Leopold Marx – jüdischer Unternehmer und Literat

Die ehemalige Band- und Gurtenweberei Gutmann & Marx in Neuffen. Copyright: LABW
Die ehemalige Band- und Gurtenweberei Gutmann & Marx in Neuffen. Copyright: LABW

Leopold Marx, geboren am 8. Dezember 1889 in Stuttgart-Bad Cannstatt, verließ als Fünfzehnjähriger 1904 beim Tod seines Vaters als Ältester der Söhne das Gymnasium. Er absolvierte eine kaufmännische und technische Ausbildung zur bevorstehenden Übernahme der Mechanischen Band- und Gurtenweberei Gutmann & Marx in Bad Cannstatt, die später nach Neuffen verlegt wurde.

Im Ersten Weltkrieg ließ er sich, der als Leiter eines kriegswichtigen Betriebes vom Kriegsdienst zurückgestellt war, im Austausch mit seinem jüngeren Bruder Julius, einberufen. 1916 trat er den Kriegsdienst in Nordfrankreich an. Leopold Marx, der schon in seiner Schulzeit die Neigung zur Literatur entwickelte, kam in Kontakt mit Hermann Hesse, der im Rahmen seiner Tätigkeit für die Kriegsgefangenenfürsorge Bücher für Gefangene organisierte. In der Kriegszeit – Marx selbst war in französische Gefangenschaft gekommen – setzte er sich mit dem Judentum und den Schriften von Martin Buber auseinander und eignete sich Hebräisch an. Nach seiner Flucht aus der Kriegsgefangenschaft führte er zusammen mit seinem Bruder Julius die Neuffener Firma weiter und widmete sich seiner literarischen Arbeit. Einige seiner lyrischen Werke wurden von Hermann Hesse veröffentlicht. Mit dem jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber verband ihn seit 1924 freundschaftlicher Kontakt. Mit seinem Schwager Karl Adler und mit dem ihm befreundeten Otto Hirsch, beide in Stuttgart, gründete Marx auf Anregung von Buber in Stuttgart ein Jüdisches Lehrhaus.

Leopold Marx wurde in Neuffen festgenommen und in das Konzentrationslager Dachau eingewiesen. Nach seiner Freilassung 1938 wanderte er mit seiner Frau nach Palästina aus, wohin bereits seine zwei Söhne ausgereist waren. In Israel lebte und arbeitete Marx in einem landwirtschaftlichen Kollektiv und setzte seine schriftstellerische Tätigkeit intensiv fort. Leopold Marx starb am 25. Januar 1983. Sein dichterischer Nachlass wird von seinem Sohn Ephraim und dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar aufbewahrt.

Birgit Schäfer

Veröffentlicht in: Der Landkreis Esslingen. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Esslingen (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2009, Bd. 1, S. 22. 
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