Der Wappenfries von 1848/49 im Einschreibezimmer des Sigmaringer Prinzenbaus

StAS Stratmann Wappen Wappen der hohenzollerischen Fürsten und Grafen Karl, Karl Anton und Karl I. und deren Ehefrauen Antoinette Murat, Josephine von Baden und Anna von Baden als Teil des Wappenfrieses im Sigmaringer Prinzenbau. Quelle LABW (StAS)
Das Stratmann Wappen - Wappen der hohenzollerischen Fürsten und Grafen Karl, Karl Anton und Karl I. und deren Ehefrauen Antoinette Murat, Josephine von Baden und Anna von Baden als Teil des Wappenfrieses im Sigmaringer Prinzenbau. Quelle LABW

Die Revolution hatte sein Land ergriffen. Am 27. August 1848 hatte sein Vater abgedankt. Dadurch wurde Karl Anton im Alter von 37 Jahren Fürst von Hohenzollern- Sigmaringen. Als ein unbedingter Gegner des konstitutionellen Prinzips, wie er sich 1840 bezeichnet hatte, musste er seine Legitimation in der dynastischen Erbfolge und in der Besitz- und Herrschaftskontinuität seiner Familie sehen. Und das zeigte er auch bildlich.

In seinem gerade fertig gestellten Palais in Sigmaringen, dem Neuen Prinzenbau, erhielt die neugotische Holzvertäfelung des Einschreibezimmerns, in dem sich der Besuch in ein Einschreibebuch eintrug, oben an den Wänden einen umlaufenden Wappenfries.

Über der Eingangstür prangen bis heute die Wappen Karl Antons und seiner Gemahlin Josephine von Baden, verbunden durch ein Schriftband mit Karl Antons Geburtsjahr und dem Heiratsjahr 1834. Ein Schriftband unter dem Wappen nennt dezidiert den souveränen Fürsten: carl anton joach[im] souv[eräner] fürst v[on] hoh[en]z[ollern]-si[gmaringen]. Sein Wappen besteht aus weiß-schwarz geviertem Herzschild und vier Feldern im Hauptschild mit den Wappen der Grafschaft Sigmaringen, der Burggrafschaft Nürnberg (seit 1695 durften die schwäbischen Hohenzollern mit Zustimmung der stammverwandten Kurfürsten von Brandenburg den Titel eines Burggrafen von Nürnberg führen), der Grafschaft Veringen und der Herrschaft Haigerloch. Beim Veringer Wappen unterlief allerdings ein heraldischer Fehler. Denn im 13. Jahrhundert hatten sich die miteinander verwandten Grafen von Veringen, von Nellenburg und von Württemberg, die alle im Wappen drei Hirschstangen führten, darauf geeinigt, dass die württembergischen Hirschstangen schwarz, die nellenburgischen blau und die veringischen rot sein sollten. Im Wappen Karl Antons wären also rote Hirschstangen zu erwarten.

Im Wappenfries folgen gegen den Uhrzeigersinn in zehn Generationen die hohenzollerischen Vorfahren Karl Antons im Mannesstamm mit den jeweiligen Ehefrauen, soweit diese Stammmütter des Hauses waren. Zunächst die Eltern Karl Antons: Fürst Karl und dessen erste Frau Antoinette Murat, eine Nichte von Napoleons Schwager Joachim Murat. Napoleon hatte die Gastwirtstochter Antoinette im Vorfeld der Hochzeit eigens zur Prinzessin erhoben. So ist es nicht verwunderlich, dass der Herzschild ihres Wappens den Adler Napoleons zeigt. Das letzte Paar, das in dem Wappenfries aufgenommen wurde, platziert neben den Wappen Karl Antons und Josephines, war Graf Karl I. und dessen Frau Anna Markgräfin von Baden-Durlach. Im Unterschied zu allen anderen findet auf dem Schriftband unter Karls Wappen eine territoriale Erwerbung Erwähnung: carl I. graf von zollern. 1535 bel[ehnt] m[it] s[igmaringen]. Durch die Belehnung hatte Karl die Grafschaft Sigmaringen in den Besitz der Hohenzollern gebracht.

So schließt sich für den Betrachter der Kreis. Über dreihundert Jahre, von Karl bis Karl Anton, war Sigmaringen im Besitz der Hohenzollern, und der erste Hohenzoller in Sigmaringen war wie Karl Anton mit einer Badenerin verheiratet gewesen. Karl Anton sollte der letzte Fürst von Hohenzollern sein, der über Sigmaringen herrschte. Im Jahr 1850 trat er als Folge der Revolution sein Land an den König von Preußen ab. Im Prinzenbau ist heute das Staatsarchiv Sigmaringen untergebracht. Bei öffentlichen Führungen wird auch das ehemalige Einschreibezimmer besichtigt.

Volker Trugenberger

Quelle: Archivnachrichten 46 (2011), S.22.
 

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