Allgäuer Haufen

von Amelie Bieg

Allgäuer Haufen im Deutschen Bauernkrieg und beteiligte Haufen. [Vorlage aus: Jahn, Walter, Das Allgäu. Materialien und Anleitungen zur analytischen und synoptischen Raumbetrachtung, München 1979. Quelle: Wikimedia Commons gemeinfrei]
Allgäuer Haufen im Deutschen Bauernkrieg und beteiligte Haufen. [Vorlage aus: Jahn, Walter, Das Allgäu. Materialien und Anleitungen zur analytischen und synoptischen Raumbetrachtung, München 1979. Quelle: Wikimedia Commons gemeinfrei]

Beschwerden der Allgäuer Bauern

Auch die Bauern und Untertanen des Fürststifts Kempten litten unter der Leibeigenschaft und den damit verbundenen Fronen, Abgaben und persönlichen Unfreiheiten. Schon im 15. Jahrhundert wurden die Eigengüter der Bauern besteuert, was in Oberschwaben unüblich war. Nach dem sogenannten Allgäuer Gebrauch standen nämlich Gerichtsbarkeit, Steuer- und Wehrhoheit einzig dem Leibherrn zu.

Zudem versuchte die Grafschaft Kempten den Untertanenverband zu homogenisieren und den Rechtsstatus von Zinsern und Freien zu Leibeigenen zu mindern. Zusätzlich begann das Kloster mit einer systematischen Fiskalierung, indem Allmenden von den Gemeinden gepachtet werden mussten oder für Tanzveranstaltungen zusätzliche Gebühren erhoben wurden.

Bereits vor 1525 kam es deshalb immer wieder zu Konflikten. 1492 wurde eine gewaltsame Erhebung vom Schwäbischen Bund niedergeschlagen. 1523 hatten wegen der Missachtung alter Rechte die Untertanen dem Fürstabt die Huldigung verweigert. Jedoch konnte in den daraufhin anberaumten zwölf Tagsatzungen bis Januar 1525 keine Einigung zwischen Untertanen und Herrschaft erzielt werden, sodass sich am 23. Januar die Kemptener Untertanen auf der Malstätte bei Leubas versammelten und einen Bund schworen, gemeinsam beim Schwäbischen Bund gegen den Abt von Kempten, Sebastian von Breitenstein, Klage zu erheben.

Gründung der Christlichen Vereinigung

Zu diesen Zwecken wurde Jörg Schmid (genannt Knopf) zu Leubas als Gesandter bestimmt, der sich mit Juristen in Ulm beraten sollte. Schmid wurde jedoch zurückgerufen. Am 14. Februar 1525 versammelten sich in Sonthofen Vertreter aus dem gesamten Allgäu und beschworen einen Bund, der kurz darauf in Oberdorf durch Einschwörung bekräftigt wurde. Zur „Christlichen Vereinigung der Landart Allgäu“ wurde der Allgäuer Bund am 27. Februar.

Diese Vereinigung stellte ein Zwangskollektiv dar – während der Beitritt zum Bund noch freiwillig erfolgte – und verstand sich als herrschaftsübergreifender Zusammenschluss. Dem Schwäbischen Bund, dem Herzog von Bayern und dem kaiserlichen Statthalter Erzherzog Ferdinand wurde die Gründung schriftlich – vermutlich im Verbund mit der Übersendung der bäuerlichen Forderungen – mitgeteilt.

Anfang März trafen sich schließlich Abgesandte mehrerer Haufen, die sich zum „göttlichen Recht“ bekannten, in Memmingen und gründeten die „Christliche Vereinigung“.

Zusammensetzung des Allgäuer Haufens

Der Allgäuer Haufen bestand aus zahlreichen kleineren Gruppen, die aufgrund ihrer Größe überschaubarer und effektiver waren, als ein großes Kollektiv. Deshalb wurde die Führung der Allgäuer Christlichen Vereinigung auf gewählte Vertreter eines Ausschusses übertragen. Die Organisation oder Aufgaben des Ausschusses sind jedoch nicht mehr nachvollziehbar.

Die Bundesordnung von Memmingen teilt jedoch die Allgäuer Aufständischen in mehrere Einheiten auf: Günzburg, Oberdorf, See, Wertach, Staufen, Isny, Altusried und Leutkircher Heide. Nicht verzeichnet wurden jedoch der Grönenbacher, Sonthofener, Unterthingauer oder auch der Kemptener Haufen. Mitte April 1525 schloss sich auch der Ottobeurer Haufen den Allgäuern an. Walter Bach von Oy, ein ehemaliger Landsknecht, fungierte als Oberster des Allgäuer Haufens. Bach wurde jedoch Anfang Mai nach Streitigkeiten durch Paulin Probst, den Führer des Oberdorfer Haufens, ersetzt. Der bekannteste Vertreter des Allgäuer Haufens ist jedoch dessen politischer Kopf, Jörg Schmid von Leubas.

Kriegerische Handlungen im Allgäu

Nachdem die Aufständischen Ende März 1525 die Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund für gescheitert erklärt hatten, begannen diese ihre Forderungen mit Gewalt durchzusetzen. Zahlreiche Schlösser, Burgen und Klöster wurden belagert, erstürmt, geplündert und zerstört. Niedergebrannt wurden beispielsweise Wolkenberg, Liebenthann, Stötten, Nesselwang und Staufen. Auf Burg Liebenthann hatte sich der Kemptener Fürstabt zurückgezogen, sich jedoch aufgrund der Übermacht der Aufständischen kampflos und gegen die Zusicherung freien Geleits freiwillig ergeben. Während sich in der Folge Jörg Schmid mit einem Heer nach Mittelschwaben wandte, strebte gleichzeitig Walter Bach die Belagerung Füssens an, was österreichische Truppen, die die Stadt besetzten, jedoch zu verhindern wussten.

Die Schlacht bei Leubas

Der Weingartener Vertrag, den der Bodenseehaufen nach der Niederlage einiger Aufständischer beim Gefecht bei Wurzach mit dem Schwäbischen Bund geschlossen hatte, schloss zwar auch die Allgäuer Bauern mit ein, Jörg Schmid jedoch überzeugte seine Anhänger, dass durch diese Regelungen ihre Beschwerden nicht gelöst würden. Damit begann eine zweite Erhebung, die allein von den Allgäuer Aufständischen getragen wurde.

Nachdem Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund erneut scheiterten, griffen die Aufständischen am 6. Juni 1525 das Kloster Irsee an. Memmingen, das den Angreifern eigentlich wohlgesonnen war und lediglich vermitteln wollte, wurde erfolglos belagert. Georg Truchsess von Waldburg und sein aus Franken zurückbeordertes Heer zog plündernd über Weißenhorn nach Süden und schlug dabei zahlreiche kleinere Haufen. Am 14. Juli kam es zur letzten Schlacht des Allgäuer Haufens bei Leubas, die mit einer Niederlage für die Bauern endete. In kleineren Scharmützeln wurden in den folgenden Tagen weitere verschanzte Bauern besiegt.

Folgen des Aufstands

In der Folge wurden in Durach, dem letzten Gefechtsort, 18 Rädelsführer auf Geheiß von Waldburgs hingerichtet. Jörg Schmid, dem zunächst die Flucht nach Vorarlberg gelungen war, wurde am 21. Januar 1526 gehängt. Zahlreiche Aufständische mussten ihren Herrschaften erneut huldigen, ihre Waffen sowie Raubgut abgeben, Arbeits-, Sach- und Geldleistungen entrichten. Jedes Haus musste sechs Gulden Brandsteuer entrichten. Andere flüchteten ins Ausland und konnten später teilweise wieder zurückkehren.

Um zumindest einige Ursachen des Aufstandes zu beseitigen, schlossen mehrere Herrschaften im Allgäu – darunter auch Georg von Waldburg – mit ihren Untertanen Verträge, in denen Abgaben genau festgehalten wurden. 1526 einigten sich der Kemptener Fürstabt und seine Untertanen auf den Memminger Vertrag.

Literatur

  • Blickle, Peter, Die Revolution von 1525, München 1993.
  • Haggenmüller, Martina, Der Allgäuer Haufen, in: Der Bauernkrieg in Oberschwaben, hg. von Elmar L. Kuhn (Oberschwaben – Ansichten und Aussichten), Tübingen 2000, S. 37-65.

Zitierhinweis: Amelie Bieg, Allgäuer Haufen, in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2025.

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