Übersetzung in Leichte Sprache: Erziehungsvorstellungen in den ersten Nachkriegsjahrzehnten

 

Dieser Text ist in Leichter Sprache.

So können viele Menschen den Text gut lesen und verstehen.

Die Infos sind aus einem Text von Corinna Keunecke.

In dem Text von Corinna Keunecke sind noch mehr Infos. Sie können den Text hier lesen.

Der Text von Corinna Keunecke ist nicht in Leichter Sprache.

 

Wie Eltern früher die Kinder erziehen Kinder-Erziehung verändert sich sehr

Eltern erziehen ihre Kinder heute ganz anders als früher.

Früher sind Eltern sehr streng zu den Kindern.

Die Eltern sagen, was die Kinder tun sollen.

Und die Kinder müssen gehorchen.

Das hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg langsam geändert.

Heute sind Eltern viel liebevoller zu den Kindern.

Und die Kinder dürfen mitbestimmen.

Familien nach dem Zweiten Weltkrieg

 © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers

Im Krieg erleben die Menschen viel Schlimmes.

Viele Menschen sterben durch den Krieg.

Im Jahr 1945 ist der Krieg vorbei.

Danach ändert sich viel in den Familien.

In vielen Familien fehlt zum Beispiel der Vater oder die Mutter.

Einige Menschen leben wie eine Familie, obwohl sie nicht verwandt sind.

Ab dem Jahr 1950 wird das wieder anders:

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  • Eine Familie soll Vater und Mutter haben.
  • Die Eltern sollen am besten 1 oder 2 Kinder haben.
  • Der Vater verdient das Geld und

darf alles bestimmen.

Die Mutter wäscht, kocht, putzt und erzieht die Kinder.

Einige Ehefrauen und Mütter arbeiten auch.

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So hat die Familie mehr Geld und kann sich mehr kaufen.

Aber viele Menschen finden das falsch.

Sie finden: Frauen sollen nur arbeiten, wenn sie noch nicht verheiratet sind.

Ehefrauen sollen zu Hause bleiben.

Kurz nach dem Krieg gibt es nur wenige Kinderkrippen und Kindergärten.

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Die Mütter kümmern sich zu Hause um die Kinder.

Aber einige Mütter wollen Kindergarten-Plätze für ihre Kinder.

Viele Menschen finden: Das sind schlechte Mütter.

Erst ab dem Jahr 1960 gibt es immer mehr Kindergärten und Kinderkrippen.

Viele Eltern haben im Krieg Schlimmes erlebt.

Sie hatten selbst keine gute Kindheit.

Ihre Kinder haben es besser.

Die Eltern haben genug Essen und Spielzeug für ihre Kinder.

Aber viele Eltern wissen nicht, wie sie lieb zu den Kindern sein können.

Liebe ist in der Erziehung noch nicht so wichtig. Wichtiger ist:

 © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers
  • Die Kinder sollen gehorchen.
  • Die Kinder sollen ordentlich sein und nicht auffallen.
  • Die Kinder sollen keine Fragen stellen.

Die Eltern bestimmen damals alles für die Kinder.

Die Eltern spielen wenig mit den Kindern.

Und sie reden wenig mit den Kindern.

Einige Eltern schlagen ihre Kinder.

Vielen Kindern geht es darum nicht gut.

Menschen erzählen von ihrer Kindheit

Wilfried ist im Jahr 1961 geboren.

So erinnert er sich an seine Kindheit: Er und seine Geschwister sind fast den ganzen Tag alleine.

Die Eltern haben einen Laden und arbeiten den ganzen Tag.

Abends sind die Eltern müde.

Die Eltern haben keine Zeit für die Kinder.

Claudia ist im Jahr 1954 geboren.

So erinnert sie sich an ihre Kindheit: Sie muss als Kind immer gehorchen.

Wenn Erwachsene reden, müssen die Kinder leise sein.

Die Kinder müssen essen, was auf den Tisch kommt.

Auch wenn ihnen das Essen nicht schmeckt.

Die Kinder sollen immer gerade sitzen und sich immer gut benehmen.

Editha ist im Jahr 1949 geboren.

So erinnert sie sich an ihre Kindheit: Ihre Nachbarn haben keine Kinder.

Darum spielen die Nachbarn gern mit Editha und den anderen Kindern.

Die Kinder finden das toll.

Aber die Erwachsenen reden schlecht über die Nachbarn.

Man spielt nämlich nicht mit Kindern.

Kinder haben früher oft Angst vor ihren Eltern

Frau Lehmann ist im Jahr 1954 geboren.

So erinnert sie sich an ihre Kindheit: Viele Menschen sagen: Kinder haben früher mehr Respekt vor den Eltern.

Aber Frau Lehmann findet: Das war gar kein Respekt.

Frau Lehmann hatte keinen Respekt vor ihrem Vater.

Aber Frau Lehmann hatte Angst vor ihrem Vater.

Frau Herz ist im Jahr 1951 geboren.

So erinnert sie sich an ihre Kindheit: Sie traut sich als Kind viele Sachen nicht.

Sie hat Angst vor der Strafe.

Später hat Frau Herz selbst Kinder.

Ihre Kinder dürfen viel mehr machen.

Ihre Kinder müssen keine Angst mehr vor Strafen haben.

Antje ist im Jahr 1963 geboren.

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So erinnert sie sich an ihre Kindheit: Sie hatte Angst vor ihrem Vater.

Der Vater kommt abends von der Arbeit nach Hause.

Der Vater fragt die Mutter, ob die Kinder brav waren.

Der Vater bestraft die Kinder, wenn sie nicht brav waren.

Zum Beispiel schlägt er sie.

Oder die Kinder dürfen nicht mehr draußen spielen.

Eine Mutter sagt damals: Eltern müssen ihre Kinder schlagen.

Sonst werden die Kinder später zu Verbrechern.

Die Erziehung ändert sich aber langsam.

Kinder bekommen noch viele Jahre lang Schläge.

Aber die Eltern schlagen ihre Kinder seltener.

Die Aufgaben von Vater und Mutter

Früher arbeitet der Vater den ganzen Tag.

Nicola weiß als Kind nicht, dass ihr Vater abends nach Hause kommt.

Der Vater kommt immer sehr spät nach Hause.

Darum sieht Nicola den Vater nie.

Nicola denkt, dass der Vater nur am Wochenende zu Hause ist.

Mariannes Vater kommt abends nach Hause.

Der Vater will, dass zu Hause alles perfekt ist.

Die Mutter muss sich darum kümmern.

Das Essen soll gut sein und alles soll aufgeräumt sein.

Die Kinder sollen ruhig sein.

Ende der 1960er Jahre ändert sich die Erziehung

 © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers

Irgendwann finden die Leute:

  • Eltern sollen nicht so streng sein.
  • Kinder sollen mehr mitbestimmen dürfen.
  • Kinder dürfen sagen, was sie wollen.
  • Die Eltern sollen den Kindern mehr helfen.

Und die Eltern sollen darauf achten, was die Kinder brauchen.

Die Menschen verstehen auch: Eine sehr strenge Erziehung kann Kinder krank machen.

Darum sagen Fachleute, dass Eltern die Kinder nicht schlagen sollen.

Viele Eltern wissen nicht genau, wie sie die Kinder erziehen sollen.

 © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers

Eine Mutter erzählt: Meine Tochter ist im Jahr 1962 geboren.

Ich dachte: Ich mache alles genauso wie meine eigene Mutter.

Aber meine Mutter hat mich oft geschlagen.

Darüber war ich als Kind sehr wütend.

Darum habe ich meine Tochter nicht so schlimm geschlagen.

Aber ab und zu hat meine Tochter einen Schlag auf den Popo bekommen.

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Zum Beispiel, weil sie etwas falsch gemacht hat.

Ab und zu war ich ganz durcheinander.

Ich wusste nicht, was richtig ist.

Einige Leute sagten, dass Kinder Schläge brauchen.

Aber andere Leute sagten, dass Eltern Kinder nicht schlagen sollen.

Es gibt viele verschiedene Meinungen über Familie und Erziehung.

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Aber immer mehr Menschen finden eine liebevolle Erziehung gut.

So verändert sich langsam, wie Eltern die Kinder erziehen.

 

 

Text in Leichter Sprache: © Büro für Leichte Sprache, Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., 2022.

Bilder: © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers