Französischer Kriegseintritt (1635)

von Regina Fürsich

Armand Jean du Plessis de Richelieu (1585-1642) [Quelle: Unibibliothek Tübingen].
Armand Jean du Plessis de Richelieu (1585-1642) [Quelle: Unibibliothek Tübingen].

Die französische Kriegserklärung an Spanien am 19. Mai 1635 und der damit verbundene Kriegseintritt Frankreichs stellen einen Wendepunkt im Dreißigjährigen Krieg dar. Bereits davor hatte sich Frankreich eine ganze Zeit lang verdeckt am Krieg beteiligt, beispielsweise mit Subsidien an die Gegner Habsburgs. So sagte Frankreich Schweden im Vertrag von Bärwalde von 1631 finanzielle Unterstützung zu, wofür Schweden versichern musste, keinen Separatfrieden mit dem Kaiser zu schließen. Auch die Niederlande und Oberitalien waren bereits vor dem offenen Kriegseintritt Frankreichs ein Teil von Frankreichs indirekter Kriegsführung gewesen. Mit dem Heilbronner Bund und den Generalstaaten hatte Frankreich bereits 1634 ebenfalls Bündnisse geschlossen.

Neben solchen Bündnisverträgen setzte Frankreich seit etwa Ende 1630 bzw. Anfang 1631 auf eine Strategie der „Passagen- und Protektionspolitik“,[1] bei der durch Protektionsverträge, wie beispielsweise der Vertrag mit Kurtrier 1632, die Festungen Ehrenbreitstein, Philippsburg oder Koblenz französische Besatzungen erhielten und damit als Passagen in das Reichsgebiet für den Fall eines Kriegseintrittes dienen konnten.

Die Gründe für das Engagement des katholischen Frankreich gegen das ebenfalls katholische Haus Habsburg waren vielfältig. Ein Faktor war die Befürchtung Frankreichs, von den spanischen und den österreichischen Habsburgern geographisch umfasst zu werden. Verbunden damit war der Anspruch Frankreichs, einer habsburgischen Universalmacht als alleiniger Protektor der (katholischen) Christenheit entgegenzutreten. Burkhardt sieht hierin ein eigenes französisches Streben nach der Universalmacht, Malettke widerspricht der These und sieht es als Ziel Frankreichs an, im Sinne des Gleichgewichtskonzeptes und der Sicherung des Staatenpluralismus eine Gruppe von Staaten mit Frankreich als Kopf zu schaffen, die ein Gegengewicht zu Habsburg darstellen sollte.

Die Niederlage der Schweden in der Schlacht von Nördlingen 1634 hatte diese Pläne gefährdet. Als der Kurfürst von Trier, der seit dem Protektionsvertrag von 1632 unter französischem Schutz stand, am 26. März 1635 gefangengenommen wurde, bot das den Anlass zum französischen Kriegseintritt, der am 19. Mai mit der Kriegserklärung Frankreichs an Spanien erfolgte.

Anmerkungen

[1] Malettke: Frankreichs Reichspolitik, S. 182.

Literatur in Auswahl

  • Burkhardt, Johannes, Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt a. M. 2015.
  • Kampmann, Christoph, Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines Europäischen Konflikts, Stuttgart 2013.
  • Langer, Herbert, Der „Königlich Schwedische in Deutschland geführte Krieg“, in: 1648. Krieg und Frieden in Europa, Textbd. 1, hg. von Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Europaratsausstellungen, Bd. 26), München 1898, S. 187-196.
  • Malettke, Klaus, Frankreichs Reichspolitik zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens, in: 1648. Krieg und Frieden in Europa, Textbd. 1, hg. von Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Europaratsausstellungen, Bd. 26), München 1898, S. 177-186.
  • Meyer, Jean, Der andere Dreißigjährige Krieg oder Von der Natur des Krieges. Frankreich im Dreißigjährigen Krieg, in: 1648. Krieg und Frieden in Europa, Textbd. 1, hg. von Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Europaratsausstellungen, Bd. 26), München 1898, S. 169-176.
  • Weber, Hermann, Vom verdeckten zum offenen Krieg. Richlieus Kriegsgründe und Kriegsziele 1634/35, in: Krieg und Politik 1618-1648. Europäische Probleme und Perspektiven, hg. von Konrad Repgen (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 8), München 1888, S. 203-217.

Zitierhinweis: Regina Fürsich, Französischer Kriegseintritt, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 06.12.2023.

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