Von Lauffen am Neckar bis Heilbronn

Die Regiswindis-Kirche liegt am Durchbruch einer alten Neckarschlinge im heutigen Lauffen-Dorf, gegenüber von Lauffen-Stadt am anderen Neckarufer – Quelle: LABW
Die Regiswindis-Kirche liegt am Durchbruch einer alten Neckarschlinge im heutigen Lauffen-Dorf,  gegenüber von Lauffen-Stadt am anderen Neckarufer – Quelle: LABW

Wesentlich jünger, entstanden vor rund 6000 Jahren, ist der Schleifendurchbruch flussabwärts bei der Stadt Lauffen am Neckar, wo der Fluss einst eine noch ausgedehntere, nach Südwesten gerichtete Schlinge gebildet hatte. Mit etwa 70 m hohen, von Weinreben bzw. im Süden und Westen von Wald bedeckten Hängen tritt das Kastental hier landschaftsbestimmend in Erscheinung. Am nördlichen Rand durchfließt die Zaber die Schlinge und mündet am Durchbruch in den Neckar. Im Süden der Schleife blieben ein langer Altwasserarm und einzelne, teils aufgestaute Seen erhalten. Eingebettet in ihre natürliche Auenvegetation mit Bruchwaldzonen, stehen sie heute als größtes und artenreichstes Feuchtgebiet des Neckarbeckens unter Naturschutz. 1979 wurde das Schutzgebiet Lauffener Neckarschlinge um die Linden-Ulmen-Ahorn-Kleebwälder an den Steilhängen auf inzwischen 61 Hektar erweitert.

Beim Durchbruch des Schlingenhalses zerschnitt der Fluss den in das Schleifenzentrum gerichteten Muschelkalksporn, auf dem heute linksseitig das frühere Lauffen-Dorf und rechtsseitig Burg und Lauffen-Stadt liegen. Eine bedeutende Furt verband beide Siedlungen, die 1474 durch eine in zentralen Teilen bestehende und bis heute genutzte Steinbrücke (L1103) ersetzt wurde. An der Durchbruchsstelle hatte der hier schnell fließende laufende Neckar gefährliche Stromschnellen und Strudel gebildet, die der Stadt ihren Namen gaben. Durch die Kanalisation und den Ausbau zum Schifffahrtsweg ist von diesen freilich nichts mehr zu sehen. Dafür bewältigt seit 1951 eine Schleuse südlich der Altstadt Fallhöhen von bis zu acht Metern. Ihr Zugang erfolgt über einen Schleusenkanal an der rechten Neckarseite, der nach Norden zu bis zum heutigen Neckarprallhang getrennt vom Hauptstrom verläuft. Auch diese Schleuse ist mit einem Wasserkraftwerk verbunden. Am genannten Prallhang biegt der Neckar in einer Doppelschleife unter Bildung zweier Inseln nach Osten bzw. Norden ab, wobei am östlichen Schleifenbogen ein weiteres, allerdings schmales, doch prägnantes Felsenband über den steilen Weinbergterrassen ausgebildet ist. Es bildet das kleinste Naturschutzgebiet im Regierungsbezirk Stuttgart mit 2,96 Hektar.

Die alte Neckarschlinge bei Lauffen mit Weinbergen entlang der Zaber und den unter Naturschutz stehenden Kleebwäldern – Quelle: LMZ BW
Die alte Neckarschlinge bei Lauffen mit Weinbergen  entlang der Zaber und den unter Naturschutz stehenden Kleebwäldern – Quelle: LMZ BW

In weiten Schleifen, deren Steilhänge häufig Reben einnehmen, erreicht der Fluss dann die Kernstadt von Heilbronn. Zuvor allerdings wird der alte Neckararm bei Nordheim, Landkreis Heilbronn, durch ein Stauwehr reguliert und die Hauptwassermenge über einen separat verlaufenden Schifffahrtskanal der Schleuse und dem Wasserkraftwerk bei Horkheim, Stadtkreis Heilbronn, zugeführt. Ab da vereinigen sich beide Äste wieder und der Fluss durchzieht auf rund 150 m über NN jetzt durchgängig ein oft bis an die Ufer reichendes, hochverdichtetes, städtisches Gebiet.

Im Süden der Kernstadt von Heilbronn teilt sich der Neckar erneut. Der alte Neckararm, der die westliche Altstadt von Heilbronn prägt – und seit 1821 zum Wilhelmskanal ausgebaut hier als erster Hafen diente – wird heute durch ein Wehr gesperrt. Die Hauptwassermenge kommt dem zwischen 1931 und 1935 angelegten, nahezu geradlinig geführten Neckarkanal zugute. Von der großen Eisenbahnbrücke an – über die Einmündung des alten Neckararms am Salzhafen des Betriebsgeländes der Südwestdeutschen Salzwerke AG hinaus, bis zur nördlichen Stadtkreisgrenze zu Neckarsulm, Landkreis Heilbronn – übernimmt dieser auf seiner rechten Seite, über eine Länge von etwa 7,2 km, hier die Funktion eines Kanalhafens. Mit einem Umschlag von rund 4,1 Millionen Tonnen (2013) und einer Betriebsfläche von 78 Hektar ist der Heilbronner Hafen der bedeutendste am Neckar und rangiert unter den Binnenhäfen Deutschlands an achter Stelle. Er ist vor allem auf Massengüter (Kies, Sand, Steinsalz, Kohle, Mineralöle, Holz und Futtermittel) ausgerichtet, kann aber – als süddeutsche Besonderheit – an einem speziellen Kai auch extrem schwere Stückguteinheiten übernehmen. 2012 kam am Nordausgang des Kanalhafens, dicht an der Stadtkreisgrenze, ein zusätzliches Hafenbecken für Containertransporte hinzu.

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