Altgäubig bleibende Territorien

Der Marktbrunnen in Rottenburg, zweite Hälfte 15. Jh., gilt als Zeugnis habsburgischer Herrschaft – Quelle LABW
Der Marktbrunnen in Rottenburg aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gilt als Zeugnis der habsburgischen Herrschaft. Das Standbild links zeigt vermutlich Kaiser Friedrich III. Das Original des Brunnens befindet sich heute in der St. Moriz-Kirche – Quelle: Landesarchiv BW

Neben Vorderösterreich blieben auch die Markgrafschaft Baden-Baden und einige weitere kleinere weltliche Territorien beim alten Glauben. Dazu zählten die vornehmsten Familien aus dem südwestdeutschen Grafenstand, neben den Truchsessen von Waldburg etwa die Grafen von Hohenzollern, Fürstenberg, Montfort und Helfenstein sowie Teile der Grafschaft Öttingen.

Zur wichtigsten Stütze aller an der Behauptung des alten Glaubens interessierten Kräfte entwickelte sich in den 1520er Jahren das Haus Habsburg. Über ihre umfangreichen Besitzungen im deutschen Südwesten vermochten die Habsburger vielerorts direkt Einfluss zu nehmen. Hiervon profitierten insbesondere die geistlichen sowie die kleineren weltlichen Territorien im deutschen Südwesten. Allerdings traten auch in den vorderösterreichischen Territorien zum Teil wirkmächtige reformatorische Bewegungen in Erscheinung, so etwa die aus der Schweiz ausstrahlende Täuferbewegung. In der ersten Hälfte der 1520 setzte sich eine um Balthasar Hubmaier entstandene Täufergemeinde in Waldshut fest, in der vorderösterreichischen Grafschaft Hohenberg wirkten der Täufer Michael Sattler und seine Frau. Nach und nach gelang es der vorderösterreichischen Regierung jedoch, die einzelnen Erscheinungsformen der neuen Lehre zurückzudrängen und dauerhaft den alten Glauben durchzusetzen.

Spätbarocke Ausstattung als Zeugnis der Marienverehrung in der Rottweiler Dominikanerkirche – Quelle LABW
Marienverehrung in Rottweil: Das Madonnenbildnis in der Dominikanerkirche soll während des Dreißigjährigen Krieges 1643 die Stadt vor den französischen Truppen bewahrt haben. Hundert Jahre später erhielt die Kirche eine darauf abgestimmte spätbarocke Ausstattung – Quelle: Landesarchiv BW

Von besonderer Bedeutung für die konfessionelle Landkarte im deutschen Südwesten war neben der stabilisierenden Rolle Vorderösterreichs vor allem der Verbleib der geistlichen Fürsten beim alten Glauben, allen voran die Bischöfe von Konstanz, Augsburg, Straßburg, Speyer und Worms. Auch die Gebiete des Deutschen Ordens und die Fürstpropstei Ellwangen sowie die Prälaten der vor allem in Oberschwaben gelegenen reichsunmittelbaren Klöster hielten am alten Glauben fest. Zwar hatte es auch in vielen dieser Territorien eine kurzlebige reformatorische Bewegung gegeben. Letztendlich konnte sich das neue Bekenntnis aber nicht durchsetzen.

Anders als die meisten anderen Reichsstädte vollzog sich die Entwicklung in der Reichsstadt Rottweil. Die stärker vom Patriziat als von den Zünften geprägte Stadt beherbergte in Gestalt des kaiserlichen Hofgerichts eine dem habsburgischen Reichsoberhaupt eng verbundene Institution. Neben dem damit verbundenen Renommee handelte es sich um eine wirtschaftlich gesehen lukrative Einrichtung. Zwar gab es auch in Rottweil eine von Ulrich Zwingli beeinflusste reformatorische Bewegung. Jedoch wurden deren Anhänger 1529 und erneut 1545 ausgewiesen und mussten die Stadt verlassen. Ab 1587 war der Besitz des Rottweiler Bürgerrechtes an das katholische Bekenntnis geknüpft.

Sabine Holtz, Andreas Neuburger

Suche