Ulrich Schmid (Lebensdaten unklar)
von Charlotte Böhringer
Wann Ulrich Schmid, auch als Huldrich Schmid, Ulrich Schmidt oder der „Schmied von Sulmingen“ bekannt, geboren wurde, ist nicht bekannt. Sein Alter zur Zeit des Bauernkrieges wird auf zwischen 40 und 50 Jahre geschätzt. Sein Vater war der Schmied Michel Schmid, dessen Schmiede Ulrich 1496/97 übernahm. Wahrscheinlich war er ein Leibeigener des Heggbacher Klosters.
Neben seinem Haus in Sulmingen, in welchem er lebte und seiner Arbeit als Schmied nachging, befanden sich in Ulrich Schmids Besitz u.a. sechs Wiesen und verschiedene Äcker, für welche Abgaben geleistet werden mussten. Insgesamt musste er jährlich fünf Pfund Steuern einschließlich einer Zahlung von 19 Schillingen für die Beibehaltung der Schmiede, einen Fruchtzins, zwei Herbsthühner und eine Fasnachtshenne entrichten. Auch wurde im Sterbefall das Hauptrecht fällig. Die Hinterbliebenen mussten somit entweder das Besthaupt oder das Bestgewandt an die Grundherren, in diesem Fall das Zisterzienserinnenkloster Heggbach, abtreten.
Nachdem es bereits 1524 einzelne Aufstände gegeben hatte, kam es ab 1525 auch in Oberschwaben zu ersten Unruhen. In der Gegend um die Reichsstadt Biberach schlossen sich die Aufständischen zum Baltringer Haufen zusammen und wählten „im tail Baltringen Ulrich Schmid von Sulmingen“[1] zu ihrem Hauptmann.
Es wird davon ausgegangen, dass Ulrich Schmid die politische und sein Schwiegervater Hans Wanner die militärische Führung des Baltringer Haufens innehatte. Wann genau sich die Bauern um Biberach zum Baltringer Haufen zusammengeschlossen hatten, ist unklar. In der Heggbacher Chronik wird der 24. Dezember 1524 als Tag des ersten Zusammenkommens des Baltringer Haufens genannt. In der „Sabbata“ des Johannes Kesslers wird die Entstehung des Haufens auf Ende Februar 1525 datiert. Sicher ist jedoch, dass es den Baltringer Haufen im Januar 1525 bereits gegeben hat.
Weshalb Ulrich Schmid Hauptmann des Haufens wurde, ist unbekannt. Er verfügte wohl über eine gewisse Bibelkenntnis und Redefertigkeit. So findet sich in der Heggbacher Chronik folgende Darstellung des Schmieds: „[Ulrich Schmid, Anm. d. Verf.] wurde also geert in dem gmainen hellen haufen, daß man ihn auf stangen erhöhte, daß er das volk lerte, und der hl. Geist redete scheinbar uß im. Da fieng er an […] von Adam zue sagent und Moysem […].“.[2]
Im Februar 1525 begannen Verhandlungen zwischen dem Schwäbischen Bund und dem Baltringer Haufen, bei welchen Ulrich Schmid eine wichtige Rolle zuteil wurde. Im Verlauf dieser Verhandlungen, am 16. Februar 1525, wurden die Bauern dazu aufgefordert, ihre Beschwerden vorzubringen. Von Seiten des Baltringer Haufens wurden die jeweiligen Beschwerden gegen die Obrigkeit zusammengetragen und in 300 Artikeln zusammengestellt.
In der Frage, wer in diesem Konflikt als Richter fungieren sollte, konnten sich die Parteien jedoch nicht einigen. Während von Seiten des Bundes das Kammergericht als rechtssprechende Instanz vorgeschlagen wurde, forderte Ulrich Schmid, dass nach göttlichem Recht geurteilt werden sollte. Die Verhandlungen waren nicht erfolgreich und spätestens mit dem Abbrennen des Schlosses Schemmerberg durch den Baltringer Haufen endgültig beendet und gescheitert.
Am 6. März 1525 kamen in Memmingen etwa 50 Vertreter der drei oberschwäbischen Bauernhaufen, des Baltringers, des Allgäuers und des Bodenseehaufens zusammen. Zunächst gestaltete sich die Versammlung schwierig. So hatten beispielsweise der Baltringer und der Allgäuer Haufen unterschiedliche Ansichten bezüglich Gewaltanwendung. Während der Allgäuer Haufen hierfür durchaus bereit war, war die Einstellung des Baltringer Haufens weniger gewaltbereit.
Diese friedlichere Einstellung wird auch in der „Sabbata“ geschildert. Nach dieser soll sich Ulrich Schmid in den Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund wie folgt geäußert haben: „Das welle Gott nimmer, sunder diße versamlung, welcher ich zum obersten […] betten bin, ist gar nitt des furnemen, nach willens, uffrůr oder gewalt […] mit üch, unßeren herren ze bruchen.“[3]. Trotz dieser Schwierigkeiten schlossen sich die drei Haufen zur Christlichen Vereinigung zusammen. Neben einer gemeinsamen Bundesordnung entstanden in Memmingen auch die Zwölf Artikel.
Obwohl der Baltringer Haufen weniger gewaltbereit als andere Bauernhaufen war, kam es auch durch diesen zu Gewaltaktionen. So wurde von den Bauern des Baltringer Haufens das Schloss Schemmerberg angegriffen, geplündert und angezündet.
Anders die Situation mit dem Zisterzienserinnenkloster Heggbach: Dass sich das Kloster in Gefahr befand, erfuhren die Schwestern bereits im Februar 1525. Am 15. Februar brachten die Bauern ihre Forderungen vor. Ulrich Schmid fungierte hierbei als ihr Redner. Diese Forderungen wurden jedoch von Seiten des Klosters abgelehnt.
Am 28. März 1525 wurde das Korn des Klosters durch die Bauern entwendet. Von Seiten der Nonnen bestand die Angst davor, dass das Kloster in Brand gesetzt, man den Schwestern die Kleider über dem Kopf zusammenbinden und sie dann in den Haufen treiben würde. Die Angst vor dem Haufen, sowie der Lärm der von diesem ausging, war so groß, dass die Priorin nachts unter den Betten der Schwestern nachsah, ob ein Bauer sich darunter versteckt hatte.
Der Konflikt mit dem Baltringer Haufen endete jedoch glimpflich. Dass das Kloster nicht dasselbe Schicksal wie Schloss Schemmerberg ereilte, war wohl nicht zuletzt Ulrich Schmid zu verdanken. Der Hofmeister des Heggbacher Klosters ritt zum Haufen, um diesen davon zu überzeugen, das Kloster in Frieden zu lassen und es nicht zu verbrennen. Hierbei sprach er wohl mit Ulrich Schmid. Gemeinsam baten die beiden die übrigen Mitglieder des Haufens, das Kloster zu verschonen. Die Bemühungen waren erfolgreich und das Versprechen, das Kloster in Frieden zu lassen, wurde sogar schriftlich festgehalten.
Ab dem 29. März ging der Schwäbische Bund militärisch gegen den Baltringer Haufen vor. Die Rolle Ulrich Schmids hierbei ist unklar. In Folge der Niederlage der Bauern in der Schlacht bei Leipheim, floh er gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern in die Schweiz. Sein weiterer Verbleib ist unbekannt. Seine Besitzungen wurden neu vergeben.
Anmerkungen
[1] LABW HStAS H 54 Bü 16,3, S. 22.
[2] Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, S. 281.
[3] Kessler, Sabbata, S. 323.
Quellen
- Bundesordnung der oberschwäbischen Bauern, Augsburg 1525, URL: https://www.bavarikon.de/object/BSB-HSS-00000BSB00103415?lang=de (aufgerufen am: 26. März 2025).
- Heggbacher Chronik, in: Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben, hg. von Franz Ludwig Baumann, Tübingen 1876, S. 279-295.
- Kessler, Johannes, Sabbata. Chronik der Jahre 1523-1539. Erster Teil. 1523-1525, hg. von Ernst Goetzinger, St. Gallen 1866.
- Namentliches Verzeichnis der Hauptleute und Räte dreier Haufen von Baltringen, Allgäu und Bodensee, LABW HStAS H 54 Bü 16,3.
- Scheffer, P. Amandus, Die Niederbrennung des ersten Schlosses, des Kloster Salemschen Schlosses Schemmerberg bei Biberach. Bericht des dortigen Pflegers P. Amandus Scheffer, in: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges, hg. von Günther Franz, Darmstadt 1963, S. 205.
Literatur
- Beck, Otto: Die Reichsabtei Heggbach. Kloster – Konvent – Ordensleben. Ein Beitrag zur Geschichte der Zisterzienserinnen, Sigmaringen 1980.
- Blickle, Peter, Bäuerliche Erhebungen im spätmittelalterlichen Reich, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 2 (1979), S. 208-231.
- Blickle, Peter, Der Bauernkrieg. Die Revolution des Gemeinen Mannes, München 2018.
- Broy, Erich, Reformation und Bauernkrieg, in: Leipheim. Heimatbuch einer schwäbischen Stadt an der Donau, hg. von Erich Broy, Weißenhorn 1991, S. 61-121.
- Diemer, Kurt, Der Baltringer Haufen, in: Der Bauernkrieg in Oberschwaben (Oberschwaben – Ansichten und Aussichten), hg. von Peter Blickle und Elmar L. Kuhn, Tübingen 2000, S. 67-97.
- Kissling, Peter, Art. Schmid, Ulrich, in: Neue Deutsche Biographie (2007), URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz113545.html (aufgerufen am: 18. April 2024).
- Seifert, Karl, Baltringen. Bauernkrieg in Oberschwaben – Der Baltringer Haufen, in: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 1 (2020), S. 22-32.
- Welser, Benedikt, Geschichte des Dorfes und der Pfarrei Sulmingen, Ehingen 1957.
Zitierhinweis: Charlotte Böhringer, Ulrich Schmid (Lebensdaten unklar), in: Bauernkrieg, URL: […], Stand: 07.06.2024.

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