Die Schlacht bei Böblingen
von Leo Böhnisch
Vorgeschichte der Schlacht bei Böblingen
Die Schlacht bei Böblingen am 12. Mai 1525 stellt den Höhepunkt der knapp einen Monat andauernden württembergischen Erhebung im Zuge des Bauernkriegs dar. Im Herzogtum Württemberg hatten sich die Bauern nach der Plünderung Weinsbergs und der Hinrichtung des württembergischen Obervogts Ludwig Graf von Helfenstein im April 1525 erhoben.
Die “Weinsberger Bluttat“ hatte sowohl für die Aufständischen als auch für den Adel eine alarmierende Wirkung: In Württemberg breitete sich der Aufstand nun rasch aus, während die Obrigkeit alle Mittel in Bewegung setzte, um die Erhebung niederzuschlagen: Der Kaiser , so hieß es, sei als Reaktion auf Weinsberg mit einem Heer aus Spanien im Anmarsch.
Nach den Ereignissen von Weinsberg zog ab Mitte April ein wachsendes Bauernheer unter der Führung des Matern Feuerbacher durch das Herzogtum Württemberg. Über Stuttgart, von wo sich die österreichische Statthalterregierung zuvor nach Tübingen gerettet hatte, wurde am 8. Mai Herrenberg erreicht, das von den Bauern gestürmt wurde. Bis dahin hatte man sich bereits mit Aufständischen aus dem gesamten Umkreis und insbesondere aus dem Schwarzwald auf weit über 10.000 Bauern verstärkt.
Betraut mit der Niederschlagung der bäuerlichen Erhebung war der Schwäbische Bund, als dessen militärischer Oberbefehlshaber fungierte Georg Truchsess von Waldburg. Doch die sich noch im Aufmarsch befindlichen Kräfte des Bundes waren noch nicht in der Lage gewesen, den Sturm auf Herrenberg zu vereiteln. Zusätzlicher Druck lastete auf dem Truchsess, da die Bezahlung der Landsknechte kaum sichergestellt werden konnte, wodurch sich der Aufmarsch des Bundesheeres zusätzlich verzögerte.
Nachdem sich die Bauern in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai aus Herrenberg nach Böblingen und Sindelfingen zurückgezogen hatten, folgte ihnen das Bundesheer auf indirektem Wege durch den Schönbuch nach. Am 12. Mai sollte es bei Böblingen zur entscheidenden Schlacht kommen.
Verlauf der Schlacht
Angesichts des von Südwesten herannahenden Bundesheeres räumten die Bauern am Morgen des 12. Mai Böblingen und stellten sich im Nordosten der Stadt in drei Haufen auf, wo sie das bewaldete Gelände zu ihrem Vorteil nutzen wollten. Ein weiterer Haufen lag noch in der unweit nördlich gelegenen Stadt Sindelfingen.
Die Größe des bäuerlichen Aufgebots wird in den Quellen variierend mit wenigstens 10.000 und bis hin zu 30.000 Bauern angegeben. Vermutlich lag ihre tatsächliche Stärke irgendwo dazwischen.
Ihnen gegenüber standen 8.000 Kriegsknechte des Schwäbischen Bundes, die gegenüber den Bauern eine vorteilhafte, da erhöhte Position eingenommen hatten. Das von den Bauern geräumte Böblingen ergab sich den Bundestruppen kampflos und wurde sogleich mit Schützen besetzt. Diese Schützen ermöglichten es dem Bundesheer, die Reihen der Bauern aus sicherer Deckung vom Böblinger Schlossberg aus unter Beschuss zu nehmen.
Ein erster Versuch der Bundestruppen, die Bauern aus ihrer gedeckten Stellung zu treiben, scheiterte an einem Gegenangriff der Bauern. Im Folgenden beschossen sich die beiden Parteien zunächst gegenseitig mit Kanonen, bis die Bauern zum Sturm ansetzten, um einerseits Böblingen zurückzugewinnen und andererseits die Bundestruppen aus ihrer überlegenen Position zu vertreiben. Im Feuer der Schützen und der Artillerie brach dieser Angriff der Bauern aber bald zusammen, durch einen Gegenangriff der Reiterei des Bundes gingen den Bauern zudem mehrere Geschütze verloren.
Die Bauern konnten sich noch einige Zeit in ihren Stellungen auf dem Goldberg und dem Galgenberg halten. Durch wiederholte Angriffe insbesondere der Reiterei des Bundes brach jedoch bald eine allgemeine Panik aus, die sich von dem zurückströmenden angreifenden Haufen auch auf die in Formation stehenden Bauern übertrug, so dass die Schlacht nach vier Stunden in allgemeiner Flucht endete. Die nachfolgende Verfolgung durch Berittene des Bundes kostete vielen Bauern das Leben.
Folgen der Schlacht bei Böblingen
Die Bilanz der Schlacht bei Böblingen wirft ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse auf dem Schlachtfeld. Während die Bauern wohl um die 6.000 Tote zurücklassen mussten, verloren die Truppen des Schwäbischen Bundes lediglich 50 bis 60 Mann.
Insbesondere der sowohl zahlenmäßig als auch waffentechnisch überlegenen Reiterei des Bundes, die sich noch dazu aus hochmotivierten Adeligen zusammensetzte, hatten die Bauern wenig entgegenzusetzen. Die Bauern, obgleich durchaus auch mit Harnischen und Feuerwaffen bewaffnet, konnten gegen diese schwere Reiterei mit ihrer verbreiteten Waffe, dem „Sauspieß“ kaum etwas ausrichten.
So war die auf die Adeligen gestützte Reiterei in Böblingen schlachtentscheidend, indem sie die mit Abstand höchsten Verluste unter den Bauern verursachte, insbesondere im Zuge des Nachsetzens, bei dem die fliehenden Bauern bis weit Richtung Stuttgart verfolgt und niedergemacht wurden.
Mit der Schlacht von Böblingen war auch der Bauernkrieg in Württemberg weitestgehend entschieden. Mit der Hinrichtung Melchior Nonnenmachers unmittelbar nach der Schlacht nahm zugleich die Bestrafung der Täter von Weinsberg ihren Anfang.
An der Stelle, an der die Reiterei des Bundes den größten Teil der Bauern niedergemacht haben soll, erinnert heute ein Denkmal an die Schlacht bei Böblingen.
Quellen
- Der schreiber des truchsessen Georg von Waldburg, in: Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, hg. von Franz Ludwig Baumann, Tübingen 1876, S. 525-611, insb. S. 581-584.
Literatur
- Blickle, Peter, Der Bauernjörg. Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg 1488-1531, München 2015.
- Kuhn, Elmar L., Der Bauernkrieg von 1525 in Oberschwaben. Bildung, Organisation und Programmatik der Haufen, in: 475 Jahre Bauernkrieg in Oberschwaben 1525-2000, hg. von Hans Ulrich Rudolf, Ravensburg 2000, S. 16-29.
- Trauchburg, Gabriele von, Gefechte und Schlachten. Die Kontrahenten und die Ereignisse, in: Der Bauernkrieg in Oberschwaben, hg. von Elmar L. Kuhn, Tübingen 2000 (Oberschwaben. Ansichten und Aussichten), S. 175-198.
Zitierhinweis: Leo Böhnisch, Die Schlacht bei Böblingen, in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2024.

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