Christoph Schappeler (geb. 1472, gest. 25. August 1551)

von Pauline Zondler

Christoph Schappeler auf einem Ölbild, Caspar Hagenbuch zugeschrieben, um 1551. [Quelle: Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen, Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde, VadSlg PA 1]
Christoph Schappeler auf einem Ölbild, Caspar Hagenbuch zugeschrieben, um 1551. [Quelle: Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen, Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde, VadSlg PA 1]

Christoph Schappeler wurde 1472 in St. Gallen geboren. Nach seinem Studium der Jurisprudenz und Theologie arbeitete er zunächst als Lateinschullehrer in St. Gallen, bevor er sich in Memmingen auf die Predigerstelle an der St. Martinskirche bewarb. Ab März 1513 übernahm er dort die Prädikatur. Schnell wurde Schappeler bei der Gemeinde sehr beliebt. In seinen Predigten prangerte er Missstände an, diese Sozialkritik untermauerte er mit Bibelstellen. Er propagierte ein Leben nach dem Evangelium, was zu einem zunehmend kirchenkritischen Ton und expliziter Kritik an Rom in seinen Predigten führte. Da um 1521 lutherische Schriften in Memmingen verfügbar waren, ist es außerdem wahrscheinlich, dass Schappeler diese schon früh kannte. Die öffentliche Auseinandersetzung mit altem und neuem Glauben in Memmingen führte um das Jahr 1522/1523 zunehmend zu Spannungen, in Folge derer Schappeler vermutlich zurück in die Schweiz ging. In St. Gallen und Zürich hatte er Kontakt zu Huldrich Zwingli und war an der zweiten Zürcher Disputation beteiligt.

Wahrscheinlich auch durch diese Erfahrungen predigte Schappeler am 15. November 1523, nach seiner Rückkehr nach Memmingen, zum ersten Mal lutherisch und kurz darauf, am 7. Dezember, gab er die Kommunion in beiderlei Gestalt aus und taufte in deutscher Sprache. Schappeler wendete sich nun offen gegen die Beichtpflicht, die Heiligenverehrung und unterstütze die Zehntverweigerung, weshalb er von den Altgläubigen als Ketzer bezeichnet und bei dem Bischof von Augsburg angezeigt wurde. Da er sich weigerte einer Ladung ins bischöfliche Schloss Folge zu leisten, wurde über ihn am 2. Februar 1524 der Bann verhängt. Der Rat schützte ihn jedoch und so konnte er in der Stadt bleiben und wirken.

Die Konflikte zwischen Alt- und Neugläubigen in Memmingen verschärften sich in der Folge immer weiter und so kam es zwischen dem 2. und 6. Januar 1525 zu einer Disputation, in der Schappeler seine Positionen, u. a. die Ablehnung des Zehnten und der Ohrenbeichte, in sieben Artikeln darlegte. Da die Altgläubigen auf seine Forderungen kaum etwas erwiderten, wurden sie durch den Rat angenommen. Damit war die Reformation in Memmingen eingeführt.

Schappeler war auch eine wichtige Bezugsfigur für die reichsstädtischen Bauern. Es ist in der Forschung umstritten, ob Schappeler, neben Sebastian Lotzer, tatsächlich ein Mitverfasser der Zwölf Artikel war. Oft werden ihm die Präambel und die Marginalien zugeschrieben. Sicher ist allerdings, dass er sich mit den Bauern gegen die Obrigkeit solidarisierte, sie beriet und ihre Forderungen in einem Gutachten zu den Memminger Beschwerden grundsätzlich unterstützte. Dabei verstand er sich jedoch immer als Vermittler und lehnte jegliche Gewalt ab.

Dieser Höhepunkt seines Wirkens fand mit der Besetzung Memmingens durch den Schwäbischen Bund am 9. Juni 1525 ein jähes Ende. Schappeler musste unter Lebensgefahr aus der Stadt fliehen und zog sich in die Schweiz zurück, wo er verschiedene Anstellungen als Prediger hatte. In den folgenden Jahren versuchte er immer wieder vergeblich seine Stelle in Memmingen zurückzuerhalten. Schließlich starb er am 25. August 1551 in St. Gallen.

Literatur

  • Blickle, Peter, Memmingens Rang in der Geschichte der Reformation, in: Zwölf Artikel und Bundesordnung der Bauern, Flugschrift „An die versamlung gemayner pawerschafft“. Traktate aus dem Bauernkrieg von 1525, übertragen von Christoph Engelhard, Memmingen 2000, S. 2-19.
  • Brecht, Martin, Der theologische Hintergrund der Zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben von 1525. Christoph Schappelers und Sebastian Lotzers Beitrag zum Bauernkrieg, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 85 (1974) (Vierte Folge XXIII) S. 30-64 [174-208].
  • Die 12 Bauernartikel. Flugschrift aus dem Frühjahr 1525, übertragen und bearbeitet von Heide Ruszat-Ewig, Memmingen 2018.
  • Trummer, Natalie, Christoph Schappeler. Fragmente seiner Biographie, in: Der Bauernkrieg in Oberschwaben, hg. von Elmar L. Kuhn, Tübingen 2000, S. 271-293.

Zitierhinweis: Pauline Zondler, Christoph Schappeler (geb. 1472, gest. 25. August 1551), in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2024.

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