Die Schlacht bei Leipheim
von Magnus Haußmann
Die Schlacht bei Leipheim am 4. April 1525 war die erste größere Schlacht im Zuge des Bauernkrieges, in der sich bewaffnete Verbände aufständischer Bauern und das Heer des Schwäbischen Bundes gegenüberstanden.
Der Leipheimer Haufen
Seit 1524 predigte in der Stadt Leipheim der Pfarrer Hans Jakob Wehe die evangelische Lehre. Als der Ulmer Stadtrat – Leipheim war Teil des Territoriums der Reichsstadt Ulm – Anfang 1525 versuchte, Wehe zu verhaften, versammelten sich die Bauern aus der Region und bildeten einen bewaffneten Haufen; Hans Jakob Wehe wurde ihr Anführer. Die benachbarte vorderösterreichische Stadt Günzburg fiel schnell an diesen Leipheimer Haufen.
Die Aufständischen hatten erwartet, dass sich der Schwäbische Bund zunächst mit den Angriffen des Baltringer Haufens in Oberschwaben beschäftigen würde. Die bündischen Truppen – 8.000 Landsknechte, 1.500 Reiter und viel Artillerie – zogen jedoch nach Ulm und bedrohten aus der gut befestigten Stadt den Leipheimer Haufen.
In Gesprächen mit dem Langenauer Haufen vereinbarten die Leipheimer, bald einen gemeinsamen Angriff auf Ulm und damit auf die Basis der Bundestruppen unternehmen zu wollen. Gemeinsam hätte man ein beträchtliches Heer stellen können und mit dem Geld aus den geplünderten Höfen und Klöstern über eine gut gefüllte Kriegskasse verfügt. Um weitere Verstärkung zu gewinnen, schloss sich der Leipheimer an den schlagkräftigeren Baltringer Haufen an, der sich wiederum am 7. März mit den Haufen vom Bodensee und aus dem Allgäu zur Christlichen Vereinigung zusammenschloss.
Vermutlich veranlasste die wachsende Bedrohung den Schwäbischen Bund, sein Augenmerk zunächst auf Leipheim zu richten, statt den vielen kleineren Schlössern, Burgen und Klöstern südlich der Stadt beizustehen.
Die Leipheimer Aufständischen hingegen befürchteten, dass sowohl ein Angriff auf Ulm als auch die Verteidigung Leipheims gegen die besser ausgerüsteten und zahlenmäßig überlegenen Bundestruppen von Tag zu Tag aussichtsloser wäre. Nach Darstellung Wilhelm Zimmermanns versuchte Pfarrer Wehe daher weitere Zeit zu gewinnen, indem er versuchte, Georg III. Truchsess von Waldburg zu Verhandlungen zu bewegen. Der Truchsess ging darauf nicht ein und befahl schließlich den Angriff auf Leipheim.
Angriffe auf Elchingen und Leipheim
Ein Reiterkommando unter Sigmund Berger zog zunächst nach Elchingen, wo etwa 1.200 Bauern das dortige Kloster plünderten. Unvorbereitet und schwer mit Beute beladen, wurden die Bauern schnell in die Flucht geschlagen, getötet oder gefangen genommen.
Die Leipheimer waren indes auf den Angriff vorbereitet und hatten sich im Jungholz bei Leipheim an der Mündung der Biber in die Donau in Stellung gebracht. Tatsächlich schienen die Bauern durch die geschickte Positionierung auf einer Anhöhe und umgeben von natürlichen Hindernissen, die das Vorrücken ihrer Feinde erschwerten, zunächst im Vorteil zu sein.
Bald jedoch bemerkten sie, dass sie sich von der Vorhut der bündischen Truppen hatten ablenken lassen, während sich deren Hauptstreitmacht besser in Stellung gebracht hatte und die Rückzugslinie der Bauern zur Stadt hin bedrohte. Ihre Situation erkennend, zogen sich die Bauern mitsamt ihren Gefallenen Richtung Leipheim zurück und begruben diese in hastig ausgehobenen Massengräbern nahe der Stadt.
Die Vorhut des Bundes nahm nun die Verfolgung auf, die Bauern versuchten sich erneut vor der Bundesreiterei zurückzuziehen. Dabei löste sich das Bauernlager in Chaos auf, die schnell anrückenden Reiter ließen keine Zeit für einen geordneten Rückzug und stießen in die Reihen der Bauern.
Wie auch einige der Plünderer in Elchingen, versuchten manche die Flucht über die Donau, wobei sie allerdings entweder ertranken oder auf der anderen Seite den von Elchingen heranrückenden Reitern in die Hände fielen. Manche flohen in das Jungholz, das inzwischen jedoch von nachrückenden Bundestruppen besetzt worden war.
Von den anfangs ungefähr 3.500 Bauern konnten sich nur knapp 2.000 in die Stadt retten.
Kapitulation Leipheims
Nachdem sein Hauptheer angerückt war, ordnete Georg Truchsess von Waldburg die Stürmung Leipheims an. Vor dem Osttor wurde in Sichtweite des Schlosses Position bezogen und ein Geschütz bereit gemacht.
Die Kampfmoral der Bauern, die auch schon vor dem Verlust ihrer Kameraden vor der Stadt den gut ausgebildeten bündischen Truppen zahlenmäßig unterlegen waren, sank weiter. Nach letzten verzweifelten Verteidigungsversuchen wurden Unterhändler aus der Stadt entsandt, die Bauern und Bürger der Stadt ergaben sich bedingungslos.
Georg Truchsess von Waldburg verlangte mit besonderem Nachdruck die Auslieferung des Predigers Jakob Wehe. Heute wie damals liegt das Pfarramt Leipheims an der Nordostseite der Stadtmauer, was Wehe nutzte, um durch einen Tunnel und mit 200 Gulden aus der Kriegskasse aus der Stadt zu entkommen.
Folgen und Verluste der Schlacht
Die mittlerweile aus Günzburg heranrückenden Bauern konnten aufgrund ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit ebenfalls keinen Sieg erwarten, auch Günzburg war dem Schwäbischen Bund de facto ausgeliefert. Als Folge blieb den Bauern nur die Verhandlung mit dem Truchsess, der die Herausgabe und Exekution der Bauernführer, vor allem des Pfarrers Wehe forderte.
Dessen spektakuläre Flucht war zwar zunächst erfolgreich gewesen, jedoch wurde er bald von Bundestruppen aufgegriffen. Die Forderungen des Bundes wurden durchgesetzt, Wehe und ein halbes Dutzend andere exekutiert, die Städte Leipheim und Günzburg geplündert.
Bei Wilhelm Zimmermann werden die Verlustzahlen der Schlacht diskutiert: Während eine Handschrift des Esslinger Hauptmanns Hans von Dorn von 900 Gefallenen ausging, von denen 400 ertranken, sollen es etwa 2.000 bis hinter die rettenden Stadtmauern geschafft haben. Außerdem seien 1.250 Bauern gefangen genommen worden. Eine vergleichsweise hohe Schätzung der Verluste liefert die Handschrift des Hans Luz, der für die beiden Schauplätze Leipheim und Elchingen von insgesamt 5.000 Gefallenen auf Seiten der Bauern berichtet.
Archäologische Grabungen im Jahr 1994 stießen am Leipheimer Stadtrand auf die Gebeine von 26 gefallenen Bauern und somit auf das bislang einzige Massengrab der Bauernkriegszeit.
Quellen
- Ausfuerliche, aigentliche beschreibung des jämmerlichen und gefärlichen aufstandes und rebellation des gemainen paursmann in vast dem gantzen hayligen römischen reich teutscher nation, anno etc. 1524 und 1525 fürgangen, und wie sie widerumb durch kriegverstendigen und zuesamenhaltung des punts in Schwaben zuer gehorsambe gebracht, in: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben, herausgegeben von Franz Ludwig Baumann, Tübingen 1876, S. 525–612, insbesondere S. 550–554, URL: https://opendigi.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/FoXIIb547c#tab=struct&p=535 (aufgerufen am 11.07.2024).
- Knebel, Johann, Die Chronik des Klosters Kaisheim [1531], herausgegeben von Franz Hüttner, Tübingen 1902, S. 432 ff., URL: http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/kurztitelsuche_r.php?kurztitel=Johann+Knebel%2C+Chronik+des+Klosters+Kaisheim+%28H%C3%BCttner%29 (aufgerufen am 11.07.2024).
Literatur
- Buszello, Horst/Blickle, Peter/Endres, Rudolf, Der deutsche Bauernkrieg, Paderborn u.a. 1995.
- Heimat- und Bauernkriegsmuseum „Blaue Ente“ Leipheim, Arbeitsgemeinschaft der deutschen Bauernkriegsmuseen, URL: https://www.bauernkriegsmuseen.de/leipheim.htm (aufgerufen am 11.07.2024).
- Lorenz, Willi, Günzburger Mosaik, 3. Band (Heimatkundliche Schriftenreihe für den Landkreis Günzburg, Band 26), Günzburg 2003.
- Zimmermann, Wilhelm, Geschichte des großen Bauernkriegs. Nach den Urkunden und Augenzeugen, Erster Band, Stuttgart 1856, insbesondere S. 356, URL: https://books.google.de/books?id=-aRzlXtq7sYC&printsec=frontcover&vq=M+ntzer&hl=de#v=onepage&q&f=false (aufgerufen am 11.07.2024).
Zitierhinweis: Magnus Haußmann, Die Schlacht bei Leipheim, in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2024.

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