Der Feldzug Herzog Ulrichs 1525

von Marius Wieandt

Herzog Ulrich von Württemberg (1487-1550), kolorierter Holzschnitt von Erhard Schön, um 1520. [Quelle: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 471-10]
Herzog Ulrich von Württemberg (1487-1550), kolorierter Holzschnitt von Erhard Schön, um 1520. [Quelle: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 471-10]

Ulrichs Pläne zur Rückeroberung Württembergs

Nachdem der württembergische Herzog Ulrich 1519 aus dem Herzogtum vertrieben worden war und die Dynastie der Habsburger das Herzogtum gekauft hatte, verblieb ihm mit dem linksrheinischen Mömpelgard noch eine kleine Machtbasis. Damit, und mit der Festung Hohentwiel nahe dem württembergischen Kernland, war Ulrich für die habsburgische Regierung in Stuttgart ein ständiges latentes Bedrohungspotential.

Nicht nur versuchte er gemeinsam mit anderen Reichsfürsten und auf dem Reichstag für seine Wiedereinsetzung zu werben, er verfügte auch über gute Kontakte zu den mit den Habsburgern im Konflikt stehenden Eidgenossen und erfreute sich einer gewissen Beliebtheit beim Gemeinen Mann in Württemberg.

Nachdem Ulrich schon 1519, kurz nach seiner Vertreibung einen Versuch unternommen hatte, sein Herzogtum zurückzuerobern, rüstete er Anfang des Jahres 1525 erneut zu einem Angriff gegen Württemberg. Unterstützt wurde er dabei von Schweizer Söldnern, die ihm von der Eidgenossenschaft zu Verfügung gestellt wurden.

Die habsburgische Statthalterregierung trifft Vorbereitungen

Am 27. Januar 1525 erfuhr die Regierung in Stuttgart von den Plänen Ulrichs und begann, beim Schwäbischen Bund um Hilfe für die Verteidigung zu bitten. Auf diesen war die habsburgische Regierung zur Sicherung des Herzogtums angewiesen, da ihr selbst die Finanzkraft fehlte, um ausreichend Söldner anzuwerben.

Auch über die Zuverlässigkeit der württembergischen Untertanen bestand bei der Stuttgarter Regierung Unsicherheit: An die Befehlshaber der befestigten Orte erging eine Warnung, dass der „baurschaft nicht zu trauen ist“ und die Landstände mehr „herzögisch, dann ferdinandisch“ seien.[1] Es bestand die Sorge, Ulrich könne sich mithilfe von Versprechungen gegenüber dem Gemeinen Mann wieder seines Herzogtums bemächtigen.

Tatsächlich setzten sich, nachdem Ulrich am 16. Februar ankündigte, sein Herzogtum zurückerobern zu wollen, einige der Bauern, die bereits seit Ende des vorigen Jahres in Aufruhr waren, für eine Restitution Ulrichs ein. Außerdem verweigerten Teile des württembergischen Landvolkes, der Miliz, der Regierung ihre Unterstützung im Kampf gegen Ulrich.

Verlauf und Folgen des Feldzugs

Kurzzeitig verlief der Angriff recht erfolgreich und gewann an Dynamik. Die württembergischen Städte Balingen und Herrenberg ergaben sich gegen den Willen der lokalen Obrigkeit dem zurückkehrenden Herzog ohne Kampf und Ulrich stand vor dem nur schwach verteidigten Stuttgart.

Als sich aber die Nachricht von der Niederlage des mit Ulrich verbündeten französischen Königs Franz I. am 24. Februar 1525 in der Schlacht von Pavia in Norditalien verbreitete, bei der der König selbst gefangen genommen wurde und sich damit die politisch-strategische Gesamtkonstellation stark zugunsten der Habsburger verändert hatte, fiel Ulrichs Angriff bald in sich zusammen. Die Schweizer Söldner, die zu bezahlen Ulrich ohnehin kaum mehr die Mittel besaß, wurden von der Schweizer Tagsatzung zurückgerufen.

Eine spätere Verteidigung Württembergs durch Ulrich gegen die kampferprobten Söldner, die bei Pavia siegreich waren und später im Jahr erfolgreich gegen die Haufen der Bauern eingesetzt wurden, wäre ohnehin kaum möglich gewesen. Ulrich blieb daher nichts übrig, als sich bis zu seiner Rückkehr neun Jahre später unter ganz anderen politischen Rahmenbedingungen, wieder aus dem Herzogtum zurückzuziehen.

Der Feldzug Ulrichs blieb trotz seines raschen Endes nicht folgenlos. Während seiner kurzen Rückkehr hatte Ulrich den Tübinger Vertrag für nichtig erklärt und sich damit Sympathien beim Gemeinen Mann verschafft.

Die habsburgische Statthalterregierung in Stuttgart, deren Unfähigkeit zur schnellen Reaktion sich in Ulrichs Feldzug zeigte, wurde in ihrem Misstrauen gegen ihre Untertanen bestärkt, nicht nur gegen den Gemeinen Mann, sondern auch gegen die lokalen Obrigkeiten, die sich laut Bekundungen der Regierung zu passiv oder ulrichfreundlich verhalten hätten.

Der Schwäbische Bund sah den Aufruhr des Gemeinen Mannes zunächst im Zusammenhang mit dem Einfall Ulrichs und unterschätzte daher dessen eigene Dynamik. Zugleich erleichterte diese Einschätzung den Einsatz des Bundes gegen die Bauern in den folgenden Monaten.

Anmerkungen

[1] Wüst, Kommunikation im Bündnis, S. 23.

Literatur

  • Brendle, Franz, Dynastie, Reich und Reformation. Die württembergischen Herzöge Ulrich und Christoph, die Habsburger und Frankreich, Stuttgart 1998 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen, 141).
  • Carl, Horst, Der Schwäbische Bund 1488-1534. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation, Leinfelden-Echterdingen 2000 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, 24).
  • Puchta, Hans, Die habsburgische Herrschaft in Württemberg 1520-1534, München 1967.
  • Wüst, Wolfgang, Kommunikation im Bündnis. Zur Rolle oberdeutscher Reichsstädte in den Bauernunruhen 1524/25, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben 92 (1999), S. 7-30.

Zitierhinweis: Marius Wieandt, Der Feldzug Herzog Ulrichs 1525, in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2024.

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