Ungebetene Gäste – Einquartierungen in Hohenlohe

Hollenbach auf der Karte der Waldenburgischen Jagd, General-Grenzbereitung der Grafschaft Hohenlohe-Neuenstein von Michael Hospin, 1607, Vorlage: Landesarchiv BW, HZAN GA 100 Nr. 137-5, 1
Hollenbach auf der Karte der Waldenburgischen Jagd, General-Grenzbereitung der Grafschaft Hohenlohe-Neuenstein von Michael Hospin, 1607, Vorlage: Landesarchiv BW, HZAN GA 100 Nr. 137-5, 1

Obgleich die Hauptschauplätze des Dreißigjährigen Krieges fernab der Grafschaft Hohenlohe lagen, blieb die Bevölkerung nicht von den mittelbaren Auswirkungen des Krieges verschont. Neben Kontributionszahlungen stellten Einquartierungen fremder Truppen eine besondere Belastung für die Einwohner dar. Unzählige Akten des Hohenlohe-Zentralarchivs in Neuenstein befassen sich mit Konflikten zwischen den Einheimischen und ihren ungebetenen Gästen, welche sich oftmals durch Gewaltakte, Diebstähle und andere Exzesse unbeliebt machten.

Ein beispielhafter und gut dokumentierter Eklat trug sich Ende Januar 1627 in Hollenbach, einem Amtsort der Grafschaft Hohenlohe-Weikersheim, zu, als der kaiserliche Obrist Adam Philipp von Cronberg und seine Männer den Ort erreichten. Da ihre Ankunft nicht angekündigt worden war, traf sie die Hollenbacher vollkommen unvorbereitet. Obgleich die Truppen nur eine Nacht bleiben und am nächsten Tag weiterziehen wollten, sorgte ihre Anwesenheit für helle Aufregung im ganzen Ort.

Obrist von Cronberg verlangte für seine Person Quartier im örtlichen Amtshaus. Da sich der Hausherr, der hohenlohische Amtskeller Johann Jeep, gerade nicht im Ort aufhielt, musste sich zunächst seine Ehefrau mit ihm herumschlagen. Unter Verweis auf die Abwesenheit ihres Mannes verweigerte sie ihm den Eintritt in das Haus und ließ sich selbst von der Drohung, er wolte wohl die Thüren uffsprengen nicht beeindrucken. Die Ehefrau Jeep blieb siegreich, der Obrist musste den Rückzug antreten und sein Quartier im örtlichen Wirtshaus nehmen.

Als Amtskeller Johann Jeep später in Hollenbach eintraf, erfuhr er zunächst von Gewalttätigkeiten der einquartierten Soldaten und Gerüchten über eine bevorstehende Plünderung des Ortes. Als er den Obristen im Wirtshaus aufsuchte, wurde er dort denkbar ungnädig empfangen: Eine Viertelstunde lang ließ er den Amtskeller warten, ehe er das Kartenspiel mit seinen Offizieren unterbrach und Audienz gewährte. Die Klagen der Bauern stießen auf taube Ohren. Hingegen forderte der Obrist für den folgenden Tag 24 Vorspannpferde, drei Wagen und einen Karren.

Da die Bauern in Hollenbach fast ausschließlich Zugochsen, aber kaum Pferde hielten, bat Amtskeller Jeep beim Schultheiß im benachbarten Hohebach um Hilfe. Dieser zeigte sich jedoch gantz trotzlich und widerspenstig und wollte absolut keine Pferde zur Verfügung stellen. Fünf Boten, die nacheinander zu ihm entsandt wurden, kehrten erfolglos zurück, während Amtskeller Jeep den wachsenden Zorn des Obristen zu spüren bekam und sich in Leibs und Lebens Gefahr wähnte. Der Obrist hieß ihn einen kalten Hund und erklärte, wenn er Macht über ihn hätte, so wollte er ihn weidlich prügeln lassen. Johann Jeep wird drei Kreuze geschlagen haben, als der gräfliche Hof in Weikersheim die notwendigen Pferde zur Verfügung stellte und Adam Philipp von Cronberg samt seiner Truppe den Ort verließ. In einem Brief an Graf Georg Friedrich von Hohenlohe hielt er fest: So lang ich noch alhie geweßen, ist bey allen Durchzügen und Einquartiern, kein trotziger und unfreundlich Herr mir zu Handen kommen, alß dißer ist.

Jan Wiechert

Quelle: Archivnachrichten 57 (2018), S. 16-17

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