Die Revolution 1848/49

"Souvenir" vom Juni 1848 mit dem badischen Revolutionär Friedrich Hecker (GLAK J-G Nr. F 11)
"Souvenir" vom Juni 1848 mit dem badischen Revolutionär Friedrich Hecker (Landesarchiv BW, GLA J-G Nr. F 11)

Entsprechend der westlichen Randlage Badens in Deutschland ist 1848 die Revolution hier am frühesten ausgebrochen. Im Gegensatz zum übrigen Deutschland (mit Ausnahme der Rheinpfalz) hat sie in ihrer Schlussphase zu einer wirklichen Revolutionsregierung geführt. Diese scheiterte zwar, an den äußeren Umständen, hatte aber auch keine wahre Autorität, um dem demokratischen Gedanken allgemeine Zustimmung zu verschaffen. Noch unbeeinflusst von revolutionärer Erregung, aber sicher mit wachem Gespür für die Zeichen der Zeit beantragte im Landtag der Mannheimer Abgeordnete Johann Daniel Bassermann die Zusammenwirkung aller deutschen Landesregierungen für die nationale Einheit, was vom Landtag einstimmig angenommen und in ganz Deutschland beachtet wurde. Unter dem Druck der auf die Nachrichten aus Paris hin allgemeinen Erregung übernahm das Ministerium Bekk noch am 27. Februar die Forderung auf Pressefreiheit, Schwurgerichte, Bemühungen um die deutsche Einheit und als Neues die Volksbewaffnung. Zwölf weitere Forderungen auf Beseitigung aller reaktionären Maßnahmen, dazu soziale Hilfen und als Wichtigstes die Einführung des parlamentarischen Regierungssystems wurden am 1. März angenommen. Unmittelbar darauf folgten im Land typische Bauernunruhen, die sich gegen Grund- und Standesherren richteten, und sobald ihre Forderungen nach Abschaffung der Reste des Feudalismus durchgedrungen waren, jedes Interesse an der Revolution verloren. Das liberale Bürgertum kämpfte für die nationale Einheit, seine besten Kräfte wirkten in Frankfurt. Baden war dort durch 19 Abgeordnete vertreten, da Friedrich Hecker bald das Mandat aberkannt wurde. Rasch zeigte sich, dass im Land selbst die Radikalen, die sich auf einer Versammlung in Offenburg mit kompromisslos demokratischen Forderungen geäußert hatten, mehr Anhang fanden als die Konstitutionellen.

Aus Ärger über seine Einflusslosigkeit im Vorparlament versuchte der Führer der Radikalen, der Rechtsanwalt Friedrich Hecker, vom Bodensee aus eine allgemeine Erhebung für die deutsche Republik zu entfachen. Sein Zug durch den Schwarzwald kam am 19. April im Gefecht bei Rändern zum kläglichen Scheitern. Als nach Eintreten der Ruhe die Bundestruppen wieder abgezogen waren und als der Waffenstillstand von Malmö von der Paulskirche akzeptiert wurde, ging der andere, wesentlich fanatischere Führer der Radikalen Gustav von Struve von Basel aus über die Grenze und rief am 21. September in Lörrach die deutsche Republik mit einem sozialistischen Grundgesetz aus. Das erste kleine Gefecht bei Staufen jagte seinen ganzen Anhang in die Flucht.

Die in ihrer Breite keineswegs völlig extremistische demokratische Propaganda konnte sich trotz dieser Misserfolge auf die recht starke Organisation der Volksvereine stützen (ca. 4.000 mit rund 35.000 Mitgliedern). Die Liberalen mit ihren vaterländischen Vereinen blieben wesentlich schwächer. Trotz der unverkennbaren Reformarbeit der Regierung Bekk traten die Demokraten mit der Forderung nach Neuwahlen hervor. Dagegen wehrten sich die Liberalen mit dem Hinweis auf das recht freie Landtagswahlrecht, sie fürchteten eine allgemeine Radikalisierung und verteidigten natürlich auch ihre eigenen großbürgerlichen Interessen. Ihr Wortführer wurde der Heidelberger Historiker Ludwig Hausser, der der Gegenseite der Mannheimer Rechtsanwalt Lorenz Brentano. Die Linke zog schließlich aus dem Landtag aus.

Ausbruch des Aufstands in Rastatt, 1849 (GLAK J-G-R/6)
Ausbruch des Aufstands in Rastatt, 1849 (Landesarchiv BW, GLAK J-G-R/6)

Den Anlass zu weiterer Agitation gab im März 1849 das Scheitern der Reichsverfassung. Obwohl die badische Regierung dieser zugestimmt hatte, beriefen die Demokraten eine weitere Versammlung nach Offenburg und beschlossen eine Erhebung. Eine Soldatenmeuterei am 11. Mai in Rastatt brachte die Dinge vollends in Bewegung. Rastatt war seit der Orientkrise von 1840 zur modernen Bundesfestung ausgebaut, nun von Bundestruppen entblößt und mit badischem Militär belegt, das sich zum Teil aus amnestierten Teilnehmern von Hecker- und Struveputsch rekrutierte. Die Meuterei griff am 14. Mai auf Karlsruhe über, der Großherzog flüchtete. Die Demokraten kamen und bildeten schließlich am 1. Juni eine provisorische Regierung. Die Propaganda im übrigen Deutschland auf Anschluss an diese Bewegung schlug fehl, nur die Rheinpfalz hatte sich ebenfalls erhoben und mit Baden verbündet. Auf das Hilfeersuchen Bayerns und des Großherzogs griff die Reichsarmee ein, ihr trat Preußen mit zwei weiteren Armeen zur Seite. Zunächst konnte die Neckarlinie von den Revolutionären unter dem polnischen General Ludwig Mieroslawsky gehalten werden; nach der Niederlage bei Waghäusel am 21. Juni gelang es immerhin den Aufständischen, aus der Einkesselung bei Heidelberg zu entkommen. Der allgemeine Widerstand brach aber bald zusammen, und nur die Festung Rastatt hielt sich bis zum 23. Juli. Es folgte die standrechtliche Hinrichtung von über 40 Anführern der Revolution und eine Besetzung des Landes bis 1852. Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung sah in den Preußen immerhin die Garantie gegen die Auswüchse unter der Vorherrschaft der Radikalen. Die Liberalen arbeiteten mit der Reaktion zusammen.

Büste Großherzog Friedrichs I. von Baden in Eppingen (FaBi Kreisbeschreibung HN)
Büste Großherzog Friedrichs I. von Baden in Eppingen (Landesarchiv BW, Kreisbeschreibung HN)

(Quelle: Bearbeitete Fassung aus dem Abschnitt Landesgeschichte, in: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Band I, Stuttgart, 2. Aufl. 1977)

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