Die Scheinanlage "Brasilien" in Lauffen am Neckar

Die Scheinanlage befand sich auf den Feldern nördlich der beiden Orte Lauffen am Neckar und Hau-sen an der Zaber. Copyrigth: LMZ BW
Die Scheinanlage befand sich auf den Feldern nördlich der beiden Orte Lauffen am Neckar und Hausen an der Zaber. Copyrigth: LMZ BW

Kurz nach Kriegsbeginn legte die Luftwaffe 1940 im Großen Feld auf Lauffener und Hauser Gemarkung eine Attrappe an, die den Stuttgarter Hauptbahnhof darstellen sollte. Von der nachts beleuchteten und mit einer starken Luftverteidigung von fünfzig Flakstellungen und dreißig Scheinwerferständen gesicherten Gleisanlage, von den Lauffenern Brasilien genannt, ließen sich die alliierten Bomber täuschen, bis die Nachbildung im Mai 1942 vom alliierten Radar enttarnt wurde. Im Herbst 1943 wurde die nunmehr wirkungslose Scheinanlage abgebaut, bei der ein Holzhaus das Bahnhofsgebäude ebenso imitierte wie Strohmatten angrenzende Straßenzüge und künstliche Lichtblitze fahrende Straßenbahnen vortäuschten. An Stangen aufgehängte Lampen simulierten beleuchtete Gleisanlagen. Lauffen, das als erste Stadt in Württemberg die Schrecken des Luftkriegs erleiden musste, wurde wegen des Blendwerks als besonders gefährdeter Luftschutzort klassifiziert. Vom 22. August 1940 bis zum 23. März 1945 hatte die Stadt 37 Luftangriffe zu ertragen. Dabei waren mindestens 99 Tote zu beklagen, ein Fünftel der Wohnungen wurde zerstört. Einer der schwersten Bombenangriffe ereignete sich am 13. April 1944 gegen 19 Uhr, der wenigstens 56 Leben forderte. Die Lauffener Einwohner fühlten sich als Bauernopfer für die Landeshauptstadt. Daher bedankte sich 1958 der Stuttgarter Oberbürgermeister Arnulf Klett bei den Bürgern der Hölderlinstadt.

Peter Exner

Veröffentlicht in: Der Landkreis Heilbronn. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Heilbronn (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2010, Bd. 2, S. 97. 

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