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"Flussgemüse" - Die Fischzucht der Maulbronner Mönche

Klosteransicht Kieser
Die ehemalige Zisterzienserabtei Maulbronn. Kolorierte Federzeichnung von A. Kieser, 1683. Quelle: HStAS
Bis heute finden sich rund um das Kloster Maulbronn Spuren der zisterziensischen Landwirtschaft. Das Ideal der Selbstversorgung und -bewirtschaftung spielte beim Bau der riesigen Klosterstadt ab Mitte des 12. Jahrhunderts eine zentrale Rolle. Wie alle Lebensbereiche der Mönche unterlagen auch die Mahlzeiten den strengen Ordensregeln des heiligen Benedikt. Für die Klosterküchen bedeutete das sowohl die Versorgung einer vielköpfigen Gemeinschaft sicherzustellen als auch die Grundsätze der asketischen Lebensführung zu berücksichtigen. So standen auf dem Speiseplan der Mönche meist fettarme Gemüsegerichte, Getreidebrei oder Fisch. Denn Fisch galt als „Flussgemüse“ und fiel somit nicht unter das Verbot des Verzehrs „vierfüßiger Tiere“. Entsprechend spielte Fisch im Klosteralltag eine wichtige Rolle. Doch auch die Nachfrage nach Fisch in der Bevölkerung war insbesondere während der Fastenzeit groß. Wie viele andere Klöster begannen die Maulbronner Mönche, Fische zu züchten und legten dazu über mehrere Geländestufen ein Netz von etwa 20 Teichen an, die untereinander durch ein umfangreiches Kanalsystem verbunden waren. Die Maulbronner Gemarkung –nicht umsonst als Klostergrund ausgesucht –bot hierfür mit ihrem Reichtum an Quellen und Bächen, allen voran der Salzach, günstigste Voraussetzungen. In einem Lagerbuch des Klosters findet sich die Maulbronner Seeordnung von 1561, die nach der württembergischen Eroberung und Reformation des Klosters verfasst wurde. Diese Seeordnung gilt als älteste komplette Bestandsaufnahme der 20 Teiche und listet Namen, Größe, Funktion, Fischbesatz und Erhaltungszustand der Gewässer auf. In späteren Jahrhunderten wurde dieses Wassersystem immer weiterentwickelt bis im 19. Jahrhundert die meisten Teiche schließlich trockengelegt und als landwirtschaftliche Flächen umgenutzt wurden. Von den im 12. Jahrhundert angelegten Weihern sind heute nur noch drei vollständig erhalten: der Tiefe See, der Roßweiher und der Aalkistensee. Mehr über das Kloster und  Maulbronns historisches Wassersystem können Sie in der Klosterdatenbank und beim Landesamt für Denkmalpflege nachlesen. (JH)
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