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„Krabaten“ -  kroatische Reiter

Hintergrund einer Legende aus dem Dreißigjährigen Krieg

Kostüm für Kroaten im „Wallenstein“ von Friedrich Schiller aus der Überlieferung des Hof- und Staatstheaters Stuttgart (1807-1978) im Staatsarchiv Ludwigsburg, Quelle: Landesarchiv BW, StAL E 18 VII Bü 235 https://bit.ly/3UCUuDF

Die Erzählung „Krabat“ des Jugendbuchautors Otfried Preußler ist die Geschichte eines Waisenjungen, der in den Bann eines Schwarzen Zauberers gerät, sich gegen ihn auflehnt und am Ende seine Macht brechen kann. Der Inhalt beruht auf einer sorbischen Sage. Preußler siedelte den Schauplatz im Koselbruch in der Lausitz an. Die Ereignisse spielen vor dem Hintergrund des Großen Nordischen Krieges zu Beginn des 18. Jh.

Die historischen „Krabaten“ tauchen aber schon früher auf. Der Name leitet sich von „Hrvat“ für Kroate ab. Als Kroatien ab dem ausgehenden 15. Jh. unter den Einflussbereich der Habsburgermonarchie kam, entwickelte sich im Grenzland zum osmanischem Gebiet eine im Kampf mit verschiedenen Waffen erprobte und schlagkräftige Reiterei. In größerem Umfang traten sie als Soldaten während des Dreißigjährigen Krieges in Erscheinung. Die flexiblen berittenen Infanteristen wurden in der kaiserlichen Armee unter Tilly und Wallenstein eingesetzt und oft als Vorhut oder Aufklärer vorausgeschickt. Für die Bevölkerung waren sie die ersten Boten des herannahenden Krieges und sorgten allein durch ihr Erscheinen für Furcht und Schrecken. Wie bei allen Söldnern des Dreißigjährigen Krieges kam es auch hier zu gewaltsamen Übergriffen. Dazu wurde der schlechte Ruf der Kroaten von der gegnerischen Seite für Propagandazwecke genutzt. Im Südwesten taten sie sich bei der Eroberung Heidelbergs 1622 hervor. Die Anzahl der in der kaiserlichen Armee eingesetzten Kroaten soll zu Spitzenzeiten bis zu 20.000 Mann betragen haben, wobei die ebenfalls vertretenen Gruppen von Serben, Walachen, Ungarn, Kosaken und anderen mit einbezogen wurden. Darüber hinaus waren sie in dänischen, französischen oder spanischen Einheiten vertreten.

Für die meisten endete der Militärdienst mit dem Westfälischen Frieden. Als Zeugen ihrer Anwesenheit finden sich bis heute Steinkreuze aus der Zeit des Dreißigjähringen Krieges, die als „Kroatenkreuze“ überliefert sind. Ein Beispiel ist in Schwäbisch Gmünd erhalten. Das Kreuz mit doppeltem Querbalken wurde am Ende des Krieges von einer Müllerfamilie gestiftet und teilt seine Bezeichnung mit dem nahen „Kroatensteg“, von dem es vermutlich seinen Namen erhielt. Die Inschrift HISOSTM wird als „Hoc In Signo Omnis Salus Totius Mundi – In diesem Zeichen liegt das Heil der ganzen Welt“ interpretiert. In Sachsen beschäftigte Kurfürst Johann Georg II. ab 1660 bis zu seinem Tod eine Leibkompanie, die „Kroaten zu Ross“ unter dem Kommando des Grafen Janko Peranski. Der von dunklen Legenden umrankte Ruf der Kroaten ging in die Literatur ein und lebte dort für längere Zeit weiter. Sie spielen eine Rolle im Simplicissimus des Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und auch Friedrich Schiller nutzte sie als Figuren in seinem 1799 uraufgeführten Drama „Wallensteins Tod“. Die Figur des Krabat in der sorbischen Volkssage, verschiedene Episoden, die in eine Rahmenhandlung eingebettet sind, wurde mit dem in Kroatien gebürtigen Obristen Johann Schadowitz, der 1704 in Särchen im Landkreis Bautzen starb, in Verbindung gebracht. Er soll als Schwarzkünstler gewirkt haben, wobei seine Person als Anknüpfungspunkt für weitere phantastische Geschichten und Ereignisse diente.

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