Das Gefecht bei Wurzach

von Aaron Bauer

Von Waldsee heranziehende Bauern stecken Schloss Linden des Truchsessen von Waldburg in Brand. [Vorlage: Weißenauer Chronik des Abts Jakob Murer über den Bauernkrieg von 1525, Kopie von Sebastian Abt, 1725. Quelle: Landesarchiv BW, HStAS B 523 Bd.58 Bl.7]
Von Waldsee heranziehende Bauern stecken Schloss Linden des Truchsessen von Waldburg in Brand. [Vorlage: Weißenauer Chronik des Abts Jakob Murer über den Bauernkrieg von 1525, Kopie von Sebastian Abt, 1725. Quelle: Landesarchiv BW, HStAS B 523 Bd.58 Bl.7]

Anfang des Jahres 1525 waren in der Gegend um Waldsee, Wolfegg und Zeil bäuerliche Unruhen ausgebrochen. Diese Orte waren Teil der Herrschaft des Georg Truchsess von Waldburg, dem Feldhauptmann des Schwäbischen Bundes. Nach seinem Sieg über den Baltringer Haufen bei Leipheim am 4. April war das Bundesheer auf dem Weg nach Ravensburg entlang der Flüsse Riss und Schussen. Zu diesem Zeitpunkt erfuhr der Truchsess, dass sich die Bauern seiner eigenen Herrschaft unter der Führung des Aichstettener Pfarrers Florian Greisel mit Teilen des Baltringer und des Allgäuer Haufens bei Wurzach versammelt hatten. Er bemühte sich, seine Bauern zunächst auf schriftlichem Wege zu beschwichtigen. Ein persönliches Zerwürfnis zwischen Greisel und dem Truchsess ließ aber keine Verhandlungen stattfinden. Das Bundesheer verließ daher die geplante Marschroute und zog gegen die Bauern bei Wurzach, wo es am Mittag des 14. Aprils eintraf.

Die Bauern – zwischen 4.000 und 9.500 an der Zahl – hatten sich zwischen der Stadt und dem nahen Moor, dem Wurzacher Ried, aufgestellt. Eberhard Schenk wurde entsandt, um mit den Bauern zu verhandeln, während das Bundesheer gegenüber auf einem Hügel beim Leprosenhaus und der Wolfgangskapelle Stellung bezog. Am Nachmittag hatte das Bundesheer seine 18 Feldschlangen in Position gebracht. Dahinter standen bis zu 8.000 Mann Fußvolk. Als die Nachricht kam, dass die Bauern Florian Greisel nicht ausliefern und ihre Waffen nicht abgeben wollen, eröffnete die Artillerie das Feuer. In der Schlachtordnung der Bauern, den Gevierthaufen, bestehend aus mehreren tausend dicht zusammengedrängten Männern, richtete der Beschuss großen Schaden an. Das Gefecht war so bereits nach kurzer Zeit entschieden: Nach dreifachem Beschuss ergriffen die Bauern die Flucht. Die strategische Position zwischen dem Ried und der Stadt Waldsee wurde den Bauern dabei zum Verhängnis, indem sie entweder Gefahr liefen, den bündischen Landsknechten in die Hände zu fallen oder aber im Moor zu ertrinken. Den meisten Bauern gelang jedoch aufgrund der bereits hereingebrochenen Nacht die Flucht, auch weil der Truchsess seinem Fußvolk die Verfolgung explizit untersagte; die Söldner hätten sonst ein Anrecht auf einen zusätzlichen Schlachtensold gehabt.

Die St. Galler Chronik berichtete schließlich von 1.400 erschlagenen und gefangenen Bauern. Von Seiten der Aufständischen wurden die Verhandlungsversuche des Truchsessen als hinterlistiger Vorwand verstanden, um die Positionierung der Geschütze zu verschleiern. Das Bundesheer zog am 15. April weiter gegen die Aufständischen bei Weingarten.

Literatur

  • Blickle, Peter, Bauernkrieg in Oberschwaben. Ein Zentrum der Revolution des Gemeinen Mannes von 1525, in: Der Bauernkrieg in Oberschwaben, hg. von Elmar L. Kuhn, Tübingen 2000, S. 17-36.
  • Blickle, Peter, Der Bauernjörg. Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg 1488-1531, München 2015.
  • Rudolf, Hans Ulrich, Ende und Ausgang – Der Weingartener Vertrag und die Folgen, in: Der Bauernkrieg in Oberschwaben, hg. von Elmar L. Kuhn, Tübingen 2000, S. 199-232.
  • Sabean, David Warren, Landbesitz und Gesellschaft am Vorabend des Bauernkriegs. Eine Studie der sozialen Verhältnisse im südlichen Oberschwaben in den Jahren vor 1525, Stuttgart 1972.

Zitierhinweis: Aaron Bauer, Das Gefecht bei Wurzach, in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2024.

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