Die Zwölf Artikel

von Amelie Bieg

Die sogenannten Zwölf Artikel wurden vom Memminger Prediger Christoph Schappeler und dem Kürschnergesellen und Feldschreiber des Baltringer Haufens Sebastian Lotzer Anfang März 1525 als Forderungen verschiedener Dörfer um Memmingen und des Baltringer Haufens ausformuliert. Sie forderten die freie Pfarrerwahl und -absetzung der Gemeinden (Artikel 1), eine Befreiung von der Leibeigenschaft (3), ein Recht auf Vogelfang, Fischerei und Jagd (4) sowie auf freie Verfügung über Holz aus den Wäldern (5), Allmenden, die die Herrschaften sich unrechtmäßig angeeignet hatten, sollten in die Hand der Allgemeinheit zurückgeführt werden (10). Ebenso wurde eine Abschaffung der Abgaben von Leibeigenen im Todesfall gefordert (11). Dienste, Leistungen und Pachtzinsabgaben gegenüber der Obrigkeit wollten die Bauern nur in einem angemessenen Rahmen akzeptieren (6, 7 & 8), der Kleinzehnt wurde abgelehnt, der Kornzehnt sollte zur Priesterbesoldung genutzt werden (2). In Artikel 9 forderten die Bauern, dass der große Frevel nach „alter geschribner straff“ gestraft werde und nicht nach einer „new satzung“. Zuletzt erklärten die Bauern in Artikel 12, dass sie von einem Artikel nur dann abweichen wollen, sollte dieser „dem Wort Gotes nit gemeß weren“. Man wollte sich also nur durch die Heilige Schrift widerlegen lassen.

Aufgrund ihres Inhalts waren die Zwölf Artikel nicht nur ein revolutionäres Manifest, das Beschwerden und Reformvorschläge vorbrachte, sondern sie strebten eine gesellschaftliche und politische Neuordnung auf der Basis des Evangeliums an.

Die Zwölf Artikel fanden weitreichende Verbreitung im deutschen Südwesten, so im Schwarzwald, Breisgau, Markgräflerland, Elsass, aber auch in Franken, in der Gegend von Rothenburg ob der Tauber wie in Hohenlohe, im fränkisch-schwäbischen Grenzland, im Ries, in der Fürstpropstei Ellwangen, bei den Gaildorfer und den Limpurger Bauern, im Herzogtum Württemberg, im Hochstift Speyer und in der Kurpfalz dienten sie oftmals als Zusatz zu regionalen Forderungen. Auch die Bauern in Thüringen und im Erzgebirge stützten sich auf die Zwölf Artikel. Jedoch hatten sie nach Peter Blickle keine Rezeption „in der Schweiz, in der Grafschaft Tirol, im Erzstift Salzburg und in Franken beim Taubertaler und Bildhäuser Haufen“[1] gefunden.

Anmerkungen

[1] Blickle, Die Reformation im Reich, S. 91.

Quellen

• Die Zwölf Artikel, in: Flugschriften der Bauernkriegszeit, hg. von Adolf Laube/Hans Werner Seiffert, Berlin 1975, S. 26-31.
• Die 12 Artikel, in: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges, hg. von Günther Franz (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. 2), Darmstadt 1963, Nr. 43, S. 174-179.

Literatur

• Blickle, Peter, Bauernkrieg in Oberschwaben. Ein Zentrum der Revolution des Gemeinen Mannes von 1525, in: Der Bauernkrieg in Oberschwaben, hg. von Elmar L. Kuhn (Oberschwaben – Ansichten und Aussichten), Tübingen 2000, S. 17-36.
• Blickle, Peter, Die Reformation im Reich, 4. Auflage, Stuttgart 2015.
• Blickle, Peter, Die Revolution von 1525, 3. Auflage, München 1993.
• Blickle, Peter, Nochmals zur Entstehung der Zwölf Artikel im Bauernkrieg, in: Bauer, Reich und Reformation. Festschrift für Günther Franz zum 80. Geburtstag am 23. Mai 1982, hg. von Peter Blickle, Stuttgart 1982, S. 286-308.
• Brecht, Martin, Der theologische Hintergrund der Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben von 1525. Christoph Schappelers und Sebastian Lotzers Beitrag zum Bauernkrieg, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 85 (1974) (Vierte Folge XXIII), S. 30-64 [174-208].
• Die 12 Bauernartikel. Flugschrift aus dem Frühjahr 1525, übertragen und bearb. von Heide Ruszat-Ewig (Memminger Geschichtsblätter, Sonderheft), Memmingen 2018.
• Trossbach, Werner, Art. Bauernkrieg, in: Enzyklopädie der Neuzeit, URL: http://dx.doi.org/10.1163/2352-0248_edn_COM_244627 (aufgerufen am 01.10.2021).
• Vogler, Günter, Der revolutionäre Gehalt und die räumliche Verbreitung der oberschwäbischen Zwölf Artikel, in: Revolte und Revolution in Europa. Referate und Protokolle des internationalen Symposiums zur Erinnerung an den Bauernkrieg 1525 (Memmingen, 24.–27. März 1975), hg. von Peter Blickle (Historische Zeitschrift, Beiheft 4 Neue Folge), München 1975, S. 206-231.

Zitierhinweis: Amelie Bieg, Die Zwölf Artikel, in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2025.