Die Tübinger Stufenrandbucht

Tübingens Neckarkulisse, rechts die künstlich angelegte Insel - Bild LABW/Tilo Wütherich
Tübingens Neckarkulisse, rechts die künstlich angelegte Insel - Bild LABW/Tilo Wütherich

Mit dem Abtauchen des Muschelkalks an der Rottenburger Flexur öffnet sich sein Tal dann zur großen Weitung der Tübinger Stufenrandbucht. Ab hier, der Schwäbischen Pforte – Porta Suevica , vermochte der Fluss den ganzen Raum zwischen Spitzberg und Rammert in einer Höhenlage von 330 bis 320 m über NN weithin eben aufzuschottern. Dies geschah vor allem im Pleistozän. Vereinzelte Schwarzwald- und Juragerölle zeigen, dass der Neckar nämlich zuvor, weit vor Rottenburg nach Norden ausschwenkend, nördlich um den Spitzberg durch das Ammertal verlief und erst bei Tübingen-Lustnau seinen jetzigen Lauf erreichte. Doch auch von den auf unterschiedlichen eiszeitlichen Terrassenniveaus angelegten einst ausgedehnten Mäandern der pleistozänen Aufschotterung, die bis an den Spitzberg heranreichten und ihn im Süden versteilten, haben sich nur schwache Spuren erhalten. Bezeichnend ist jedoch, dass das nach wie vor recht feuchte, überschwemmungsgefährdete Gebiet bis heute von dichter Bebauung weitgehend verschont blieb, obgleich es – nach Landesentwicklungsplan – ab Rottenburg zur Randzone um die Verdichtungsräume und ab Tübingen zum Verdichtungsraum selbst gehört. Der regulierte Neckar durchzieht fast gradlinig die Stufenrandbucht, begleitet von Wiesen und Äckern sowie einzelnen als Naturschutzgebiete ausgewiesenen früheren Baggerseen. Sie zeigen, dass einst sein Kiesmaterial äußerst begehrt war, diesem heute aber als Grundwasserspeicher weit höheres Gewicht beigemessen wird. Fast am Ende der Bucht erreicht der Fluss die Universitätsstadt Tübingen, wo ihn der mächtige Schwemmfächer der vom Albfuß kommenden Steinlach hart nach Norden an die Keuperhänge des Spitzberg-Österbergrückens drückt. Der Neckar bzw. seine Talsohle ist hier trotzdem breit genug, dass 1910 eine langgestreckte Neckarinsel als Grünanlage mit Platanenallee angelegt werden konnte, die die Neckarfront, die Schokoladenseite der Stadt, noch besser zur Geltung bringt.

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