Friedrich V. von der Pfalz (geb. 26.08.1596, gest. 29.11.1632)
von Theresa Reich, Aaron Bauer und Marius Wieandt
Friedrich V. (geb. 26. August 1596 in Deinschwang in der Pfalz, gest. 29. November 1632 in Mainz) wuchs überwiegend am Hof des Fürsten von Sedan, dem Vater des französischen Heerführers Henri de Turenne, auf und erhielt dort eine streng calvinistische Erziehung. Nachdem sein Vater bereits im Alter von 35 Jahren verstarb, brach ein Streit zwischen den Häusern Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Neuburg um die Vormundschaft des jungen Friedrich V. aus, der 1610 nach dem Tod seines Vaters Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz wurde. Friedrichs Vater hatte anders als reichsrechtlich vorgesehen nicht den nächsten Verwandten Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg zum Vormund bestimmt, sondern den überzeugten Calvinisten Johann II. von Pfalz-Neuburg.
Um das reformierte Lager zu stärken und die Opposition gegen die Rekatholisierungsbestrebungen Kaiser Rudolfs II. zu vereinen, war die kurpfälzische Heiratspolitik daran interessiert, familiäre Verbindungen zu anderen protestantischen Häusern zu knüpfen. Während Friedrichs Schwestern mit Fürsten des Reiches vermählt wurden, heiratete er selbst 1613 Elisabeth Stuart, die Tochter des englischen Königs Jakob I. Diese Heiratspolitik der kurpfälzischen Dynastie war am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges durchaus kritisch und verschärfte die Gegensätze der konfessionellen Lager.
Als der Pfalzgraf vom Prager Fenstersturz erfuhr, versuchte er zwischen den böhmischen Ständen und Kaiser Matthias offiziell zu vermitteln, während sein Feldherr Fürst Christian von Anhalt die Aufständischen in Prag unterstützte. Im Zuge der starken oppositionellen Bewegung innerhalb der evangelischen Stände in Böhmen wurden Ende des Jahres 1618 erste Überlegungen formuliert, den Kaiser als böhmischen König abzusetzen und stattdessen Friedrich V. den Königstitel anzubieten. Die protestantische Rebellion gegen die Rekatholisierungsbestrebungen des Kaisers entfachte einen außenpolitischen Konflikt, der dazu führte, dass die böhmischen Stände am 28. August 1619 den pfälzischen Kurfürsten als Nachfolger des verstorbenen Matthias zum neuen König wählten. Obwohl ihn die Pfälzer Räte vor der Annahme der Krone warnten, entschied sich Friedrich V. für den Königstitel. Die ihm angetragene Königswürde war für ihn eine göttliche Berufung, die nicht ausgeschlagen werden könne.
Im Oktober 1619 kam der neue böhmische König in Prag an. Bezeichnend für seine Herrschaft war nicht nur die sehr kurze Regentschaft, die ihm den Schandnamen „Winterkönig“ einbrachte, sondern auch das schlechte Verhältnis zu seinen Untertanen, die ihm auf Huldigungsfahrten unter anderem aufgrund seines ausschweifenden Lebensstils teilweise die Huldigung verweigerten. Mit dem Marsch der kaiserlichen Truppen auf Prag und der Niederlage am Weißen Berg am 8. November 1620 verließ der geschlagene König 1621 Böhmen und floh mit seiner Frau über Brandenburg ins Exil in die Niederlande. Über ihn und seinen Feldherrn Christian von Anhalt verhängte Kaiser Ferdinand II. bereits am 29. Januar 1621 die Reichsacht.
Dem Heer des ebenfalls vom Kaiser geächteten Heerführers der bereits aufgelösten Protestantischen Union Ernst von Mansfeld schloss sich Friedrich im Frühjahr 1622 an. Gemeinsam mit dem Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach zogen sie über den Rhein und errangen bei Wiesloch einen Sieg über die Truppen der Katholischen Liga. Die daraus erwachsene Euphorie auf protestantischer Seite wurde durch die Niederlage des badischen Heeres bei Wimpfen wieder gedämpft. Friedrich beendete seine Teilnahme an den Feldzügen im Reich Ende Juni 1622, nachdem er und Mansfeld sich mit dem Heer des „Halberstädters“ Herzog Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel vereinigt hatten und die protestantischen Truppen dazu übergegangen waren, wahllos zu plündern. Ernüchtert kehrte Friedrich in die Niederlande zurück.
Im Sommer 1622 eroberte der kaiserliche General Tilly mit Hilfe spanischer Truppen die Pfalz. Damit hatte Friedrich V. nicht nur sein böhmisches Königreich verloren, sondern auch seine pfälzischen Erblande und damit die Kurwürde, die stattdessen dem Wittelsbacher Maximilian I. von Bayern übertragen wurde. In den folgenden Jahren bemühte Friedrich sich im niederländischen Exil darum, mithilfe wechselnder Verbündeter die Kurpfalz zurückzuerhalten. Letztlich gelang es ihm jedoch weder mit englisch-niederländischer noch mit schwedischer Unterstützung, in seine Erblande zurückzukehren. Auch mit dem Kaiser scheiterten alle Bemühungen einer Aussöhnung. Die Zeit seines Exils verbrachte Friedrich mit aufwendiger Hofhaltung und Jagden, die trotz Zuwendungen durch die niederländischen Generalstaaten häufig seinen finanziellen Spielraum überschritten. Friedrich verstarb am 29. November 1632; erst sein Sohn Karl I. Ludwig sollte 1649 die Pfalz sowie eine neu geschaffene Kurwürde zurückerhalten.
Literatur in Auswahl
- Billhöfer, Peter, „Außer Zweifel ein hoch verständiger Herr und tapferer Kavalier“. Friedrich V. von der Pfalz - Eine biographische Skizze, in: Der Winterkönig. Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges, hg. von Peter Wolf, Stuttgart 2003, S. 19-33.
- Findeisen, Jörg-Peter, Der Dreißigjährige Krieg. Eine Epoche in Lebensbildern, Graz/Wien/Köln 1998, S. 78-83.
- Frese, Annette, Der Winterkönig. Heidelberg zwischen höfischer Pracht und Dreißigjährigem Krieg. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg, Remshalden 2004.
- Prussel, Brennan C., The Winter King. Frederick V of the Palatinate and the Coming of the Thirty Years’ War, Cornwall 2003.
- Schubert, Friedrich Hermann, Art. Friedrich V., in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118693522.html#ndbcontent (aufgerufen am 07.08.2022).
Zitierhinweis: Theresa Reich, Aaron Bauer und Marius Wieandt, Friedrich V. von der Pfalz, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 07.08.2022