch Hafner-Neuhausen oder Häfner-Neuhausen genannt. Auf dem Betzenberg, zwei Kilometer südwestlich von Neuenhaus war ein Waldbruderhaus. Die »Brüder im Betzenberg« wurden 1526 als Inhaber einer Wiese genannt. 1587 ist das Bruderhaus nicht mehr bewohnt, Grundbesitz und Abgaben wurden der Pfarrei Neuenhaus inkorporiert. In neuerer Zeit nimmt die Bebauung die Hänge beiderseits der Aich und die Talaue ein. Die Neubaugebiete »Im Grörach«, südlich der Nürtinger Straße, »Im Hau«, »Schinderäcker«, »auf Aigen« und Schaich-/Uhlandstraße gehen auf die Jahre 1965-1971 zurück.
Historische Namensformen:
  • zem Nuwenhuse 1312
  • Häfner-Neuhausen 1720
  • zem Niwenhuse
  • Niuwenhuse
Geschichte: Das 1312 erstmals genannte Neuenhaus (»zem Niwenhuse«) entstand als Wasserburg des Tübinger Pfalzgrafen Rudolfs II. des Scherers, die an Dienstmannen verliehen war. Dem Wehrbau folgte eine grundherrliche Siedlung. Zwischen 1342 und 1382 mussten die Pfalzgrafen von Tübingen aus Geldnot den größten Teil ihres Besitzes an die Grafen von Württemberg verkaufen, darunter auch 1347 Neuenhaus, Steinenbronn und Teile des Schönbuchs. 1353 tauschte Ritter Renhart von Neuhausen unter anderem seine Eigenleute in Neuenhaus gegen Eigenleute Graf Eberhards II. von Württemberg in Neuhausen. 1403 verkaufte Katharine Spethin von dem Neuenhaus alles, was sie in Neuenhaus besaß, an Graf Eberhard III. von Württemberg. Berthold und sein Sohn Hans von Sachsenheim sowie Balthasar von Neuenhaus verschrieben sich 1443 Graf Ulrich von Württemberg wegen Burgfrieden, Lehen und Öffnung zu Neuenhaus. Die Burg war bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts ein württembergisches Lehen der Speth von Neuenhaus. Anschließend war sie als württembergisches Lehen in wechselndem (auch bürgerlichem) Besitz bis 1670, danach arbeitete dort zeitweise der herzogliche Alchimist Johann Daniel Bilger. Über die mittelalterlichen Besitzverhältnisse ist über das oben beschriebene hinaus wenig bekannt. So hat Graf Eberhard der Greiner von Württemberg zwischen 1363 und 1392 eine Wiese zwischen »Niuwenhuse« und Aich an einen Esslinger Bürger namens Esslinger verliehen. Für das 15. Jahrhundert lassen sich die Belege nicht immer sicher zwischen Neuenhaus und Neuhausen (auf den Fildern) abgrenzen. Ab dem 16. Jahrhundert ist Grundbesitz der Herzöge von Württemberg, der Reichsstadt Reutlingen, der Heilig-Kreuz-Pfründe in Grötzingen und der Pfarrei Wolfschlugen belegt. Die Heiligenverwaltung in Grötzingen betätigte sich im 16. Jahrhundert als Kreditgeber für Neuenhauser Einwohner. Die von Neuenhaus gehören in das Gericht von Aich und hatten einen Anteil am dortigen Rathaus; zu 1526 und 1587 sind Schultheißen belegt. Bis Anfang 16. Jahrhundert Amt Grötzingen, dann Amt, Oberamt, Landkreis Nürtingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der Weiler Neuenhaus verfügte über eine geringe Wirtschaftskraft. 1544 waren 29 Personen schatzungspflichtig, der größte Teil (16) von ihnen mit einem mittleren Vermögen von 20 bis 100 Gulden. 1598 bestand die Gemeinde aus 43 Bürgern und vier Witwen. Die Visitationsakten von 1602-1605 zählten jeweils circa 250 Einwohner (Erwachsene und Jugendliche, ohne Kinder). Während des 30-jährigen Krieges sanken die Bevölkerungszahlen beträchtlich (1654: insgesamt 67 Einwohner) und stiegen in den folgenden hundert Jahren wieder langsam auf den Vorkriegsstand an. Bis 1805 schließlich war die Bevölkerung insgesamt auf 452 Personen angewachsen. 1735 waren 49 Wohn- und landwirtschaftliche Gebäude steuerpflichtig. Es gab eine Mühle in der Nähe der Kirche mit einem Grobgang und zwei Mahlgängen, aus der an Martini an die Pfarrei gezinst wurde. Auch eine Kelter befand sich am Ort. Wein wurde »Im Routenberg« und »Am Ulber« angebaut, am letzteren 1383 auf insgesamt 30 Morgen. Der Ulberg war im Schönbuchurbar unter Bonlanden verzeichnet, aber mit dem Vermerk »gehörent zu dem Newenhus in die pfandtschaf, die Albr(echt) Spet hat« versehen. Die Gemeinde verfügte 1735 über keinen Gemeindewald, gehörte aber zu den Schönbuchgenossen (1383 erstmals bezeugt) und hatte somit weitreichende Nutzungsrechte wie Holzbezug, Weide, Schweinemast etc. im Schönbuch. Sie war Sitz eines herrschaftlichen Forstknechts im Schönbuch. Bedeutendes Gewerbe war die Töpferei. Die Hafner lieferten an die Grafen von Württemberg laut dem Schönbuchurbar von 1383 jährlich 100 Eier für die Nutzung von Ton aus dem Schönbuch. 1587 waren 17 Hafner am Ort ansässig, 1790 gab es schon 40 Hafnermeister. Die Erzeugnisse wurden durch Hausierhandel vertrieben. Die Nähe der Schweizerstraße begünstigte die Errichtung von Gastwirtschaften. Der Ackerbau erstreckte sich über die Zelgen »Gaißhalden«, »Im Ulberg und Schaiach« und »Im Mad«, war jedoch in der Frühen Neuzeit zur Versorgung nicht mehr ausreichend.

Name: Burg Neuenhaus (»Neuen Haus«). »Schlößle« Neuenhaus (um 1600).
Datum der Ersterwähnung: 1312

Ersterwähnung: 1343
Kirche und Schule: Neuenhaus gehörte zum Dekanat Böblingen und war ursprünglich Filiale von Weil im Schönbuch. Die Kapelle war Unserer Lieben Frau geweiht. Das Patronat zur dazugehörenden Kaplaneipfründe lag bei Bebenhausen. Daneben gab es noch eine Sankt Bernhardskapelle. Auf dem Betzenberg, etwa 2 Kilometer südwestlich des Dorfes, stand eine 1526 erstmals belegte Waldbruderklause, die 1552 noch bewohnt war. In den 1840er Jahren waren noch Reste der Klause sichtbar (Flurname Bruderholz). Anfang des 16. Jahrhunderts ist der Ort kirchlich kurzfristig selbständig, dann kurz Filiale von Aich (bis 1559) und wurde schließlich unter Herzog Christoph wieder eine selbständige evangelische Pfarrei. Der Pfarrer erhielt seine Besoldung zum Teil vom Kloster Bebenhausen, zum Teil vom Armenkasten Neuenhaus und bewohnte ein pfarreigenes Haus mit Scheune, Hofraite und wenigen Grundstücken (1588). Die evangelische Pfarrkirche ist im Ursprung ein spätgotischer Bau von 1480, der im Lauf der Zeit vielfach umgebaut wurde. Der Kirchhof war ursprünglich ummauert. Vor dem 30-jährigen Krieg schickte man einige Kinder nach Aich in die Schule; 1654 wurde erstmals ein Lehrer genannt. Evangelische Pfarrkirche (1533 Unserer lieben Frau), spätgotischer Bau von 1480 im einst ummauerten Kirchhof. Vielfach umgebaut. Dreiseitig geschlossener Chor mit Netzrippengewölbe. Nordturm. St. Bernhardskapelle ab 1475 genannt, abgegangen. Katholisch nach Grötzingen eingepfarrt.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau
Ersterwähnung: 1533

Suche
Average (0 Votes)