Zwingenberg

Zwingenberg um 1916: Die ehemalige Schule, in der der Betsaal eingerichtet wurde, befand sich in einem der Gebäude hinter dem Rathaus, dieses auf dem Bild mit Türmchen in der Häusergruppe rechts. Das Haus wurde 1938 verkauft und nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Baufälligkeit abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 498-1 Nr. 595 Bild 1]
Zwingenberg um 1916: Die ehemalige Schule, in der der Betsaal eingerichtet wurde, befand sich in einem der Gebäude hinter dem Rathaus, dieses auf dem Bild mit Türmchen in der Häusergruppe rechts. Das Haus wurde 1938 verkauft und nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Baufälligkeit abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 498-1 Nr. 595 Bild 1]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1968.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1968. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

Bis zum Erlöschen des Geschlechts 1632 war Zwingenberg im Besitz der Herren von Hirschhorn. Ihre Nachfolger, die Göler von Ravensburg, verkauften 1746 ihren Besitz an die Pfalz. 1808 erwarb der Großherzog von Baden die Burg durch Kauf als Privatbesitz seiner Familie.

Unter Kurfürst Karl Theodor (1742-99) finden wir erstmals Juden in dem Flecken unter der Burg. Als die kleine jüdische Gemeinde 1827 dem Rabbinatsbezirk Mosbach zugewiesen wurde, zählte sie 27 Seelen; das waren immerhin 8 Prozent der Gesamteinwohnerschaft. Bis 1875 hielt sich die jüdische Gemeinde auf diesem Stand. 1900 zählte sie noch 16, 1925 6 und 1933 4 Juden. Sie waren als Handelsleute tätig und nicht besonders vermögend. Sie besaßen keine Synagoge, sondern nur einen Betsaal. Ihre Toten bestatteten sie auf dem Friedhof in Hirschhorn.

Am 8. November 1937 wurde die jüdische Gemeinde auf Beschluss des Badischen Staatsministeriums aufgelöst. Von den 1933 ortsanwesenden Juden zog Josef David nach Frankfurt, Rebekka David nach Mannheim, wo sie verstarb. Julchen David wurde am 22. Oktober 1940 im Alter von 81 Jahren mit ihrer Tochter nach Gurs deportiert. Im Grab Nr. 549 auf dem Friedhof von Gurs wurde 1941 ihre sterbliche Hülle beigesetzt. Ihre Tochter Hilda ist verschollen.

Am 6. September 1938 verkaufte die aufgelöste israelitische Gemeinde das Gebäude, in dem sie ihren Gebetsraum eingerichtet hatte. Das damals schon sehr baufällige Haus wurde nach dem Kriege abgebrochen. In dem auf dem Grundstück errichteten Neubau ist heute die Poststelle Zwingenberg untergebracht.

Ergänzung 2023:

Heute befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge ein Wohngebäude.

 

Zitierhinweis: Hundsnurscher, Franz/Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Stuttgart 1968, Beitrag zu Zwingenberg, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.12.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
Suche