Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach (geb. 30.01.1573, gest. 14.09.1638)
von Lea Schneider
Georg Friedrich wurde am 30. Januar 1573 als jüngster Sohn von Markgraf Karl II. (1529-1577) und seiner zweiten Ehefrau Anna (1540-1586), Tochter des Pfalzgrafen Ruprecht von Veldenz-Lauterecken, in Durlach geboren. Als Karl II. am 23. März 1577 starb, wurde für seine drei minderjährigen Söhne – Ernst Friedrich (1560-1604), Jakob III. (1562-1590) und Georg Friedrich – eine Vormundschaftsregierung eingesetzt. Ursprünglich war eine gemeinsame Regierung der Söhne vorgesehen, aber 1584 wurde dann doch auf einen älteren Teilungsplan von 1537 zurückgegriffen.
Ernst Friedrich bekam die untere Markgrafschaft mit der Residenz Durlach, Jakob III. erhielt die Herrschaft Hachberg und Georg Friedrich wurden Rötteln, Sausenberg und Badenweiler zugewiesen. Während Ernst Friedrich und Jakob III. die Regierung gleich antraten, wurde Georg Friedrich unter die Vormundschaft seiner beiden älteren Brüder und seiner Mutter (bis zu ihrem Tod 1586) gestellt.
Obwohl alle drei Erben lutherisch erzogen wurden, verblieb nur Georg Friedrich beim Luthertum. Sein lutherischer Glauben prägte entschieden sein politisches wie privates Leben – bis zu seinem Tod soll er nach seinem eigenen Vermerk 58 Mal die Bibel durchgelesen haben. Ernst Friedrich wandte sich der reformierten Richtung zu, Jakob III. konvertierte zum Katholizismus. Bevor er jedoch in seiner Herrschaft Hachberg die Rekatholisierung vornehmen konnte, starb Jakob III. am 17. August 1590. Das Territorium fiel an Ernst Friedrich.
Im Jahr 1595 trat Georg Friedrich die Regierung der ihm zugesprochenen Landesteile an. Als im Jahr 1604 auch sein ältester Bruder Ernst Friedrich starb, fiel dessen Herrschaftsgebiet an Georg Friedrich. Der von Ernst Friedrich besetzte baden-badische Landesteil (Oberbadische Okkupation 1594-1622) wurde von Kaiser Rudolf II. ebenfalls Georg Friedrich übertragen, jedoch mit der Auflage, das katholische Baden-Baden bei seiner Konfession zu belassen und die kaiserliche Gerichtsbarkeit zu akzeptieren, sollte dieser Landesteil durch einen Richterspruch an die Erben Eduard Fortunats zurückfallen. Somit vereinte Georg Friedrich seit 1535 wieder alle badischen Landesteile, wenn auch unter verschiedenen Rechtstiteln.
Georg Friedrich war um die Einheit seines Territoriums bemüht und strebte – trotz der kaiserlichen Anordnung den baden-badischen Landesteil betreffend – die Konformität der Kirche im lutherischen Sinne an. 1622 gab er eine gemeinsame Landesordnung heraus, die allerdings erst nach dem Dreißigjährigen Krieg unter seinem Sohn und Nachfolger Friedrich V. eingeführt wurde. Um seine Position zu stärken, war Georg Friedrich 1608 an der Gründung der Protestantischen Union beteiligt und begann mit der militärischen Aufrüstung. Er stellte sich auf die Seite des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. und befürwortete seine Annahme der böhmischen Krone. Als der Pfälzer die Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 verlor, löste sich die Union im April 1621 unter Einspruch Georg Friedrichs auf. Den ‚Mainzer Accord‘ zur formalen Auflösung der Union hat er nicht unterzeichnet.
Als der General der Katholischen Liga Johann T’Serclaes von Tilly und der spanische Feldherr Gonzalo Fernández de Córdoba in die Pfalz einmarschierten, sah Georg Friedrich die Grenzen seines Landes bedroht. Am 22. April 1622 unterschrieb er zugunsten seines Sohnes Friedrich V. (1594-1659) seine Abdankungsurkunde, um sich militärisch ganz der Unterstützung der protestantischen Sache widmen zu können. Am selben Tag ging er mit Ernst von Mansfeld ein Bündnis ein.
Die Vereinigung beider Heere scheiterte jedoch, sodass er, unterstützt von einem von Herzog Magnus von Württemberg-Neuenbürg geführten Regiment, am 6. Mai 1622 mit seinem Heer bei Wimpfen auf das vereinigte Heer von Tilly und Córdoba traf. Durch die Explosion von fünf Pulverwägen im Lager Georg Friedrichs bekam die Schlacht eine entscheidende Wendung zugunsten des ligistischen Heeres. Der Markgraf erlitt eine verheerende Niederlage, sein Sohn Friedrich V. musste anschließend den okkupierten baden-badischen Landesteil an den rechtmäßigen Erben Wilhelm von Baden-Baden abtreten.
Im Juni 1622 entließ Georg Friedrich sein Heer. Nichtsdestotrotz zog er sich nicht ins Privatleben zurück, sondern versuchte durch diplomatische Verhandlungen eine antihabsburgische Allianz unter seiner Leitung und mit Hilfe ausländischer Truppen zu bilden. Der Versuch einer neuen Union sollte jedoch scheitern. Nachdem Baden-Durlach von kaiserlichen Truppen besetzt wurde, floh Georg Friedrich nach Genf, welches er wegen Streitigkeiten mit dem calvinistischen Stadtrat im Februar 1626 erneut verlassen musste.
Zunächst zog er nach Thonon in Savoyen, im Juni fand sich Georg Friedrich auf der badischen Burg Rötteln. Als Kaiser Ferdinand II. und Herzog Maximilian von Bayern wegen seinen Unternehmungen Haftbefehl gegen Georg Friedrich erließen, flüchtete er weiter nach Basel. Im Juni 1627 begab er sich in dänische Dienste und wurde vom dänischen König Christian IV. zum Generalleutnant ernannt. Da Georg Friedrich die Havellinie gegen feindliche Truppen nicht verteidigen konnte und stattdessen den Rückzug antrat, wurde er vor das dänische Kriegsgericht gestellt – eine Verurteilung konnte er abwehren.
Mit dem Siegeszug der Schweden bis an den Oberrhein gelang Georg Friedrich die Rückkehr in seine Heimat. Im Juni 1634 nahm er an einer Versammlung der evangelischen Stände Oberdeutschlands unter Leitung Axel Oxenstiernas in Heidelberg teil. Nach der Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen am 5. und 6. September 1634 zog sich Georg Friedrich schließlich nach Straßburg zurück. Dort starb er am 14. September 1638. In der Pforzheimer Schlosskirche erinnert ein 1834 errichtetes Denkmal an die 1622 bei Wimpfen unter Georg Friedrich gefallenen Pforzheimer Bürger. Ein Brustbild des Markgrafen befindet sich über deren Namen.
Literatur in Auswahl
- Berner, Felix, „Verteidige die Wahrheit bis in den Tod“. Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach 1573-1638, in: Baden-württembergische Portraits. Gestalten aus tausend Jahren 800-1800, hg. von Felix Berner, Stuttgart 1985, S. 142-145.
- Brunner, Karl, Die Erziehung des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach, in: Festschrift zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich von Baden, hg. vom Großherzoglichen General-Landesarchiv in Karlsruhe, Heidelberg 1902, S. 137-169.
- Duch, Arno, Art. Georg Friedrich. Markgraf von Baden-Durlach, in: Neue deutsche Biographie, Bd. 6, Berlin 1964, S. 197-199.
- Findeisen, Jörg-Peter, Georg Friedrich. Markgraf von Baden-Durlach, in: Der Dreißigjährige Krieg, hg. von Jörg-Peter Findeisen, Graz u.a. 1998, S. 118-119.
- Gothein, Eberhard, Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert, Heidelberg 1910.
- Haebler, Rolf Gustav, Markgraf Georg Friedrich. Ein Lebensbild aus stürmischer Zeit, in: Badische Heimat 45, Heft 3/4 (1965), S. 204-206.
- Ledderhose, Karl Friedrich, Aus dem Leben des Markgrafen Georg Friedrich von Baden, Heidelberg 1890.
- Mez, Walter, Die Restitution der Markgrafen von Baden-Baden nach der Schlacht bei Wimpfen (1622-30), Freiburg 1912.
- Obser, Karl, Die Grabstätte des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins NF 12 (1897), S. 356-357.
- Obser, Karl, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach und das Projekt einer Diversion am Oberrhein in den Jahren 1623-1627, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 5 (1890), S. 212-242, S. 320-399.
- Press, Volker, Die badischen Markgrafen im Reich der frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins NF 103 (1994), S. 19-57.
- Reitzenstein, Karl Freiherr von, Der Feldzug des Jahres 1622 am Oberrhein und in Westfalen bis zur Schlacht von Wimpfen, 2 Hefte, München 1891/1893.
- Roth, Michael, Die Abdankung Markgraf Georg Friedrichs von Baden-Durlach. Ein Fürst im Unruhestand, in: Thronverzicht. Die Abdankung in Monarchien vom Mittelalter bis in die Neuzeit, hg. von Susan Richter/Dirk Dirbach, Köln u.a. 2010, S. 191-212.
- Schuhmacher, Oskar, Die Schloßkirche zu Pforzheim St. Michael, Heidelberg 1950.
Zitierhinweis: Lea Schneider, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach , in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 7.11.2023.