Eremitische Kleinklöster

von Matthias Untermann

Stilisierte Darstellung des Augustinereremitinnenklosters Adelheiden, in einer Waldlichtung gelegen, auf einer kolorierten Karte von Johann Baptist Sauter, 1793, nach einer Vorlage von 1752. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H Dettingen 1 (Ausschnitt)]
Stilisierte Darstellung des Augustinereremitinnenklosters Adelheiden, in einer Waldlichtung gelegen, auf einer kolorierten Karte von Johann Baptist Sauter, 1793, nach einer Vorlage von 1752. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H Dettingen 1 (Ausschnitt)]

In keiner anderen deutschen Region sind kleine, ortsfern im Wald oder in unbedeutenden Dörfern gegründete geistliche Gemeinschaften so gut fassbar wie in Baden und Hohenzollern. Sie stehen einerseits in einer uralten monastischen Tradition des eremitischen Rückzugs in die Einsamkeit, die theologisch schon im Mittelalter gegenüber den konventualen Klöstern oft gering geschätzt wurde, und andererseits dokumentieren sie die spirituellen Bedürfnisse von Frauen und Männern, die auch fern der Städte den Rückzug aus der Welt angestrebt haben. Von einigen ist die genaue Lage bekannt, vereinzelt sind auch ihre Bauten überliefert.

In der Bergeinsamkeit nahe zu exponierten Kuppen, des Höchsten und des Witthoh, entstanden die Frauengemeinschaften von Brunnen und Rubacker, einsam in Tälern die Frauenkonvente von Bächen und Grünenberg, hoch über dem Bodensee die Schwestern- bzw. Mönchskonvente von (Alt-)Birnau und St. Katharina am Überlinger See. Für Bächen zeigt eine Ansicht den barocken Bauzustand mit einem recht großen, dreigeschossigen Konventhaus und mehreren Wirtschaftsgebäuden. Männer franziskanischer Spiritualität zogen

sich ebenfalls in einsam gelegene Klausen zurück, in Betenbrunn, auf einen Berg bei Durbach, an den Rand des Schwarzwalds bei Fremersberg und in ein abgeschiedenes Tal bei Rangendingen. Viele weitere Eremitagen und »Bruderhäuser« in abgeschiedener Lage waren nur von einzelnen Klausnern bewohnt und gehören deshalb nicht zum Thema des Klosterbuchs; nur selten gibt es archäologische Befunde (Eichelbuck bei Vogtsburg[1]) oder erhaltene Bauten (Egg bei Heiligenberg).

Frühneuzeitliche Bauten und Ausstattungen [Karte: SIMPLYMAPS.de]
Frühneuzeitliche Bauten und Ausstattungen [Karte: SIMPLYMAPS.de]. Zum Vergrößern bitte klicken.

Auch in großen Klöstern strebten manche Konventualen nach einem überschaubaren Leben an Orten fern der Welt und ihres großen Konvents. Benediktiner von Stein am Rhein besiedelten im Hochschwarzwald die Propstei Neuenzell. Benediktiner der Reichenau zogen sich auf den nahen Bodanrück in die Einsamkeit der Klausen von Adelheiden, Türrain bei Kaltbrunn und St. Katharina am Überlinger See zurück; Adelheiden wurde später von einem Frauenkonvent übernommen. Die Zisterzienser von Salem übernahmen das kleine Kloster Frauenberg, das in der schwer zugänglichen, exponiert und weithin sichtbar über dem Bodensee gelegenen Höhenburg der Grafen von Bodman gegründet wurde. Auch das Frauenkloster St. Katharina im Mainauwald und das Schwesternhaus Bodenwald lagen auf dem Bodanrück einsam im Wald. In Neuenzell übernahmen oder errichteten die Benediktiner ein dreigeschossiges turmartiges Steinhaus. Auf dem Frauenberg wurden die Kapelle, alle Gemeinschaftsräume und die Zellen in das ältere, sehr enge Burggebäude integriert. In Adelheiden war die kleine Kirche im 18. Jahrhundert mit einem einfachen Konventhaus verbunden.

Für die zumindest temporär eremitisch lebenden Brüder des Wilhelmitenordens wird eine Lage des Klosters in St. Wilhelm, in der dramatischen Bergeinsamkeit eines Schwarzwaldtals, vermutet; sicher aber im weniger abgeschiedenen Oberried. Die Wilhemiten verlegten ihren Sitz früh nach Freiburg und später wieder nach Oberried zurück. In Mühlbach gründeten sie ein Kloster in Dorflage, dessen gotische Kirche partiell erhalten ist; die Mönche betreuten von dort aus den exponierten Ottilienberg.

Der jüngere »Orden des ersten Einsiedlers St. Paulus« (Pauliner) übernahm auf dem höchsten Berg des Kaiserstuhls (Totenkopf) eine Eremitage (Vogtsburg) und gründete im Schwarzwald in Grünwald ein einsam gelegenes, zweiflügliges Kloster, von der aus eine 3,5 km entfernte, schwer erreichbare Pfarrei betreut wurde. Einsam in einem Tal am Schwarzwaldrand lag auch das Paulinerkloster Kirnhalden. Eine ortsferne Eremitage bei Tannheim in der Baar wurde ebenfalls von den Paulinern übernommen. Nur in Bonndorf siedelten sie sich später unmittelbar an der Pfarrkirche des Dorfes an und errichteten ihr Kloster östlich der Kirche. In Kirnhalden waren Reste der kleinen Anlage erhalten, auf dem Totenkopf gibt es nur unklare Grabungsfunde[2]; in Tannheim, Grünwald und Bonndorf sind die barocken Kirchen und Klöster bekannt.

Ungewöhnlich ist das kleine, bis heute einsam gelegene Kollegiatstift Betenbrunn, das anstelle einer Franziskanereremitage entstand und seine Kirche sowie mehrere Stiftskurien im barocken Zustand bewahrt hat.

Anmerkungen

[1] Jenisch2003 (b); Jenisch/Steffens 2003, S. 62–71.
[2] Jenisch/Steffens 2003, S. 61 f.

Die vollständigen Literaturangaben sowie die Auflösung der Abkürzungen finden Sie hier.

Zitierhinweis: Matthias Untermann, Eremitische Kleinklöster, in: Badisches Klosterbuch, URL: […], Stand: 10.06.2025.

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