Aktendeckel
Woran lässt sich das Dokument erkennen?
Typischerweise ist der Aktendeckel bei Strafrechtsverfahren rot und trägt markant sichtbar im oberen Drittel den Namen der Behörde, darunter steht der Schriftzug „Strafrechtspflege. In der Strafsache…“.
Welche Informationen lassen sich auf dem Dokument finden?
Auf dem Aktendeckel sind bereits die Namen der Beschuldigten, ihre Berufe, Geburtsdaten und Wohnorte, die Vorwürfe und die Namen ihrer Verteidiger zusammengestellt sowie die für das Verfahren zuständige Behörde und das Jahr, in dem die Akte angelegt wurde. Auf Handakten, Strafvollstreckungsakten, Gnadenhefte, Beweismappen wurde mindestens immer die zuständige Behörde, das Jahr und das Aktenzeichen notiert. Zusätzlich findet man Angaben über die Beweisstücke, ob die Akte an eine andere Stelle wie das Reichsjustizministerium weitergegeben wurde, wann die Akte theoretisch vernichtet werden sollte und die Signatur des Archives, in dem die Akte heute verwahrt wird.
Wer hat das Dokument erstellt?
Der Aktendeckel hat keinen einzelnen Autor oder Ersteller. Das Formular, das dem Deckel zugrunde liegt, war standardisiert. Die vorgegebenen Bereiche wurden dann von verschiedenen Personen ausgefüllt. In der Regel waren dies ein Beamter der Geschäftsstelle, ein Kostenbeamter und ein Berichterstatter, der wiederum ein Staatsanwalt, ein Rechtsreferendar oder ein beisitzender Richter gewesen sein konnte. Auch Archivangestellte schreiben an den Aktendeckeln mit, indem sie den dort deutlich sichtbaren Archivstempel aufsetzen und die Signatur eintragen.
Was ist bei dem Dokument zu bedenken?
Auf dem Aktendeckel wurden rechtstaatswidrige und menschenverachtende Vorgaben der NS-Diktatur in jahrzehntealte Praktiken der deutschen Rechtspflege eingebettet und lassen sie so als unproblematisch erscheinen. Es können beispielsweise neben Paragrafen des seit Ende des 19. Jahrhunderts geltenden Reichsstrafgesetzbuchs auch Abschnitte der Reichstagsbrandverordnung, die grundlegende Rechte der Weimarer Reichsverfassung aushebelte und den Terrorapparat der NS-Diktatur ermöglichte, stehen.

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