Idyllisches Exil im Taubertal: Der abgedankte portugiesische König Miguel I. de Braganza in Bronnbach

Porträt des jugendlichen Dom Miguel, Prinz von Portugal, um 1820. Vorlage: Landesarchiv BW, StAWt-A 56 Nr. 52
Porträt des jugendlichen Dom Miguel, Prinz von Portugal, um 1820. Vorlage: Landesarchiv BW, StAWt-A 56 Nr. 52

Manchmal kommt es zu seltsamen Konstellationen, landet die große Welt unverhofft in der Provinz. Dom Miguel de Braganza, 1802 in Lissabon geboren, in Brasilien aufgewachsen und 1828 –1834 König von Portugal, verbrachte seine letzten Lebensjahre im ehemaligen Zisterzienserkloster Bronnbach im Taubertal. Nach Abdankung und Exil-Jahren an europäischen Fürstenhöfen hatte er 1851 Prinzessin Adelheid zu Löwenstein- Wertheim-Rosenberg geheiratet. Aus deren Familienbesitz stammte der gemeinsame künftige Wohnsitz. 1856 bezog die Familie den einst für den Bronnbacher Abt erbauten Trakt der Klosteranlage. Dessen baulicher Zustand, seit Jahrzehnten eher vernachlässigt, entsprach allerdings nicht den gehobenen Ansprüchen des herzoglichen Paares. Bisher war Bronnbach höchstens Schauplatz kurzer Aufenthalte des fürstlichen Hauses gewesen. Man veranstaltete dort meist nur Jagdgesellschaften.

Umfangreiche Baumaßnahmen waren daher im Vorfeld des Einzugs zu bewerkstelligen. Neue Wege und Straßen um die Klosteranlage wurden angelegt, der Garten hergerichtet, der mit repräsentativen Stuckdecken ausgestattete Abteibau einer Renovierung und Modernisierung unterzogen. Eine moderne eiserne Wendeltreppe verband nun die zwei Wohngeschosse, edle Porzellanöfen beheizten die tapetengeschmückten Räume, eine leistungsfähige Großküche inklusive eines Eiskellers wurde im Erdgeschoss eingerichtet. Für den Fuhrpark wurde eine Chaisenremise errichtet, dort wurde auch die Feuerspritze untergestellt. Die fürstlichen Pferde kamen dagegen im ehemaligen Refektorium des Klosters unter – vom Speisesaal zum Pferdestall. Die erhalten gebliebenen Umbaurechnungen geben weitere schöne Details preis. So wurde der Schreiner für die Anfertigung eines Bouttelliengestells für etwa 700 Flaschen portugiesischen Weins entlohnt. Man konsumierte ebenso heimatverbunden wie international.

Doch nicht nur das Gebäude selbst musste ertüchtigt werden, auch die Infrastruktur Bronnbachs wurde den gestiegenen Bedürfnissen angepasst. Günstigerweise ergab sich die Verlegung der Postwagenlinie Tauberbischofsheim-Wertheim von der Höhe ins Taubertal, sodass 1857 eine Postexpedition in Bronnbach eingerichtet werden konnte. Beim Bau der Eisenbahnlinie einige Jahre später wünschte man für den Bahnhof einen Wartesaal für die hohen Herrschaften. Man stellte dafür sogar einen Baukostenzuschuss sowie Mobiliar in Aussicht. Als jedoch nur ein Wartesaal 1. und 2. Klasse gebaut wurde, kam prompte Reaktion: Natürlich zahle ich nun keinen Kreuzer.

Einem gewissen Repräsentationsanspruch geschuldet waren wohl auch die beiden Ölgemälde von Bronnbach, für die der Münchner Landschaftsmaler Joseph Mosbrugger im Jahr 1857 bezahlt wurde. Sicher wollte man die neue herzogliche Residenz gebührend in Szene setzen.

Auch nach dem Tod von Miguel de Braganza 1866 blieb Bronnbach Treffpunkt europäischer Adelshäuser. Hatten seine Kinder – ein Sohn und sechs Töchter gingen aus der Ehe hervor – doch u.a. eine Prinzessin von Thurn und Taxis, einen Erzherzog von Österreich, einen bayerischen Herzog, einen Prinzen von Bourbon und Herzog von Parma und einen Großherzog von Luxemburg geehelicht.

 Claudia Wieland

Quelle: Archivnachrichten 52 (2016), S.23.

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