Dominicus a Jesu Maria (geb. 1559, gest. 16.02.1630)
von Regina Fürsich
Geboren 1559 im spanischen Calatayud, trat Dominicus mit 19 Jahren, seinem Onkel folgend, in Saragossa dem beschuhten Karmelitenorden bei, wechselte aber 1590 zu den unbeschuhten Karmeliten. Schon in den 1590er-Jahren war Dominicus bekannt für seine mystischen Visionen, aufgrund derer er auch von der Inquisition untersucht wurde, obwohl es keine formale Anklage gab. 1599 wurde er zum Prior in Toledo, 1601 zum Vikar in Madrid und 1604 wurde er nach Rom geschickt, um dort die neue Ordenskongregation der unbeschuhten Karmeliten zu verstärken. Von 1617 bis 1620 hatte er die Position des Generaloberen des Ordens in Italien inne, wurde dann aber im Mai von Papst Paul V. zur Ligaarmee geschickt, da Herzog Maximilian von Bayern explizit um Begleitung der Truppen durch den Karmeliten gebeten hatte. Zwar war Dominicus kein offizieller Papstlegat, aber schon bei seiner Ankunft bei den Truppen in Schädring im Juli 1620 soll er als persönlicher Abgesandter des Papstes betrachtet worden sein.
Am 7. November 1620, einen Tag vor der Schlacht am Weißen Berg, erschien Dominicus a Jesu Maria ungebeten im Kriegsrat der katholischen Heerführer, die sich uneinig waren, ob ein Schlag gegen die feindliche Armee zu wagen (so die Position Tillys und des Bayernherzogs) oder besser zu unterlassen sei (so die Position Charles de Bucquoys). Der Karmelit soll hier den Heerführern ein von protestantischen Ikonoklasten geschändetes Bild der Anbetung Christi durch die Hirten gezeigt haben, welches er einen Monat zuvor in Strakonitz gefunden hatte, auf dem allen Abgebildeten außer Jesus die Augen ausgestochen worden waren. Er soll außerdem von mehreren Visionen erzählt haben, in denen den Katholiken der gerechte Sieg gegen die ketzerischen Ikonoklasten mit Hilfe auf katholischer Seite kämpfender Engel prophezeit worden sei.
Herzog Maximilian von Bayern wählte – in Anlehnung an die Schlacht von Lepanto – für die katholische Armee den Schlachtruf „Maria!“ aus und die Fahnen und Banner der katholischen Armee waren mit Mariensymbolen und entsprechenden Aufschriften bestickt. Zu Beginn der Schlacht am 8. November 1620 stand der Karmelitenpater betend neben dem Schlachtfeld. Als der Bayernherzog allerdings eine Niederlage befürchtete, ritt Dominicus mit dem geschändeten Gemälde und seinem Kruzifix direkt auf das Schlachtfeld, wo er Bibelverse brüllte (u.a. Mt 22,21, Psalm 88,50 und Psalm 74,22), was die katholischen Soldaten (und unter diesen vor allem die italienischen Soldaten) angespornt haben soll.
Einige Soldaten berichteten nach der Schlacht, sie hätten gesehen, wie das Gemälde und das Kruzifix Flammen gegen den Feind gespien hätten. Die Anwesenheit von Karmelitenmystik direkt auf dem Schlachtfeld in Person des Pater Dominicus unterstreicht die wichtige Rolle der Religion für die Schlacht am Weißen Berg und die anschließende Deutung des Sieges als göttlicher Urteilsspruch. Die Rolle des geschändeten Bildes verlieh dem Kampf „eine spezifische Dimension (…) einer praktizierten Apologetik“ [1].
Bereits zwei Monate später, im Januar 1621, war Dominicus dann am Wiener Hof, wo er über Jahre hinweg wiederholt versuchte, im Sinne des Papstes auf Kaiser Ferdinand II. einzuwirken, so beispielsweise in der Frage der Kurübertragung 1621 oder auch bezüglich des Konflikts um Mantua 1629. Der Kaiser, der eine hohe Meinung von dem Karmelitenpater gehabt haben soll, entschied nicht nur in den beiden genannten Angelegenheiten im Sinne des Dominicus, sondern ließ diesem auch nach seinem Tod am 16. Februar 1630 eine Beisetzung mit pompöser Zeremonie ausrichten und regte ein Verfahren zu dessen Heiligsprechung an, das allerdings unvollendet blieb.
Anmerkungen
[1] Chaline, Schlacht, S. 99
Literatur in Auswahl:
- Chaline, Oliver, Die Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620), in: 1648. Krieg und Frieden in Europa, Textbd. 1, hg. von Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Europaratsausstellungen, Bd. 26), München 1998, S. 95-101.
- Chaline, Oliver, Religion und Kriegserfahrung. Die Schlacht am Weißen Berge 1620, in: Religionskriege im Alten Reich und in Alteuropa, hg. von Franz Brendle/Anton Schindling, Münster 2006, S. 511-518.
- Giordano, Silvano, Domenico di Gesù Maria, Ruzola (1559-1630). Un carmelitano scalzo tra politica e riforma nella chiesa posttridentina (Institutum Historicum Teresianum, Studia 6), Rom 1991.
- González Cuerva, Rubén, Zwischen höfischem Berater und Missionar. Bruder Dominicus a Jesu Maria und die Heiligkeit der Karmeliten im Heiligen Römischen Reich, in: Transferprozesse zwischen dem Alten Reich und Italien im 17. Jahrhundert. Wissenskonfigurationen – Akteure – Netzwerke, hg. von Sabina Brevaglieri/Matthias Schnettger (Mainzer Historische Kulturwissenschaften, Bd. 29), Bielefeld 2018, S. 91-123.
- Kriegstagebücher aus dem ligistischen Hauptquartier 1620, in: Abhandlungen der Historischen Klasse der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 23, hg. von Siegmund von Riezler (Denkschriften, Bd. LXXVI), München 1906, S. 77-210.
- Lobkowitz, Juan Caramuel, Caramuelis Dominicus. Hoc est, venerabilis P. Dominici a Jesu-Maria, Parthenii Ordinis Carmelit. Excalceat. Generalis, virtutes, labores, prodigia, ecstases, et revelationes; Quibus lectorum instituitur ingenium, et voluntas formatur […], Wien 1655.
- von Riezler, Siegmund, Der Karmeliter P. Dominikus a Jesu Maria und der Kriegsrat vor der Schlacht am Weissen Berge, in: Sitzungsbericht der philosophisch-philologischen und der historischen Classe der königlichen bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München, Bd. 1879.1, München 1879, S. 423-444.
Zitierhinweis: Regina Fürsich, Dominicus a Jesu Maria, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 15.08.2022